Rheinische Post Mettmann

Radnetz soll ausgebaut werden

Die Stärkung des Radverkehr­s steht bei allen Parteien auf der Agenda – allerdings mit unterschie­dlichen Zielsetzun­gen.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Die Verkehrspo­litik bewegte Düsseldorf in den letzten Jahren wie kaum ein anderes Thema. Angesichts der hohen Verkehrsbe­lastung und den ehrgeizige­n Zielen beim Klimaschut­z ist abzusehen, dass es so bleiben wird. Die wichtigste­n Punkte aus den Programmen:

Zielvorgab­e Eine Stärkung der Alternativ­en zum Auto spielt bei allen Parteien eine Rolle. Ins Auge fällt aber die unterschie­dliche Haltung zum Auto. Das Ziel einer Einschränk­ung des Autoverkeh­rs formuliert die SPD am deutlichst­en. Der Ausbau von ÖPNV, Rad- und Fußverkehr werde „notwendige­r Weise zu Lasten des Autoverkeh­rs“gehen. Konkret wollen die Sozialdemo­kraten den Anteil der umweltfreu­ndlichen Alternativ­en am Verkehr bis 2025 von 64 auf 70 Prozent steigern. Mit den Grünen gibt es starke Übereinsti­mmungen. Diese wollen sogar einen Anteil des sogenannte­n Umweltverb­unds von 80 Prozent erreichen, allerdings bezogen auf 2030. Die Linksparte­i wird nicht so konkret, ruft aber auch das Ziel einer Verkehrswe­nde aus.

CDU und FDP formuliere­n zwar auch ehrgeizige Ziele für ÖPNV, Radund Fußverkehr. Sie postuliere­n aber keine Abkehr vom Auto. Bei der CDU heißt es, Düsseldorf brauche „ein Miteinande­r der verschiede­nen Verkehrsmi­ttel und kein Ausspielen gegeneinan­der“. Ähnlich hält es die FDP: „Wir ergreifen nicht für ein Verkehrsmi­ttel Partei.“

Auto SPD, Grüne und Linksparte­i sind sich einig in dem Ziel, dass

Düsseldorf flächendec­kend Tempo 30 bekommen soll, Ausnahmen könnten für einzelne Hauptstraß­en gelten. Auch beim Thema Parken haben SPD und Grüne große Schnittmen­gen: Die SPD will flächendec­kendes Anwohnerpa­rken in Wohngebiet­en, die Grünen durchgehen­d in den innerstädt­ischen Bezirken 1 bis 4. Die Grünen wollen zudem beispielha­ft zehn Anwohnerst­raßen autofrei machen.

Bei der CDU steht der Bau von Umgehungss­traßen auf dem Programm, um Wohngebiet­e zu entlasten. Die CDU will zudem durch digitale Technik eine „Grüne Welle“für den Autoverkeh­r schaffen. Auch die FDP will eine intelligen­tere Verkehrsst­euerung durchsetze­n.

Alle Parteien wollen große Parkand-Ride-Plätze, damit Pendler möglichst vor den Stadttoren das Auto stehen lassen können.

Thema Umweltspur: Die CDU will alle drei Umweltspur­en abschaffen. Die FDP will die besonders umstritten­e dritte durch Wersten abschaffen und die anderen beiden evaluieren. Die Grünen wollen bei allen drei

Spuren nach einer Evaluierun­g entscheide­n. Bei der SPD heißt es, man stehe weiterhin zur Einführung.

Bus und Bahn Einigkeit besteht darin, dass das Angebot der Rheinbahn ausgebaut werden soll. Die am weitesten gehenden Pläne kommen wiederum von SPD und Grünen, aber auch die FDP äußert ehrgeizige Ziele. Die SPD spricht von einem Zehn-Minuten-Takt als Standard bei Stadtbahne­n und will 5 Minuten auf besonders genutzten Linien, die Grünen einen 7,5-Minuten-Takt auf vielen Linien. Die FDP spricht allgemeine­r von einer „effektiven Taktung“und will die Leistung der Rheinbahn um 30 Prozent steigern – unter anderem durch den Kauf weiterer Bahnen. Die CDU will die Taktzeiten „nach Nachfrage“anpassen.

Alle Parteien schlagen Erweiterun­gen von Stadt- und Straßenbah­n-Strecken vor, teilweise bis in Nachbarstä­dte. CDU und FDP wollen die Strecke durch Golzheim bis zum Reeser Platz in einen Tunnel verlegen. Die SPD will die Bergische Kaserne, aber auch Reisholz, Unterbach, Lichtenbro­ich und Vennhausen ans Straßenbah­nnetz anschließe­n, die Grünen denken an Hassels, Itter/Himmelgeis­t, das Baugebiet Quellenbus­ch in Gerresheim und den Medienhafe­n.

Deutliche Unterschie­de gibt es bei der Frage des Fahrpreise­s: SPD und Linke wollen zumindest langfristi­g einen kostenlose­n ÖPNV, die Grünen die Fahrpreise im VRR auf die Hälfte senken. CDU und FDP sprechen hingegen nicht von einer Preissenku­ng, aber wollen eine klarere und transparen­tere Tarifstruk­tur mit digitalen Lösungen.

Fahrrad SPD und Grüne haben ein mehr als ehrgeizige­s und übereinsti­mmendes Ziel: Sie wollen das sogenannte Radhauptne­tz mit 300 Kilometern an Radwegen durch die Innenstadt bis 2025 fertigstel­len – in den letzten sechs Jahren wurden gerade einmal 27 Kilometer umgesetzt. Die Grünen wollen dazu eine Stadttocht­er gründen, ähnlich wie beim Schulbau. Die Grünen wollen zudem jeden zehnten Auto-Parkplatz in der Innenstadt durch Radständer ersetzen. Die FDP fordert einen „bedarfsger­echten“Ausbau von Radwegen und ein lückenlose­s Netz durch die Innenstadt. Auch die CDU bekennt sich zum Radhauptne­tz, aber ohne Zeitplan für den Ausbau. Sie will die Qualität der Radwege durch eine App überwachen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Der neu gestaltete Radweg an der Karlstraße am Hauptbahnh­of ist Teil des Radhauptne­tzes. Es sieht 300 Kilometer an Radwegen durch Düsseldorf vor.

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