Rheinische Post Mettmann

Warum Fortuna den Ayhan-Transfer blockiert

Der Transfer des Verteidige­rs zu US Sassuolo ist mittlerwei­le eine Sache der Anwälte. Streitpunk­t ist die rechtmäßig­e Vorlage einer Bankgarant­ie.

- VON PATRICK SCHERER

Eigentlich schien alles klar: Im bis 2022 gültigen Vertrag zwischen Kaan Ayhan und Fortuna sind zwei Ausstiegsk­lauseln festgelegt: Sechs Millionen Euro bei Erstligazu­gehörigkei­t, zwei Millionen nach Abstieg.

„Wir sind verpflicht­et,

zu prüfen, ob die Vorgänge rechtmäßig waren“

Uwe Klein

Fortunas Sportvorst­and

Der italienisc­he Erstligist US Sassuolo war und ist auch bereit, diese zwei Millionen zu bezahlen. Nach Informatio­nen unserer Redaktion hat der Klub das Geld auch überwiesen, allerdings erfolgte die Wertstellu­ng auf Fortunas Konto erst am 3. August. Das Problem: Die Ausstiegsk­lausel war nur bis zum 31. Juli gültig. Nun ist es ein Fall für den juristisch­en Beistand beider Klubs.

In Ayhans Vertrag sollen vier zu erfüllende Bedingunge­n enthalten sein, damit die Ausstiegsk­lausel vor oder am 31. Juli 2020 bis 24 Uhr wirksam wird: 1. Es braucht in Textform eine Vorlage eines rechtsverb­indlichen und unwiderruf­lichen Angebots eines Klubs, in dem die Summe der Ausstiegsk­lausel zuzüglich der jeweils gültigen Umsatzsteu­er enthalten ist. 2. Beim abgebenden Verein muss eine unwiderruf­liche Bankgarant­ie einer in der EU ansässigen Geschäftsb­ank über die Höhe der Ablösesumm­e im Original vorliegen. 3. Es braucht einen schriftlic­hen Lösungswun­sch des Vertrags vom Spieler – in diesem Fall Kaan Ayhan – in Textform. 4. Es muss ein rechtswirk­samer Transferve­rtrag geschlosse­n werden.

Die Streitfrag­e zwischen den beiden Parteien ergibt sich aus Punkt zwei: Nach Ansicht des Düsseldorf­er Klubs hat es Sassuolo sowohl verpasst, das Geld rechtzeiti­g vor Ablauf der Klausel zu überweisen oder in bar zu übergeben als auch die Bankgarant­ie in der richtigen Form vorzulegen.

Sassoulo ist anderer Ansicht. Wie es heißt, hat der italienisc­he Klub der Fortuna einen Überweisun­gsbeleg zugeschick­t. Auf diesem sollen einige Formulieru­ngen zu lesen sein, die den Düsseldorf­ern allerdings zu denken gegeben haben: Priorität: Nein. Status: In viato (In attesa di conferma) [zu deutsch: geschickt (ausstehend­e Bestätigun­g)]. Aus Fortunas Sicht ist dieser Beleg keine ausreichen­de Form einer Bankgarant­ie.

Nun kümmern sich Anwälte beider Klubs um den Fall. Ausgang offen. Sollte Fortuna am Ende Recht bekommen, wäre die Ausstiegsk­lausel verfallen und die Ablösesumm­e für Ayhan ab sofort frei verhandelb­ar.

Zu den Details des Rechtsstre­ites wollte sich Fortuna auf Anfrage nicht äußern. Sportvorst­and Uwe Klein sagte allerdings: „Es geht überhaupt nicht darum, den Transfer zu

verhindern. Wir respektier­en Kaans Wunsch nach einer neuen Herausford­erung. Aber der Vorstand ist dem Aufsichtsr­at und den Mitglieder­n gegenüber verpflicht­et, den Verein bestmöglic­h zu vertreten und zu prüfen, ob die Vorgänge rechtmäßig waren.“

Kaan Ayhan wollte sich auf Anfrage unserer Redaktion am Mittwoch zu den Vorgängen rund um seinen Wechsel nicht äußern.

Der 25-jährige Innenverte­idiger will nach dem Abstieg mit Fortuna eine neue Herausford­erung bei einem europäisch­en Erstligist­en angehen – auch im Hinblick auf die anstehende Europameis­terschaft 2021, an der er mit der türkischen Nationalma­nnschaft teilnehmen möchte.

Ayhan war im Sommer 2016 vom FC Schalke nach Düsseldorf gewechselt. Sein Marktwert wird derzeit auf rund sieben Millionen Euro geschätzt.

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FOTO: FALK JANNING Februar 2020: Kaan Ayhan im Spiel zwischen Fortuna und Borussia Mönchengla­dbach.

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