Viele Kleinbauern- und Lohnarbeiterfamilien leben deutlich unterhalb der Armutsgrenze und können nicht von ihren Einkommen leben. Deshalb fördert das Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (BMZ) Pilotmaßnahmen zum Aufbau nach
Nur ein Beispiel von vielen: Ein kakaoproduzierender Haushalt in Côte d’Ivoire (Elfenbeinküste) verfügt nur über rund ein Drittel eines existenzsichernden Einkommens, berichtet das BMZ. Kinder- und Zwangsarbeit sind noch weit verbreitet: 168 Millionen Kinder arbeiten weltweit, zwei Drittel von ihnen in der Landwirtschaft. Zu den betroffenen Sektoren gehört der Kakaoanbau in Westafrika. Laut nationalen Statistiken gehen in der Côte d‘Ivoire 540.000 Kinder im Alter von 5 bis 17 Jahren gefährlicher Kinderarbeit nach, unter anderem auch im Kakaoanbau. Seit 2018 finanziert das BMZ im Rahmen der Grünen Innovationszentren die Verbesserung der Situation von Kakaobauern in der Côte d’Ivoire. Entwaldung im Kakaoanbau zu reduzieren und existenzsichernde Einkommen zu fördern, sind wichtige Bestandteile des Projekts.
Denn die ökologischen Herausforderungen sind gewaltig: Bis zu 80 Prozent der Entwaldung in den Tropen sind laut BMZ auf die Ausweitung landwirtschaftlicher Flächen zurückzuführen. Allein Rindfleisch, Soja, Palmöl und Zellstoff sind für 40 Prozent der Entwaldung in den Tropen verantwortlich, aber auch der Anbau anderer Agrarrohstoffe wie Kaffee, Kakao, Zuckerrohr, Reis, Mais und Kautschuk geht auf Kosten von Tropenwäldern. Die EU importiert ein Drittel der global gehandelten Agrarrohstoffe, für die Wälder gerodet wurden. Soziale und ökologische Herausforderungen sind eng verknüpft: Kinderarbeit ist ein Symptom von Armut. Eine der wirksamsten Gegenmaßnahmen dürften existenzsichernde Einkommen und Löhne sein. Gleichzeitig geraten Waldflächen auch deswegen unter Druck, weil Kleinbauern auf bestehenden Flächen kein ausreichendes Einkommen erwirtschaften können. Ohne Wälder wiederum wird langfristig keine Landwirtschaft möglich sein.
Einige Beispiele zeigen, wie das BMZ nachhaltige und faire Agrarlieferketten fördert:
In Indonesien, der Côte d’Ivoire, Äthiopien und Kolumbien fördert das BMZ Pilotmaßnahmen zum Aufbau nachhaltiger Anbauregionen. Ziel ist es, Entwaldung in den Projektregionen vor allem durch Palmöl, Kakao und Kautschuk zu reduzieren, Kleinbauern in globale Lieferketten zu integrieren, die Lücke zu existenzsichernden Einkommen zu schließen und nachhaltige Ertragssteigerungen zu fördern.
20.000 Kakaobauern und ihre Familien beteiligen sich in der Côte d’Ivoire an PRO-PLANTEURS, dem gemeinsamen Projekt der Multi-Stakeholder-Initiative Forum Nachhaltiger Kakao e. V. sowie der deutschen und ivorischen Regierung. Ziel des Vorhabens ist es, die kakaoproduzierenden Familienbetriebe und ihre Kooperativen in den südöstlichen Regionen der Côte d’Ivoire zu professionalisieren, um über Einkommenssteigerung und ausgewogene Ernährung die Lebenssituationen der Familien zu verbessern
In der Baumwolle zielen die Maßnahmen seit 2018 darauf ab, den Anteil der in Afrika nachhaltig produzierten Baumwolle zu steigern, die Lebensumstände der Kleinbäuerinnen und -bauern zu verbessern und mehr nachhaltige Baumwolle in die Textil-Wertschöpfungsketten zu bringen. Dabei werden in Äthiopien, Burkina Faso, Côte d’Ivoire, Mosambik, Nigeria, Sambia, Tansania, Tschad und Uganda bis zu 250.000 Kleinbauern durch intensive Schulungen zu nachhaltigen Anbautechniken und zu betriebswirtschaftlichen Grundlagen dazu befähigt, ihre Erträge zu erhöhen und dadurch ihre Einkommenssituationen zu verbessern.
Nachhaltiger Kaffee Über einen Kaffeeinnovationsfonds fördert das BMZ Ideen zur Steigerung
der Profitabilität und des Marktzugangs von Kleinbauern und -bäuerinnen in Äthiopien, Indonesien, Myanmar und Vietnam. Ziel ist eine fairere Verteilung der Wertschöpfung in der Kaffeelieferkette
Seit 2019 fördert das BMZ zwei Pilotierungen im Bananensektor Ecuadors und Kolumbiens. Das Ziel ist es, über nachhaltige Anbauregionen mit allen relevanten Akteuren aus den Produzenten- und Konsumentenländern die Bananenlieferkette nachhaltiger zu gestalten
Digitale Rückverfolgbarkeit In Äthiopien und Ruanda fördert das BMZ den Einsatz digitaler Instrumente zur Rückverfolgbarkeit von Kaffee. Über einen digitalen Marktplatz in Verbindung mit einer Rückverfolgbarkeitslösung auf Basis von Blockchain-Technologie wird Kaffee- und Bienenwachsproduzenten in Äthiopien der Zugang zu internationalen Märkten erleichtert. In Ruanda werden Frauen-Kaffeekooperativen über ein Rückverfolgbarkeitssystem darin unterstützt, die Marktanforderungen für mehr Transparenz besser zu erfüllen.
Auf EU-Ebene begleitet das BMZ die Initiierung möglicher regulatorischer und nicht-regulatorischer Maßnahmen zu entwaldungsfreien Lieferketten in Folge der EU-Mitteilung zu Entwaldung vom Juli 2019. Die Bundesregierung hat Leitlinien zur Förderung von entwaldungsfreien Lieferketten von Agrarrohstoffen entwickelt, diese greifen verschiedene Aspekte der EU-Mitteilung auf. In verschiedenen Partnerschaften werden darüber hinaus nachhaltige Agrarlieferketten in einzelnen Sektoren gefördert: Forum Nachhaltiger Kakao Aktionsbündnis für Nachhaltige Bananen Partnerschaft für Nachhaltigen Orangensaft (PANAO)
Warum engagieren Sie sich persönlich als BMZ-Botschafterin für das Thema (Ernährung) Nachhaltigkeit?
Mir persönlich liegt das Thema Nachhaltigkeit und Ernährung sehr am Herzen, da diese Hand in Hand gehen. Wir sehen es als Selbstverständlichkeit an, dass wir zum Beispiel uneingeschränkten Zugang zu Wasser und jeglichen Ressourcen haben und schätzen diese Kostbarkeit nicht mehr aktiv. Als ich das erste Mal mit 19 Jahren nach Äthiopien, durch meine Arbeit für die Stiftung „Menschen für Menschen“reisen durfte, wurde mir bewusster, wie wichtig ein Umdenken im Thema Nachhaltigkeit ist. Der Zugang zu Wasser ist dort nicht für jeden gewährleistet, viele Menschen hungern und leiden unter Armut. Deshalb ist es so wichtig, auch ein Bewusstsein zu schaffen, denn nur so kann man Menschen zum Handeln bringen und eine Veränderung erreichen. Meine Schwester und ich gründeten 2016 unser Unternehmen nuruCoffee, denn was die wenigsten wissen ist, dass Äthiopien das Ursprungsland des Kaffees ist. Ich kenne kein anders Land, in dem Kaffee so zelebriert wird wie in Äthiopien. Jedoch bleibt bei der konventionelle Kaffeeproduktion am Ende kaum Geld bei den Bauern
hängen. Wir möchten unseren Kunden zeigen, woher unser Kaffee kommt und achten darauf, dass dieser auch unter fairen Bedingungen produziert wird, deshalb beziehen wir unseren Kaffee aus Kleinbauern-Kooperativen. Gerechtigkeit, Transparenz und Nachhaltigkeit waren von Anfang an wichtige unternehmerische Werte für uns. Unser Ziel ist es, durch Mikrokrediten, handwerkliche Trainingskurse und Schulungen Frauenprojekte zu unterstützen und ihnen eine Perspektive für eine bessere Zukunft zu ermöglichen. Und der Genuss einer fairen Tasse Kaffee, mit der Gutes getan wird, schmeckt doppelt so lecker.
Und was könnten die Menschen tun, um sich besser und nachhaltiger zu ernähren?
In meiner Rolle als SDG Botschafterin für fairen Handel mache ich mein Umfeld und meine Community auf solche Themen aufmerksam denn jeder sollte sich die Frage stellen, wie eine umweltschonendere Lebensweise angenommen werden kann. Unter welchen Bedingungen wird eigentlich meine Kleidung oder meine Nahrung hergestellt? Worauf sollte ich beim Einkauf achten? Ich finde, das fängt schon bei der Mülltrennung an. Wer seinen Müll trennt, sorgt nicht nur dafür, dass er später verwertet werden kann, sondern bekommt auch ein Bewusstsein dafür, wie viel man eigentlich wegwirft und wie viel Plastikmüll produziert wird. Manchmal vergessen wir, dass es nur eine Welt gibt, in der wir alle gemeinsam leben.
Haben Sie einen ganz persönlichen Ernährungstipp?
Ich finde persönlich regionale und saisonale Ernährung wichtig und machbar. Ich habe mir beispielsweise die App „Grüne Zeit“von der Verbraucherzentrale heruntergeladen. Die zeigt, wann welches Obst und Gemüse bei uns Saison hat – oder die Umwelt belastet, weil es importiert oder im Gewächshaus angebaut wird.