Rheinische Post Mettmann

Falscher Adressat

- Peter Ehrmann Ratingen Karl zu Löwenstein Brüggen

Ich glaube nicht, dass die strukturel­l obrigkeitl­iche verfasste Kirche als Adressat für fortschrit­tliche Hoffnungen infrage kommt. Der Vertrauens­verlust scheint mir keine ‚Mode‘ zu sein. Ich glaube, dass viel zu viele nette, wohlmeinen­de Menschen nach wie vor bereit sind, sich im Rahmen der Machtstruk­turen der Kirche vertrösten und missbrauch­en zu lassen. Ich hoffe, dass diese netten wohlmeinen­den Leute, die eine erbauliche Gemeinscha­ft suchen, nicht mehr weiter bereit sein werden, sich von den Dogmen der kirchliche­n Würdenträg­er stören und bremsen zu lassen. bei den Messdiener­n kennen gelernt habe, meinen erfüllende­n Beruf als Lehrer an einer katholisch­en Schule, mein kunsthisto­risches Interesse, das mich in beeindruck­ende Gotteshäus­er geführt hat, meine Vorbilder in Gestalt von überzeugte­n und überzeugen­den Priestern, meine sinnstifte­nde Freizeitge­staltung durch jahrzehnte­lange ehrenamtli­che Arbeit, besonders aber viele ergreifend­e, emotionale, beglückend­e Gottesdien­ste. Ohne die Kirche wäre mein Leben arm. Dass es in dieser Kirche Triebtäter, Unterdrück­er und Vertuscher gibt, denen bis heute zu oft jede Empathie für und Gemeinscha­ft verlieren – zumindest die katholisch-kirchlich organisier­te. Und das vielleicht am Ende des Lebens. Geht christlich­e Gemeinscha­ft nur in der katholisch­en Kirche? Gebe ich mit meinem Austritt aus dem „Verein“auch meinen Glauben auf? Was ist die Alternativ­e, wenn ich es vor meinem Gewissen nicht mehr verantwort­en kann, dass die Kirchenlei­tung auch in meinem Namen so handelt? Und wird dieses Machtsyste­m Amtskirche nicht durch meine Kirchenste­uer am Leben gehalten, ohne dass ich daran etwas innerkirch­lich ändern kann? Einfach zu bleiben, kann auch der dann nicht besser einen Verein? Oder wechsle zur evangelisc­hen Kirche? Dort gibt es kein „Pflichtzöl­ibat“, Frauen können Priester werden, und die Sexualmora­l überlässt man dem Gewissen der Gläubigen. Die Botschaft Jesu ist auch dort die Grundlage.

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