Buchhändler stellen Neuheiten online vor
Als Entschädigung für die gestrichene Buchlese stellen Buchhändler Neuheiten nun im Netz vor.
METTMANN Im November wäre es unter normalen Umständen wieder Zeit für die Buchlese: Jedes Jahr pickt die Buchhandlung Rüger in Zusammenarbeit mit den Stadtbibliotheken Mettmann und Wülfrath die Rosinen aus den Buch-Neuheiten heraus. In diesem Jahr muss das Highlight für Bücher-Fans pandemiebedingt ausfallen. „Doch das wollen wir nicht einfach so stehen lassen“, sagt Lea Sophie Methner von der Buchhandlung Rüger. Seit sieben Jahren hilft die Studentin aus Wülfrath neben der Uni in den vier Filialen aus – und ist seit einiger Zeit speziell für den Social Media-Auftritt verantwortlich. Das ist nun der Ort, an dem einmal in der Woche verschiedene Buchhändler der Rüger-Filialen aktuelle Buchtipps verraten.
Den Auftakt hat jetzt bereits Elke Lassen gemacht – mit „Ein Mann der Kunst“von Kristof Magnusson, einer ihrer Meinung nach gelungenen Satire über den deutschen Kunstbetrieb. Die Empfehlungen werden als Text mit Coverbild auf Facebook, Instagram und im Online-Shop der Buchhandlung gepostet. „Die Texte von den Kollegen kommen ihrer Art, wie sie vor Ort Bücher empfehlen, sehr nahe“, berichtet Methner. Deswegen sei die Resonanz der Kunden auch durchweg gut, vor allem von denjenigen, die momentan nicht selber in die Filialen kommen könnten. „Es ist eben keine anonyme Liste mit
Tipps, sondern eine Empfehlung, in der die Kunden die persönliche Note unserer Mitarbeiter wiedererkennen.“
Bis Weihnachten soll die Aktion vorerst laufen. Wenn sie weiterhin gut ankommt, sei eine Fortsetzung im neuen Jahr gut vorstellbar. Die Chancen dafür stehen nicht schlecht, denn das Leseverhalten hat sich nach dem Eindruck von Methner und ihren Kollegen verändert – ins Positive.
„Ich habe das Gefühl, die Menschen lesen seit Ausbruch der Pandemie mehr. Viele kommen zu Klassikern oder ihren Lieblingsbüchern zurück“, so die 24-jährige Germanistikstudentin. Auch Bücher rund um Persönlichkeitsentwicklung seien enorm gefragt. „Man hat den Eindruck, die Leute besinnen sich wieder auf sich selbst – und suchen Literatur dazu.“So sei die Nachfrage nach Psychologie-Ratgebern und Yoga-Büchern gestiegen, genauso wie die nach Kochbüchern und Wandertiteln.
Auch der Austausch zwischen Kunden und Buchhändlern sei intensiver geworden. „Man merkt, dass die Menschen ein größeres Mitteilungsbedürfnis haben als vor der Krise“, erzählt Methner. Das treffe im Übrigen auch auf die Mitarbeiter zu: „Wir tauschen uns mehr über das, was wir lesen, aus – und genau daraus ist die Idee zur alternativen Buchlese ja auch entstanden: Unsere gegenseitigen Empfehlungen wollten wir unseren Kunden nicht vorenthalten.“