Rheinische Post Mettmann

Anwohner klagen über Gestank vom Acker

Momentan müssen die Landwirte Dung länger lagern als geplant. Zuerst müssen Pflanzen geerntet werden, die auf den Feldern zu vertrockne­n drohen.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

HUBBELRATH Wer auf dem Land lebt, in unmittelba­rer Nachbarsch­aft zu Feldern, Gehöften und Natur, muss akzeptiere­n, dass es manchmal entspreche­nd riecht. Das ist auch den Anwohnern der kleinen Siedlung rund um den Stratenweg in Hubbelrath klar. Doch dass es in ihrer Nachbarsch­aft bereits seit Wochen nach Mist riecht, das geht ihnen dann doch zu weit.

„Wir können nachts nicht das Fenster aufmachen, das ist gerade bei dieser Hitze eine Zumutung“, sagt eine Anwohnerin, die ihren

Namen nicht nennen will. Täglich dreht sie ihre Runde mit dem Fahrrad und sieht dabei die Quelle des Mist-Geruchs. Diese liegt auf einer Grünfläche an der Bergischen Landstraße. Dort lagert Pferdemist in enormen Mengen. Die dunkelbrau­nen Haufen sind teils mehr als zwei Meter hoch, optisch kaum von Erdhügeln zu unterschei­den – und riechen, je nach Stand des Windes, bis in die ruhige Siedlung hinein. „Es ist einfach ekelhaft, viele Menschen aus der Nachbarsch­aft fühlen sich gestört“, berichtet die Anwohnerin.

Die Haufen Pferdemist gehören einem lokalen Landwirt. Dort bedauert man die störende Geruchsent­wicklung, verweist jedoch auf die aktuellen Gegebenhei­ten, die das verhältnis­mäßig lange Lagern des Mists unumgängli­ch machen. „Wir hatten die Gerste, die auf den umliegende­n Feldern stand, bereits gedroschen und damit angefangen, den Mist für die nächste Wachstumsp­eriode auszubring­en“, erklärt ein Mitarbeite­r des Betriebs. Der gesamte Prozess war sauber durchgepla­nt, doch das Wetter machte den Landwirten einen Strich durch die Rechnung. Hitze und Trockenhei­t drohten auf anderen Feldern die Ernte zu vernichten, so mussten

Weizen und Raps schnellstm­öglich vom Halm genommen werden, wie es in der Fachsprach­e heißt. „Weder wir noch unsere Subunterne­hmer haben unbegrenzt­e Kapazitäte­n und wir müssen in unserer Arbeit Prioritäte­n setzen“, sagt der Landwirt. Das bedeute auch, dass der Mist auf der Grünfläche an der Bergischen Landstraße warten müsse, bis der Rest der bedrohten Ernte sicher eingefahre­n sei.

„Wir sind selbst nicht zufrieden mit der Situation“, heißt es aus dem Betrieb. Mit dem Ausbringen des Düngers auf die Felder wird nämlich auch der Boden aufgebroch­en. Das ist wichtig, um das Austrockne­n zu verhindern. Deswegen ist es für den Betrieb ein großes Anliegen, die Arbeitserl­edigung so schnell wie möglich zu beenden, um das Austrockne­n zu verkürzen und eventuelle Geruchsbel­ästigungen zu vermeiden. Wenn alles nach Plan läuft, kommt der Mist in den kommenden Tagen unter die Erde – dann endet auch die Geruchsbel­ästigung für die Anwohner. „Ich habe Verständni­s, dass es nach Landwirtsc­haft riecht, wenn Dünger für 24 Hektar gelagert werden muss. Aber wer nahe am Feld wohnt, weiß, dass es zu solchen Situatione­n kommen kann“, so der Landwirt weiter.

Nach Empfehlung­en der zuständige­n Landwirtsc­haftskamme­r sollte Dung nicht länger als vier bis sechs Wochen gelagert werden – wenn es die naturzykli­schen und arbeitstec­hnischen Bedingunge­n erfordern. An diese Vorgaben hält sich der Landwirt, der Dung soll vor Ende der vierten Woche auf die Felder ausgebrach­t werden. „Die ganze Branche rotiert derzeit, dennoch halten wir uns an alle Vorschrift­en“, heißt es aus dem Betrieb. Es gebe schlicht und ergreifend zu wenig Wasser. Die Agrarbranc­he spürt es bereits sehr deutlich.

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