Anwohner klagen über Gestank vom Acker
Momentan müssen die Landwirte Dung länger lagern als geplant. Zuerst müssen Pflanzen geerntet werden, die auf den Feldern zu vertrocknen drohen.
HUBBELRATH Wer auf dem Land lebt, in unmittelbarer Nachbarschaft zu Feldern, Gehöften und Natur, muss akzeptieren, dass es manchmal entsprechend riecht. Das ist auch den Anwohnern der kleinen Siedlung rund um den Stratenweg in Hubbelrath klar. Doch dass es in ihrer Nachbarschaft bereits seit Wochen nach Mist riecht, das geht ihnen dann doch zu weit.
„Wir können nachts nicht das Fenster aufmachen, das ist gerade bei dieser Hitze eine Zumutung“, sagt eine Anwohnerin, die ihren
Namen nicht nennen will. Täglich dreht sie ihre Runde mit dem Fahrrad und sieht dabei die Quelle des Mist-Geruchs. Diese liegt auf einer Grünfläche an der Bergischen Landstraße. Dort lagert Pferdemist in enormen Mengen. Die dunkelbraunen Haufen sind teils mehr als zwei Meter hoch, optisch kaum von Erdhügeln zu unterscheiden – und riechen, je nach Stand des Windes, bis in die ruhige Siedlung hinein. „Es ist einfach ekelhaft, viele Menschen aus der Nachbarschaft fühlen sich gestört“, berichtet die Anwohnerin.
Die Haufen Pferdemist gehören einem lokalen Landwirt. Dort bedauert man die störende Geruchsentwicklung, verweist jedoch auf die aktuellen Gegebenheiten, die das verhältnismäßig lange Lagern des Mists unumgänglich machen. „Wir hatten die Gerste, die auf den umliegenden Feldern stand, bereits gedroschen und damit angefangen, den Mist für die nächste Wachstumsperiode auszubringen“, erklärt ein Mitarbeiter des Betriebs. Der gesamte Prozess war sauber durchgeplant, doch das Wetter machte den Landwirten einen Strich durch die Rechnung. Hitze und Trockenheit drohten auf anderen Feldern die Ernte zu vernichten, so mussten
Weizen und Raps schnellstmöglich vom Halm genommen werden, wie es in der Fachsprache heißt. „Weder wir noch unsere Subunternehmer haben unbegrenzte Kapazitäten und wir müssen in unserer Arbeit Prioritäten setzen“, sagt der Landwirt. Das bedeute auch, dass der Mist auf der Grünfläche an der Bergischen Landstraße warten müsse, bis der Rest der bedrohten Ernte sicher eingefahren sei.
„Wir sind selbst nicht zufrieden mit der Situation“, heißt es aus dem Betrieb. Mit dem Ausbringen des Düngers auf die Felder wird nämlich auch der Boden aufgebrochen. Das ist wichtig, um das Austrocknen zu verhindern. Deswegen ist es für den Betrieb ein großes Anliegen, die Arbeitserledigung so schnell wie möglich zu beenden, um das Austrocknen zu verkürzen und eventuelle Geruchsbelästigungen zu vermeiden. Wenn alles nach Plan läuft, kommt der Mist in den kommenden Tagen unter die Erde – dann endet auch die Geruchsbelästigung für die Anwohner. „Ich habe Verständnis, dass es nach Landwirtschaft riecht, wenn Dünger für 24 Hektar gelagert werden muss. Aber wer nahe am Feld wohnt, weiß, dass es zu solchen Situationen kommen kann“, so der Landwirt weiter.
Nach Empfehlungen der zuständigen Landwirtschaftskammer sollte Dung nicht länger als vier bis sechs Wochen gelagert werden – wenn es die naturzyklischen und arbeitstechnischen Bedingungen erfordern. An diese Vorgaben hält sich der Landwirt, der Dung soll vor Ende der vierten Woche auf die Felder ausgebracht werden. „Die ganze Branche rotiert derzeit, dennoch halten wir uns an alle Vorschriften“, heißt es aus dem Betrieb. Es gebe schlicht und ergreifend zu wenig Wasser. Die Agrarbranche spürt es bereits sehr deutlich.