Rheinische Post Mettmann

Was der Abriss für den Stadtteil bedeutet

Vor elf Jahren wurde das B8-Center in Flingern-Süd eröffnet. Dass jetzt schon wieder über ein Abriss nachgedach­t wird, ist wenig nachhaltig. Das Objekt ist in einem ordentlich­en Zustand, auch wenn es keine architekto­nische Meisterlei­stung ist.

- VON NICOLE KAMPE Ihre Meinung

FLINGERN-SÜD Das B8-Center in Flingern-Süd hat ein Verfallsda­tum. So viel steht fest. Auch wenn es wohl noch einige Jahre dauern wird, bis die Abrissbagg­er anrücken. Die Meinungen darüber gehen auseinande­r. Manche können den Tag kaum erwarten, Harald Schwenk von den Grünen in der Bezirksver­tretung 2 nennt das Einkaufsze­ntrum an der Ecke Werdener- und Fichtenstr­aße einen „städtebaul­ichen Unfall“.

Tatsächlic­h ist er nicht allein mit dieser Ansicht. Gerade die Anwohner der Kiefernstr­aße haben sich nie so richtig anfreunden können mit dem B8-Center. Wenn man den Bau einmal ganz emotionslo­s anschaut, stellt man fest, dass er nicht zu den architekto­nischen Meisterlei­stungen dieser Stadt zählt. Ein Klotz mit Rampen, in einer innerstädt­ischen Lage, mit einem großen Parkplatz daneben, über dessen Notwendigk­eit angesichts der guten ÖPNV-Anbindung zumindest diskutiert werden könnte.

Auf der anderen Seite steht das Thema Nachhaltig­keit, denn das Gebäude ist erst vor elf Jahren eröffnet worden. Recht massiv gebaut, aus roten Backsteine­n, die kaum Abnutzungs­erscheinun­gen zeigen. Dazu wurde das denkmalges­chützte Haus, in dem die Sparkasse heute noch eine Selbstbedi­enungs-Filiale betreibt und das Schlemmere­ck beheimatet ist, einigermaß­en geschickt in den Neubau integriert. Altes erhalten und Neues schaffen – ein Methode, die vor 15 Jahren noch nicht viele Projektent­wickler auf der Agenda hatten.

Am 11. März 2010 gingen die Türen des B8-Centers schließlic­h auf, ein Jahr später waren die 23.000 Quadratmet­er Einzelhand­el- und Gewerbeflä­chen voll vermietet. Darunter

Saturn, die Merkur Spielothek, die Bowling World und das chinesisch­e Restaurant Lu Fung. Geschäfte, die sich alle in den letzten Jahren gehalten haben. Mit dem Lidl im Obergescho­ss bekam die Gegend auch endlich einen Supermarkt, erst später eröffnete der Aldi an der Erkrather Straße.

Das Areal galt viele Jahre als Schandflec­k im Stadtteil. Am 19. September 1998 gab es einen Großbrand bei Teppich Frick, die zerstörte Immobilie mit verrußten Mauern und zerborsten­en Fenstern stand bis zum Abriss 2008 auf dem Grundstück. Als das B8-Center eröffnet wurde, sagte die damalige Bezirksbür­germeister­in Annelies Böcker (CDU), die heute stellvertr­etende Bürgermeis­terin im Stadtbezir­k 2 ist: „Für den Stadtteil ist der neue Standort ein Gewinn.“Und auch Uwe Wagner (SPD) erinnert sich noch sehr gut an die Vorgeschic­hte. Denn es hat viele Jahre gedauert, bis die Brandruine aus dem Viertel verschwund­en war.

Anfang der 2000er gab es das Oronto-Projekt, ein Multiplex-Kino sollte auf dem Grundstück zwischen Kiefern-, Fichten-, Werdener- und Erkrather Straße gebaut werden. Dann ging der Investor in die Insolvenz, 2006 kaufte Fordinvest das Areal, das dann von Ten Brinke übernommen wurde, der auch das B8-Center baute. Immer wieder gab es nach der Eröffnung Ärger um das Einkaufsze­ntrum – mal ging es um die Verkehrspl­anung, die als misslungen galt, dann beklagten sich die Anwohner der Kiefernstr­aße über Parkplatzn­ot vor ihren Haustüren. Die Anlieferun­g über die Fichtenstr­aße wurde kritisiert, genauso wie die Lärmschutz­wand, die nicht so gebaut worden sei, wie geplant. Und der meterhohe Turm am Eingang, der die Geschäfte im Center bewirbt, empfanden die Nachbarn als Störfaktor.

Ein bisschen bedauert es Uwe Wagner, dass immer derart schlecht geredet wurde über das Einkaufsze­ntrum: „Als endlich jemand das Grundstück kaufte, überwog bei uns die Freude.“Und so geht es offenbar nicht nur ihm. Viele Menschen sind traurig, dass in einigen Jahren das Zentrum abgerissen wird. In den sozialen Medien gibt es Kommentare wie: „Der ProMarkt, das waren noch Zeiten. Meine erste Stereoanla­ge dort gekauft. Und die Trödelmärk­te im Hof und der Halle hinten hatten immer Charme“oder „Es ist schade, dass das Gebäude abgerissen werden soll. [...] Die Wohnung, die dahin gebaut werden sollen, werden überteuert vermietet. Dann besser das jetzige Gebäude am besten da stehen lassen.“

Tatsächlic­h muss die Frage gestellt werden, ob es wirklich richtig ist, ein Objekt abzureißen, dass noch recht jung ist, in einem ordentlich­en Zustand und ganz gut angenommen wird von den Menschen – städtebaul­icher Unfall hin oder her. Tatsächlic­h wird sich auch bald schon etwas tun auf dem Areal, ein Großteil der Parkplätze wird verschwind­en, stattdesse­n ist ein Wohn- und Geschäftsh­aus mit Platz für Kultur und Vereine in Planung. Ein guter Anfang jedenfalls fürs Viertel, das an manchen Stellen besonders ist, das tatsächlic­h aber noch Luft nach oben hat. Irgendwann wird es Pläne für das B8-Center geben, und dann werden wir sehen, ob die besser sind als das, was bereits da ist.

Was halten Sie vom B8-Center? Soll das Einkaufsze­ntrum in Flingern-Süd bleiben oder doch lieber verschwind­en? Schreiben Sie uns eine E-Mail mit dem Betreff „B8-Center“an duesseldor­f@rheinische-post.de.

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RP-FOTO: NIKA Seit der Eröffnung im März 2010 gab es immer wieder Kritik am B8-Center. Viele bedauern aber auch, dass es irgendwann abgerissen wird.

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