Elf gegen zehn ist gar nicht so einfach
Es war Fortunas Woche. Der HSV verloren, Bochum und Karlsruhe ebenso, dazu das direkte Aufeinandertreffen von Kiel und Fürth – und dann gewinnt sie selbst 3:2 gegen den direkten Konkurrenten Hannover, obendrein in Unterzahl. Es hätte durchaus passieren können, dass Fortuna nach diesem Wochenende zwölf Punkte Rückstand auf die Aufstiegsplätze gehabt hätte, doch stattdessen sind es plötzlich nur noch sechs. Wenn es weiter so läuft, dann ist tatsächlich noch alles möglich.
Doch lassen Sie uns noch einmal zurückblicken auf das Hannover-Spiel. Wie verlockend ist es doch, jetzt zu sagen: „96 spielt eine ganze Halbzeit mit elf gegen zehn, das muss man doch gewinnen!“Aber so einfach ist das im Fußball nicht. Ich habe als Spieler und Trainer unzählige solcher Situationen erlebt und kann mir gut vorstellen, wie das gelaufen ist.
Du kommst kurz vor der Pause in Überzahl und machst dir einen Plan, wie du das jetzt ausspielen willst. Und dann kommt die Unterzahl-Mannschaft und macht nach ein paar Minuten das 2:1. Der Zeitpunkt von Felix Klaus’ Tor war einfach so was von günstig, und er selbst hat das ja sehr treffend gesagt: Manchmal ist es einen Tick einfacher mit zehn gegen elf. Man weiß sowieso, dass man viel mehr laufen muss, und dann gibt einem so ein Tor Rückenwind.
Auf der anderen Seite sieht das dann so aus, dass man als Überzahlteam den Rhythmus nicht findet. Plötzlich ist es nichts mehr mit geduldig spielen, was man sich in der Pause doch so vorgenommen hatte. Dann rennt die Zeit weg, das 3:1 fällt auch noch, und das alles schleicht sich in die Köpfe ein. Es fallen einem keine Lösungen mehr ein.
So hat Fortuna das Ding eben gewonnen, weil sie auch die Basics in die Waagschale geworfen hat: Laufbereitschaft, Zweikampfstärke, Leidenschaft. Sie hat den Fight gegen Hannover angenommen, und das war das Wichtigste.