Warum Fortuna den Ayhan-Transfer blockiert
Der Transfer des Verteidigers zu US Sassuolo ist mittlerweile eine Sache der Anwälte. Streitpunkt ist die rechtmäßige Vorlage einer Bankgarantie.
Eigentlich schien alles klar: Im bis 2022 gültigen Vertrag zwischen Kaan Ayhan und Fortuna sind zwei Ausstiegsklauseln festgelegt: Sechs Millionen Euro bei Erstligazugehörigkeit, zwei Millionen nach Abstieg.
„Wir sind verpflichtet,
zu prüfen, ob die Vorgänge rechtmäßig waren“
Uwe Klein
Fortunas Sportvorstand
Der italienische Erstligist US Sassuolo war und ist auch bereit, diese zwei Millionen zu bezahlen. Nach Informationen unserer Redaktion hat der Klub das Geld auch überwiesen, allerdings erfolgte die Wertstellung auf Fortunas Konto erst am 3. August. Das Problem: Die Ausstiegsklausel war nur bis zum 31. Juli gültig. Nun ist es ein Fall für den juristischen Beistand beider Klubs.
In Ayhans Vertrag sollen vier zu erfüllende Bedingungen enthalten sein, damit die Ausstiegsklausel vor oder am 31. Juli 2020 bis 24 Uhr wirksam wird: 1. Es braucht in Textform eine Vorlage eines rechtsverbindlichen und unwiderruflichen Angebots eines Klubs, in dem die Summe der Ausstiegsklausel zuzüglich der jeweils gültigen Umsatzsteuer enthalten ist. 2. Beim abgebenden Verein muss eine unwiderrufliche Bankgarantie einer in der EU ansässigen Geschäftsbank über die Höhe der Ablösesumme im Original vorliegen. 3. Es braucht einen schriftlichen Lösungswunsch des Vertrags vom Spieler – in diesem Fall Kaan Ayhan – in Textform. 4. Es muss ein rechtswirksamer Transfervertrag geschlossen werden.
Die Streitfrage zwischen den beiden Parteien ergibt sich aus Punkt zwei: Nach Ansicht des Düsseldorfer Klubs hat es Sassuolo sowohl verpasst, das Geld rechtzeitig vor Ablauf der Klausel zu überweisen oder in bar zu übergeben als auch die Bankgarantie in der richtigen Form vorzulegen.
Sassoulo ist anderer Ansicht. Wie es heißt, hat der italienische Klub der Fortuna einen Überweisungsbeleg zugeschickt. Auf diesem sollen einige Formulierungen zu lesen sein, die den Düsseldorfern allerdings zu denken gegeben haben: Priorität: Nein. Status: In viato (In attesa di conferma) [zu deutsch: geschickt (ausstehende Bestätigung)]. Aus Fortunas Sicht ist dieser Beleg keine ausreichende Form einer Bankgarantie.
Nun kümmern sich Anwälte beider Klubs um den Fall. Ausgang offen. Sollte Fortuna am Ende Recht bekommen, wäre die Ausstiegsklausel verfallen und die Ablösesumme für Ayhan ab sofort frei verhandelbar.
Zu den Details des Rechtsstreites wollte sich Fortuna auf Anfrage nicht äußern. Sportvorstand Uwe Klein sagte allerdings: „Es geht überhaupt nicht darum, den Transfer zu
verhindern. Wir respektieren Kaans Wunsch nach einer neuen Herausforderung. Aber der Vorstand ist dem Aufsichtsrat und den Mitgliedern gegenüber verpflichtet, den Verein bestmöglich zu vertreten und zu prüfen, ob die Vorgänge rechtmäßig waren.“
Kaan Ayhan wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch zu den Vorgängen rund um seinen Wechsel nicht äußern.
Der 25-jährige Innenverteidiger will nach dem Abstieg mit Fortuna eine neue Herausforderung bei einem europäischen Erstligisten angehen – auch im Hinblick auf die anstehende Europameisterschaft 2021, an der er mit der türkischen Nationalmannschaft teilnehmen möchte.
Ayhan war im Sommer 2016 vom FC Schalke nach Düsseldorf gewechselt. Sein Marktwert wird derzeit auf rund sieben Millionen Euro geschätzt.