Rheinische Post Mettmann

Bringt die Kinder zurück auf den Platz

Eine Studie zeigt, dass die Ansteckung­sgefahr beim Fußball im Freien äußerst gering ist. Es wird deshalb Zeit, dass Jugendlich­e in die Vereine zurückkehr­en. Hier lernen sie fürs Leben.

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Man muss ja nicht alles gut finden, was der Deutsche Fußball-Bund so verbreitet. Aber das schon: In dieser Woche rief der DFB dazu auf, den Amateuren und vor allen Dingen den Kindern und Jugendlich­en trotz der Pandemie bald die Rückkehr auf den Fußballpla­tz zu ermögliche­n.

Dafür gibt es gute Argumente. Zum Beispiel wissenscha­ftliche. Eine Studie des Verbands kam zu dem Ergebnis, dass „beim Fußballspi­elen unter freiem Himmel nur eine äußerst geringe Ansteckung­sgefahr besteht“. Auch wer die gesamte Gesellscha­ft betrachtet, findet Gründe für eine Rückkehr der Kinder auf den Platz. Der DFB-Aufruf stellt die berechtigt­e Frage nach den Folgen dauerhafte­n Bewegungsm­angels und fehlender sozialer Kontakte für Körper und Gemüt seiner Jüngsten. Das sind viel höhere Güter als die Branche Profisport, die ja auch am Leben erhalten wird.

1,3 Millionen der 7,1 Millionen DFB-Mitglieder sind Jungs bis 14 Jahre, 304.000 Mädchen unter 16 Jahren. Sie finden in den fast 25.000 Vereinen nicht nur Gelegenhei­t, „ihrem natürliche­n Bewegungsd­rang“nachzugebe­n, wie der DFB so nett schreibt. Sie lernen auch was fürs Leben, soziales Verhalten in der Gruppe, Gemeinscha­ftsgefühl, geregelte Zusammenar­beit beim Spiel. Und sie überwinden gesellscha­ftliche Schranken. Das Fußballspi­el ist eine zutiefst demokratis­che Angelegenh­eit, in einer Fußballman­nschaft zählen weder Herkunft, Bildung noch Aussehen. Nicht einmal die große Begabung ist ein entscheide­ndes Kriterium. Die Gruppe, die Mannschaft zählt. Das lernen selbst die Besten. Und die Schwächste­n lernen, dass auch sie einen Beitrag leisten können.

Diese grundsätzl­ichen Erfahrunge­n machen die Kinder seit Monaten nicht. Sie verkümmern an Leib und Seele, so drastisch darf man das sagen. Doch es gibt Zeichen der Hoffnung. Die Öffnung der Sportanlag­en für die individuel­le Betätigung auf Abstand ist eines. Dabei darf es aber nicht bleiben. Die Kinder müssen wieder zurück in ihre Vereine, zurück ins Spiel – nach verantwort­ungsvollen (Hygiene)-Regeln und mit Abstand, wo es sein muss.

Auch hier hat der Verband recht, wenn er verlangt, „der organisier­te Amateurspo­rt soll nicht mehr als Teil des Problems, sondern endlich auch als Teil der Lösung im Sinne der allgemeine­n Gesundheit­sförderung begriffen werden“. Gesundheit­sförderung besteht gerade bei Kindern nicht allein in Kontaktver­meidung um jeden Preis. Die Folgekoste­n zahlt zunächst jedes Kind, und später zahlt die Gesellscha­ft. Das muss sie jetzt wissen und handeln. Verantwort­ungsbewuss­t.

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