Rheinische Post Mettmann

Aus für Restaurant nach mehr als 20 Jahren

Das Rivass ist ein Opfer der Corona-Krise. Nur eines kann den Betrieb noch vor der Insolvenz retten.

- VON HOLGER LODAHL

FRIEDRICHS­TADT Vor mehr als 20 Jahren hat Mir Hossein Daryabeigy, genannt Cina, das Restaurant Rivass eröffnet. Der Gastronom hat sich eine treue Stammkunds­chaft und einige zu beliefernd­e Großkunden erarbeitet. Nun aber steht der Gastronom vor dem Aus. Trotz aller Bemühungen und versproche­ner finanziell­en Hilfen wird das Rivass die Corona-Krise wohl nicht überstehen. Das Insolvenzv­erfahren läuft. Cina Daryabeigy ist pleite und mit dem Nerven am Ende.

„Am Anfang der Pandemie habe ich meinen Mitarbeite­rn versproche­n, dass sie ihren Job behalten werden“, sagt der Gastronom. Denn während anderswo viele Köche und Servicekrä­fte in Kurzarbeit gingen, wollte Daryabeigy durchhalte­n. Und der erste staatliche Zuschuss im Frühjahr kam auch. Als er nach dem ersten Lockdown wieder öffnete und die Geschäfte besser liefen, ging es dennoch bergab mit dem Rivass. Wegen des großen Einsatzes des Gastronoms beliefen sich die Verluste auf knapp 40 Prozent – zu wenig, um weitere staatliche Hilfen zu bekommen, sagt Daryabeigy. Weil sich aber inzwischen die Fixkosten türmten, bemühte er sich um einen günstigen Kredit – erfolglos. Als der zweite Lockdown im November begann – und im Rivass sich noch immer sechs Mitarbeite­r um das Außer-Haus-Geschäft kümmerten – musste sich Cina Daryabeigy einen Steuerbera­ter suchen. „Die Corona-Hilfen vom Staat dürfen wir Selbststän­digen nicht mehr allein beantragen“, sagt er. Es habe viel Zeit gekostet, um einen dieser begehrten und teuren Fachleute zu bekommen.

Aber da war es eigentlich sowieso zu spät, um das Rivass noch zu retten. Daryabeigy hatte einige Sozialabga­ben für seine Mitarbeite­r nicht an die Krankenkas­se bezahlen können, ein ordentlich­er sechsstell­iger Betrag stand aus. Die Krankenkas­se machte Druck und leitete, so sagt der Gastronom, ein vorläufige­s Insolvenzv­erfahren ein. Für das Ehepaar Daryabeigy ein Schock, der ihnen immer noch die Tränen kommen lässt. Die ohnehin schmalen Einnahmen gehen nun an den Insolvenzv­erwalter.

Der Betrieb läuft noch, wird wohl aber auf lange Sicht abgewickel­t. Die sechs Mitarbeite­r haben seit Januar ihren Lohn nicht bekommen. „Hätte ich sie im Frühjahr entlassen, ginge es ihnen nun besser“, sagt Daryabeigy, der es immer noch nicht fassen kann, nach 20 Jahren harter Arbeit nun vor dem Aus zu stehen. „Als ich 1985 aus dem Iran hierher kam, habe ich nach drei Tagen angefangen zu arbeiten und seitdem immer weiter gemacht, jeden Tag, jedes Jahr“, sagt er. Stolz sei er gewesen, einen Teil zur deutschen Wirtschaft beigetrage­n zu haben. „Nun brauche ich Hilfe, aber ich bekomme sie nicht. Stattdesse­n werde ich wohl bestraft, weil ich meine soziale Verantwort­ung angenommen und meine Mitarbeite­r nicht entlassen habe.“

Dass sich die Lage für das Restaurant Rivass noch zum Positiven wendet, ist kaum abzusehen. „Nur ein günstiger Kredit kann uns noch retten“, sagt Daryabeigy. Er habe aber mehrere Banken kontaktier­t und keine Antwort bekommen. Trotz dieser Aussichtsl­osigkeit möchte der Gastronom die Situation nicht als Niederlage bezeichnen. Einen Hauch Hoffnung scheint er noch zu haben. „Wir waren immer kämpferisc­h, sonst hätten wir das Restaurant nicht 20 Jahre führen können.“

Info Restaurant Rivass, Jahnstraße 86, Tel. 3369694, www.restaurant-rivass.de

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RP-FOTO: A. BRETZ Cina Daryabeigy möchte sein Restaurant retten.

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