Neue Objekte zum Meditieren in der Aprather Kirche
Ingeborg Colsman, Elke Voß-Klingler und Christine Egel haben ihre Sicht der Fasten- und Passionszeit auf jeweils einer Insel im Kirchenraum gestaltet.
WÜLFRATH „Reif für die Insel“ist ein Angebot zur Meditation, um in diesen angespannten Zeiten zur Ruhe kommen zu können. Dazu lädt nun zum zweiten Mal die Bergische Diakonie in die Kirche der Diakonie in Wülfrath Oberdüssel ein. Drei Künstlerinnen haben sich dem Thema Ruhe, Stille, genähert: Ruhe im Sinne von Gelassenheit, Entspannung, Mäßigung, Gleichgewicht, die vielleicht besonders in der Fastenzeit ihren Nachhall finden.
Schon beim Betreten des Raums fällt ein geschmückter Baum auf, an dessen Zweigen unzählige bunt dekorierte Plexiglasplättchen mit ihrem farbigen Spiel begeistern. Die beiden Kunsttherapeuten Sunci Matijanic und Manuel Rohde haben mit etwa zehn Bewohnerinnen und Bewohnern des Sozialtherapeutischen Wohnheims in Velbert dieses schöne und beeindruckende Kunstwerk „All deine Farben“geschaffen.
Ganz anders ist Christine Egel mit dem Thema umgegangen. Die Künstlerin und Pastorin stellte ihr Werk „Sehen – werten“unter das Motto „Der Mensch sieht, was vor Augen ist, Gott sieht das Herz an“. Fast alle Objekte sind wiederverwertet, der Wert ist ihr wichtig. Ob ausrangierte Gummihandschuhe, die mit roten Herzchen verziert sind oder Metallstangen, auf denen alte Golfbälle ruhen, alles hat seinen Wert, nichts ist wertlos.
Genau wie die Pappmachéwand, geschmückt mit vielen kleinen Darstellungen der Mickey Mouse und anderen Figuren fordern heraus: cool, frech, schrill, doof. (Die Steigerung
ist wohl gewollt). Aber der Betrachter muss schon bereit sein, dieses Werk einer Theologin auszuhalten.
Weder schrill noch cool will die Installation von Ingeborg Colsman sein. Ihre Arbeit strahlt eine wohltuende Ruhe aus, nicht die nach Behäbigkeit oder Trägheit, gar Faulheit. Die Landschaft im Hintergrund, der Frauenkopf mit geschlossenen Augen, die sorgsam platzierten Steine und Zweige –Ruhe pur. Seit 25 Jahren nimmt Ingeborg Colsman am Offenen Atelier teil und wer die zierliche Frau kennt, ist verblüfft, dass sie gerne mit schwerem Gerät ihre Schöpfungen aus Marmor oder anderem Stein herausarbeitet.
Bei Elke Voß-Klingler nimmt die Ruhe nahezu stoische Züge an. Ihre Afrikanerinnen, erschaffen aus Pappmaché und Stein, scheinen wie erstarrt. Dicht beieinander stehen oder knien sie und sollen die entsetzliche Enge verdeutlichen, die die Flüchtlinge aus Afrika in ihren Booten aushalten müssen. Der Stein, eine Art Sandstein, stammt aus der Pfalz, aber dieselbe Sorte Stein gibt es auch in Afrika.
Die Steine mögen wir, die Menschen aber nicht, ein bitterer Satz. Denn Elke Voß-Klingler verbindet mit ihrer Kunst auch ihr selbstloses Engagement für Flüchtlinge. Ihr Aufruf, von vielen Künstlern gespendete Kunstwerke über eine Internetgalerie zu kaufen, um mit dem Erlös das elende Sterben im Mittelmeer zu beenden, möge Gehör finden. (www.deinekunstspende.de).
Die Ausstellung in der Aprather Kirche kann bis Ende März sonntags von 11 bis 12 Uhr besucht werden.