Daumen runter für Fahrrad-Parkplätze
Der ADFC bewertet die rund 70 Abstellmöglichkeiten für Zweiräder als meist „schlecht bis ungeeignet“. Stadt und Handel sollen nachbessern.
METTMANN Gutes Rad ist teuer. 982 Euro ließen sich im 2019er Durchschnitt die Verbraucher ihr neues Fahrrad kosten. Dabei hat der Zweirad-Industrie-Verband normale Fahrräder und surrende E-Bikes zusammengenommen. Dass der Anteil teurer Pedelecs stark zunahm, darf angesichts von plus 30 Prozent beim durchschnittlichen Neupreis vermutet werden. „Vor allem auf die Besitzer der oft mehrere tausend Euro teuren Pedelecs, aber auch auf konventionelle Radfahrer ist Mettmann überhaupt nicht vorbereitet“, kritisiert Regina Hübner. Für den Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Club Mettmann, ADFC, hat sie die Abstellmöglichkeiten für Fahrräder in der Kreisstadt untersucht. Das Ergebnis tagelanger Pedal-Recherche fasst die passionierte Radlerin so zusammen: „Es gibt in Mettmann zirka 70 Radabstell-Anlagen. Diese sind meist von schlechter Qualität bis völlig ungeeignet.“
Beispiel: das Hallenbad. Dort sollen Radfahrer ihr liebstes Fortbewegungsmittel in einen „Felgenmörder“quetschen. Die immer noch verbreitete Stahlstütze für Vorderräder ist in Verruf gekommen. Denn es braucht nur eine falsche Bewegung, um eine „Acht“in eine Felge zu drücken. Außerdem stünden die Räder dicht an dicht – falls der deutlich in die Jahr gekommene Ständer am Hallenbad mal voll belegt wäre.
Der lieblose Abstellplatz mit erheblichem Gefahrenpotential fürs Fahrrad steht in Mettmann nicht allein da. Am Jubiläumsplatz – mittwochs und samstags Ort des beliebten Wochenmarktes – können laut Regina Hübner gerade mal acht Fahrräder diebstahlssicher geparkt werden. An der Stadthalle sollen gerade mal vier Fahrräder auf einer Baumscheibe abgestellt werden. Am Sportplatz Goethestraße gibt es bloß einen verwahrlosten Ständer, der nicht einmal im Boden befestigt ist, klagt die ADFC-Frau. Den „Rostigen Drahtesel“für Fahrradunfreundlichkeit
aber verdiene die Sportanlage Auf dem Pfennig an der Hasseler Straße: „Dort gibt es etwa 130 Autoparkplätze. Hinzu kommen weitere 72 Abstellmöglichkeiten für Autos auf unbefestigtem Gelände und rund 100 Parkplätze rings um den Sportplatz herum“, hat Regina Hübner aufgelistet. Wer mit seinem
Fahrrad kommt, finde hingegen keine einzige Abstellmöglichkeit. „Sollen die Mettmanner ihre Pedelecs wie früher an den nächsten Laternenpfahl ketten?“
Natürlich nicht – sagt der ADFC. Ein guter Abstellplatz müsse geschützt gegen Regen und eben sein, er soll gut ausgeleuchtet sein und einen möglichst stabilen Diebstahlschutz gegen Langfinger bieten. „Und außerdem muss die Zahl der Abstellmöglichkeiten in der Nähe attraktiver Einkaufsziele, Sportplätze und Kultureinrichtungen deutlich erhöht werden“, fordert Hübner.
Die in mühsamer Fleißarbeit zusammengetragenen Daten zu den bestehenden Abstellanlagen hat der Mettmanner ADFC auf einer mehrseitigen Excel-Liste mit einem Ampelsystem bewertet. Mehr als die Hälfte der bestehenden Abstellplätze bekommt dabei ein Rot oder Gelb. In einer Präsentation haben die Rad-Aktivisten zudem markiert, wo sie sich neue Abstellplätze wünschen. „Schließlich möchten wir mehr Mettmanner davon überzeugen, für Kurzstrecken vom Auto auf das Fahrrad umzusteigen“, ergänzt Michael Niklas, der sich für den ADFC um Verkehrspolitik kümmert. „Neben der Stadt verpasst derzeit der Mettmanner Handel viele Chancen, über gute Abstellmöglichkeiten Radfahrer als neue Kunden zu gewinnen.“Die hierfür notwendige Investition ist eher gering, hat Regina Hübner recherchiert. Ein tauglicher Abstellbügel, feuerverzinkt, sei schon für 67 Euro netto zu bekommen.