Was der Abriss für den Stadtteil bedeutet
Vor elf Jahren wurde das B8-Center in Flingern-Süd eröffnet. Dass jetzt schon wieder über ein Abriss nachgedacht wird, ist wenig nachhaltig. Das Objekt ist in einem ordentlichen Zustand, auch wenn es keine architektonische Meisterleistung ist.
FLINGERN-SÜD Das B8-Center in Flingern-Süd hat ein Verfallsdatum. So viel steht fest. Auch wenn es wohl noch einige Jahre dauern wird, bis die Abrissbagger anrücken. Die Meinungen darüber gehen auseinander. Manche können den Tag kaum erwarten, Harald Schwenk von den Grünen in der Bezirksvertretung 2 nennt das Einkaufszentrum an der Ecke Werdener- und Fichtenstraße einen „städtebaulichen Unfall“.
Tatsächlich ist er nicht allein mit dieser Ansicht. Gerade die Anwohner der Kiefernstraße haben sich nie so richtig anfreunden können mit dem B8-Center. Wenn man den Bau einmal ganz emotionslos anschaut, stellt man fest, dass er nicht zu den architektonischen Meisterleistungen dieser Stadt zählt. Ein Klotz mit Rampen, in einer innerstädtischen Lage, mit einem großen Parkplatz daneben, über dessen Notwendigkeit angesichts der guten ÖPNV-Anbindung zumindest diskutiert werden könnte.
Auf der anderen Seite steht das Thema Nachhaltigkeit, denn das Gebäude ist erst vor elf Jahren eröffnet worden. Recht massiv gebaut, aus roten Backsteinen, die kaum Abnutzungserscheinungen zeigen. Dazu wurde das denkmalgeschützte Haus, in dem die Sparkasse heute noch eine Selbstbedienungs-Filiale betreibt und das Schlemmereck beheimatet ist, einigermaßen geschickt in den Neubau integriert. Altes erhalten und Neues schaffen – ein Methode, die vor 15 Jahren noch nicht viele Projektentwickler auf der Agenda hatten.
Am 11. März 2010 gingen die Türen des B8-Centers schließlich auf, ein Jahr später waren die 23.000 Quadratmeter Einzelhandel- und Gewerbeflächen voll vermietet. Darunter
Saturn, die Merkur Spielothek, die Bowling World und das chinesische Restaurant Lu Fung. Geschäfte, die sich alle in den letzten Jahren gehalten haben. Mit dem Lidl im Obergeschoss bekam die Gegend auch endlich einen Supermarkt, erst später eröffnete der Aldi an der Erkrather Straße.
Das Areal galt viele Jahre als Schandfleck im Stadtteil. Am 19. September 1998 gab es einen Großbrand bei Teppich Frick, die zerstörte Immobilie mit verrußten Mauern und zerborstenen Fenstern stand bis zum Abriss 2008 auf dem Grundstück. Als das B8-Center eröffnet wurde, sagte die damalige Bezirksbürgermeisterin Annelies Böcker (CDU), die heute stellvertretende Bürgermeisterin im Stadtbezirk 2 ist: „Für den Stadtteil ist der neue Standort ein Gewinn.“Und auch Uwe Wagner (SPD) erinnert sich noch sehr gut an die Vorgeschichte. Denn es hat viele Jahre gedauert, bis die Brandruine aus dem Viertel verschwunden war.
Anfang der 2000er gab es das Oronto-Projekt, ein Multiplex-Kino sollte auf dem Grundstück zwischen Kiefern-, Fichten-, Werdener- und Erkrather Straße gebaut werden. Dann ging der Investor in die Insolvenz, 2006 kaufte Fordinvest das Areal, das dann von Ten Brinke übernommen wurde, der auch das B8-Center baute. Immer wieder gab es nach der Eröffnung Ärger um das Einkaufszentrum – mal ging es um die Verkehrsplanung, die als misslungen galt, dann beklagten sich die Anwohner der Kiefernstraße über Parkplatznot vor ihren Haustüren. Die Anlieferung über die Fichtenstraße wurde kritisiert, genauso wie die Lärmschutzwand, die nicht so gebaut worden sei, wie geplant. Und der meterhohe Turm am Eingang, der die Geschäfte im Center bewirbt, empfanden die Nachbarn als Störfaktor.
Ein bisschen bedauert es Uwe Wagner, dass immer derart schlecht geredet wurde über das Einkaufszentrum: „Als endlich jemand das Grundstück kaufte, überwog bei uns die Freude.“Und so geht es offenbar nicht nur ihm. Viele Menschen sind traurig, dass in einigen Jahren das Zentrum abgerissen wird. In den sozialen Medien gibt es Kommentare wie: „Der ProMarkt, das waren noch Zeiten. Meine erste Stereoanlage dort gekauft. Und die Trödelmärkte im Hof und der Halle hinten hatten immer Charme“oder „Es ist schade, dass das Gebäude abgerissen werden soll. [...] Die Wohnung, die dahin gebaut werden sollen, werden überteuert vermietet. Dann besser das jetzige Gebäude am besten da stehen lassen.“
Tatsächlich muss die Frage gestellt werden, ob es wirklich richtig ist, ein Objekt abzureißen, dass noch recht jung ist, in einem ordentlichen Zustand und ganz gut angenommen wird von den Menschen – städtebaulicher Unfall hin oder her. Tatsächlich wird sich auch bald schon etwas tun auf dem Areal, ein Großteil der Parkplätze wird verschwinden, stattdessen ist ein Wohn- und Geschäftshaus mit Platz für Kultur und Vereine in Planung. Ein guter Anfang jedenfalls fürs Viertel, das an manchen Stellen besonders ist, das tatsächlich aber noch Luft nach oben hat. Irgendwann wird es Pläne für das B8-Center geben, und dann werden wir sehen, ob die besser sind als das, was bereits da ist.
Was halten Sie vom B8-Center? Soll das Einkaufszentrum in Flingern-Süd bleiben oder doch lieber verschwinden? Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „B8-Center“an duesseldorf@rheinische-post.de.