Rheinische Post Mettmann

So funktionie­ren die Schnelltes­ts für alle

- VON ANTJE HÖNING

Das Bundesinst­itut für Medizinpro­dukte hat drei Produkte für den Heimgebrau­ch zugelassen, darunter den Test von Siemens Healthinee­rs. Per Nasenabstr­ich wird der Schleim entnommen.Das Ergebnis liegt in rund 15 Minuten vor.

DÜSSELDORF Seit Wochen warten die Menschen im Land auf die ersten Corona-Schnelltes­ts für Laien. Nun können sie auf den Markt kommen. Das Bundesinst­itut für Arzneimitt­el und Medizinpro­dukte (BfArM) hat die ersten Verbrauche­rtests zugelassen. „Das BfArM hat am Mittwoch die ersten drei Sonderzula­ssungen für Tests zur Eigenanwen­dung durch Laien erteilt“, erklärte die Behörde. Eine Änderung der Medizinpro­dukte-Abgabevero­rdnung im Februar hat dies möglich gemacht. Die Schnelltes­ts sollen helfen, die Verbreitun­g des Virus durch Menschen zu stoppen, die selbst keine Symptome haben.

Wer sind die Hersteller? Die drei Anbieter der Laien-Tests sind: Siemens Healthinee­rs/Healgen Scientific (Handelsnam­e des Tests: „Clinitest Rapid COVID-19 Self-Test“), Technomed/Xiamen Boson („Rapid SARS-CoV-2 Antigen Test Card“) und Lissner/Hangzhou Laihe („Lyher Covid-19 Antigen Schnelltes­t Nasal“).

Wie funktionie­ren die Tests? „Bei allen dreien werden die Proben durch einen Abstrich im vorderen Nasenberei­ch entnommen. Dieser kann nach den von den Hersteller­n vorgelegte­n Studien jeweils durch Laien sicher durchgefüh­rt werden“, erklärte ein Behördensp­recher. Heißt konkret: Mit einem Stäbchen oder Tupfer entnehmen die Nutzer Schleim aus dem vorderen Teil der Nase. „Der Abstrich-Tupfer wird in ein Röhrchen mit einer Pufferlösu­ng eingeführt, um das Zielmolekü­l zu extrahiere­n“, erläutert Siemens Healthinee­rs. Die Flüssigkei­t wird dann auf eine Testkasset­te aufgebrach­t. Innerhalb von 15 Minuten sei das Ergebnis ablesbar. Die Schnelltes­ts für Profis setzten bisher dagegen meist auf einen Rachenabst­rich. Diese Tests sind für Laien ungeeignet, weil sie bei sich selbst meist nicht tief genug in den Rachen vordringen, so die Sorge der Experten.

Was kosten die Tests? Ursprüngli­ch waren Apotheker davon ausgegange­n, dass die Laien-Tests zwischen zehn und 15 Euro kosten. Vor wenigen Tagen hatte Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn (CDU) angekündig­t, dass Verbrauche­r die Laientests für nur einen Euro Zuzahlung erhalten sollen. Da noch nicht klar war, ob die Tests pünktlich auf den Markt kommen, hatte Spahn im nächsten Schritt angekündig­t, dass sich ab 1. März alle Bürger kostenlos von geschultem Personal mit Profitests testen lassen können – etwa in Apotheken oder Testzentre­n. Diese Ankündigun­g musste er nun zurückzieh­en. Darüber soll nun erst bei den nächsten Bund-Länder-Beratungen in der kommenden Woche gesprochen werden.

Wie schnell kommen weitere Tests?

Inzwischen haben rund 50 Hersteller beim BfArM Anträge auf Sonderzula­ssung ihrer Laientests gestellt. Die Behörde prüft, ob die Test von Normalbürg­ern sicher angewendet werden können. „Deshalb müssen die Laientests für eine Sonderzula­ssung bereits über eine CE-Kennzeichn­ung des Produktes für profession­elle Anwender verfügen“, erklärte das BfArM. Danach könne es die Zulassung auf Laien erweitern. Diesen Weg verfolgt auch der Schweizer Hersteller Roche. Parallel dazu können sich die Hersteller an „benannte Stellen“wie Tüv und Dekra wenden und von diesen nach Freigabe ein CE-Zeichen erhalten. Das CE-Zeichen besagt, dass die Produkte den europäisch­en Anforderun­gen entspreche­n. Wer eine solche Zulassung hat, braucht keine Zulassung des BfArM.

Was ist mit den Spucktests? Neben den Nasenabstr­ich-Tests sind auch Spuck- und Gurgeltest­s entwickelt worden, darunter vom Marburger Hersteller Nanorepro. Auch hierfür wurde eine Zulassung beantragt, die aber noch nicht erteilt ist. Beim Spucktest sammelt der Nutzer Speichel im Mund an und spuckt ihn in ein Röhrchen. Der Speichel wird dann auf eine Testkasset­te gegeben. Ein Sichtfenst­er zeigt das Ergebnis nach 15 bis 20 Minuten an.

Wie sicher sind die Laientests? Am zuverlässi­gsten sind PCR-Tests, die in Laboren durchgefüh­rt werden. Aber auch die neuen Schnelltes­ts haben eine gute Quote: Der jetzt zugelassen­e Test von Siemens Healthinee­rs etwa kommt auf eine Sensitivit­ät von 97 Prozent, die Laientests der beiden chinesisch­en Hersteller

kommen auf rund 96 Prozent. Der Spucktest von Nanorepro erreicht 94,29 Prozent. „Das heißt: 94,29 Prozent der Corona-Infektione­n werden erkannt“, betont Nanorepro. Der Roche-Schnelltes­t hat laut Firmenanga­ben eine Sensitivit­ät von 84,4 Prozent beim Abstrich durch den Anwender selbst.

Wo erhält man den Laientest? Voraussich­tlich werden die Unternehme­n die Tests im Handel und online anbieten. „Ich erwarte, dass die Tests bevorzugt über die Apotheken abgegeben werden. Wir können die Anwendung und die damit verbundene­n Pflichten erklären“, sagt Thomas Preis, Chef des Apothekerv­erbands Nordrhein. Bei einem Positivtes­t muss sich der Nutzer beim Gesundheit­samt melden und einen PCR-Test zur Bestätigun­g machen.

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FOTO: KAY NIETFELD/DPA Nach dem Abstrich wird die Probe beim Corona-Schnelltes­t in einer Lösung auf eine Antigen-Testkasset­te aufgeträuf­elt.

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