Bildungsreise trotz Krise
Ein Schüleraustausch ist auch 2021 möglich. Für Abiturienten wird es aber schwierig.
DÜSSELDORF (ala) Ein Schüleraustausch ist eine Chance für junge Leute, die sich ihnen in dieser Form nur einmal im Leben bietet. Trotz Corona-Krise – oder vielleicht vor allem deswegen – ist der Wunsch nach einer solchen Erfahrung groß. Michael Eckstein hat vor vielen Jahren die gemeinnützige Stiftung Völkerverständigung gegründet, die sich dafür einsetzt, dass möglichst viele junge Menschen Auslandserfahrungen sammeln können. Er ist Experte für Schüleraustausch, Gap Year und Stipendien und kennt die Branche genau. Er sagt, dass Schüleraustausche in diesem Jahr möglich sind. Wichtig sei aber, dass man sich frühzeitig um die Organisation kümmert, da es weniger Plätze als üblich gibt. Für Abiturienten, die im Ausland Freiwilligenarbeit leisten oder „Work and Travel“unternehmen wollen, hat Eckstein jedoch keine guten Nachrichten.
„Man muss unterscheiden zwischen denjenigen, die einen Schüleraustausch machen wollen, und denen, die nach dem Abitur ins Ausland möchten“, sagt Michael Eckstein: „Die Abiturienten interessieren sich vor allem für Freiwilligenarbeit in Sozialeinrichtungen in Afrika, Asien oder Mittel- und Südamerika. Diese Einrichtungen haben selbst sehr mit der Krise zu kämpfen, sie haben kaum Kapazitäten, fremde Menschen, die die Sprache nicht sprechen, einzuweisen.“Besonders beliebt seien in der Regel auch Work-and-Travel-Angebote in Neuseeland oder Australien. „Diese Länder haben aber bereits angekündigt, ihre Grenzen bis Ende 2021 zu schließen“, sagt Eckstein: „Der Abiturjahrgang, der jetzt ins Ausland gehen möchte, wird also kaum Angebote in dieser Richtung finden.“
Es gebe aber Alternativen: „Wer gerne ein anderes Land und seine Kultur kennenlernen möchte, kann im Ausland studieren“, sagt Eckstein. „Das geht in den Niederlanden, Österreich und auch den USA und Kanada teilweise zu sehr günstigen Konditionen.“In den USA gebe es beispielsweise Kurzstudiengänge, die dauerten nur ein bis zwei Jahre. Auch Sprachreisen innerhalb Europas seien möglich. Wer aber eine andere Art der Auslandserfahrung suche, sei vermutlich besser beraten, zunächst das Studium in Deutschland zu beginnen und währenddessen den Auslandsaufenthalt selbst zu organisieren. „Das ist nur leider meist mit sehr viel Bürokratie verbunden“, warnt Eckstein.
Während es für Abiturienten also schwierig wird, Angebote zu finden, sei ein Schüleraustausch in den meisten Fällen möglich. „Schüler bevorzugen für einen Austausch Europa, die USA oder Kanada. In diesen Ländern stehen die Chancen gut, dass ein Schüleraustausch klappt“, sagt Eckstein. „Dieses Jahr ist es besonders wichtig, frühzeitig zu suchen.“Denn viele Schüler, die im vergangenen Jahr den Austausch nicht antreten konnten, hätten ihn einfach um ein Jahr verschoben. „Manche Organisationen haben uns zurückgemeldet, dass ihre Plätze in diesem Jahr bereits zu einem Drittel belegt sind“, so Eckstein.
Damit junge Leute und ihre Familien nicht den Überblick verlieren, hat die Stiftung Völkerverständigung einen Vorgehensplan in Form des viereinhalbstündigen Online-Kurses „Auf in die Welt Schüleraustausch“erstellt.
www.aufindiewelt.de/kurs www.schueleraustausch-portal.de