Rheinische Post Mettmann

Die Frühlingsb­oten

Kraniche, Kröten und Küken kündigen das Ende des Winters an. Sie sind in diesen Wochen in Düsseldorf zu beobachten.

- VON DOMINIK SCHNEIDER

DÜSSELDORF Auch wenn die beinahe sommerlich­en Temperatur­en der vergangene­n Woche erst einmal vorbei sind, stehen in Düsseldorf die Zeichen auf Frühling. Auch die Tierwelt erwacht langsam aber sicher zu neuem Leben. Bei aller Tierliebe weisen Naturschüt­zer jedoch darauf hin, dass Störungen durch Menschen sich äußerst negativ auf die Tier- und Pflanzenwe­lt auswirken kann. Viele Tiere sind besonders jetzt, wenn die ersten Jungen zur Welt kommen, empfindlic­h. Daher gilt besonders im Frühling, gebührende­n Abstand von allen wild lebenden Tieren zu halten und Hunde stets an der Leine zu führen. Trotzdem sind einige tierische Frühlingsb­oten bereits jetzt in Düsseldorf­s Parks, Naturschut­zgebieten oder am Himmel über der Stadt zu beobachten.

Kraniche Der Graukranic­h ist die einzige in Mitteleuro­pa vorkommend­e Art der Kraniche. Diese Tiere halten sich normalerwe­ise nicht lange in unserer Region auf: Sie überwinter­n in Spanien, Südfrankre­ich und Nordafrika, den Sommer verbringen sie weiter nördlich, entlang der Ostsee, in Russland und Skandinavi­en. Manche Tiere bleiben auf dieser Strecke zurück und lassen sich unterwegs nieder, so, dass es auch im Nordosten von NRW vereinzelt brütende Kraniche gibt. In Düsseldorf wurde dieses Verhalten allerdings noch nicht beobachtet. Trotzdem können im Moment immer wieder große Schwärme beobachtet werden, die auf ihrer Zugroute über das Rheinland fliegen. Zu erkennen sind die Vögel, die eine Spannweite von über zwei Metern haben, an der V-Formation während ihrer Wanderung sowie an den charakteri­stischen Trompetenr­ufen, die oft zu hören sind, lange bevor der Schwarm am Himmel erscheint. Da es für die Tiere darauf ankommt, die besten Brutgebiet­e zu beanspruch­en, haben sie es im Frühling deutlich eiliger als im Herbst, so, dass sie meist nur wenige Tage zu beobachten sind, erklärt die Tierschutz­organisati­on Nabu. Die Mehrheit der Zugvögel dürfte bereits über Düsseldorf hinweg geflogen sein. Auch die Zwischenst­opps, die sie am Boden einlegen, fallen auf der Wanderung in Richtung Norden kürzer aus.

Kröten Frösche, Kröten und Molche sind wechselwar­m, sie verbringen den Winter in Winterstar­re und machen sich auf den Weg zu ihren Brutgewäss­ern, sobald die Temperatur­en steigen. Aktuell ist die Krötenwand­erung

in Düsseldorf im Gange – vor allem abends, nachts und am frühen Morgen. Auf ihrer Route müssen die Tiere oft Autostraße­n überqueren, was für sie sehr gefährlich werden kann. Nicht nur die Reifen selbst, auch der Luftdruck, der entsteht, wenn ein Auto schnell über sie hinweg fährt, kann die Amphibien das Leben kosten. Naturschüt­zer und Mitarbeite­r des städtische­n Gartenamte­s bringen daher an den bekannten Querungsst­ellen Fangzäune an. Dort sind Eimer in den Boden eingelasse­n, in die die Tiere fallen. Die Mitarbeite­r des Gartenamts kontrollie­ren diese Behälter täglich und bringen die Tiere über die Straßen und zu den Gewässern. Über Stöcke in den Eimern können versehentl­ich dort gefangene Kleinsäuge­r und Insekten wieder entkommen, den Amphibien gelingt dies jedoch nicht. Das Gartenamt bittet Spaziergän­ger, den Kröten keinesfall­s eigenhändi­g über die Straße zu helfen. Das Bundesnatu­rschutzges­etz verbietet es, wildlebend­e Tiere mutwillig zu beunruhige­n, sie ohne vernünftig­en Grund zu fangen, zu verletzen oder gar zu töten. Diese Ordnungswi­drigkeiten werden mit Geldbußen geahndet. Wer helfen will, sollte vor allem darauf achten, entlang der Wanderrout­en mit maximal 30 Kilometern pro Stunde zu fahren. Entspreche­nde Schilder weisen auf die Stellen der Krötenwand­erung hin, diese befinden sich etwa am Grafenberg­er Wald und Bauenhäuse­r Weg. Wohin die Tiere genau unterwegs sind, wird zum Schutz der empfindlic­hen Brutgebiet­e geheim gehalten.

Störche Der Weißstorch ist ein seltener Gast in Düsseldorf. Die großen Vögel gelten als bedroht, allerdings steigt ihre Zahl auch in NRW in den vergangene­n Jahren langsam wieder an. Der Storch bevorzugt allerdings eher ländliche Regionen und meidet die Nähe von Städten. Im vergangen Jahr wurde jedoch ein paar in der Urdenbache­r Kämpe gesichtet. Naturschüt­zer äußerten damals die Hoffnung, dass die Tiere hier brüten würden – was jedoch nicht geschah. Es wird vermutet, dass neugierige Besucher und stöbernde Hunde die scheuen Vögel vertrieben haben könnten. In der Kämpe wurden jedoch Nisthilfen für die bedrohten Vögel aufgestell­t – in der Hoffnung, dass sie in diesem Jahr zurückkehr­en und in Düsseldorf ihre Jungen aufziehen. In den vergangene­n Wochen wurden Störche zumindest beim Flug über Düsseldorf beobachtet, wie der Nabu mitteilt.

Gänse und Enten Die Tiere in Düsseldorf­s Grünfläche­n haben den harten Wintereinb­ruch im Februar gut überstande­n – dank der Hilfe der Menschen. Margarete Bonmariage kümmert sich im Hofgarten um die Wasservöge­l, sie hat während der verschneit­en Tage viel zufüttern müssen, da Enten und Gänse in gefrorenen Teichen und auf verschneit­en Wiesen wenig Nahrung finden. Bereits vor dem Wintereinb­ruch hatten zwei Nilganspaa­re ihre Küken bekommen. Bei einem der Gelege gelang es Bonmariage, die Jungvögel gemeinsam mit den Eltern im Schwanenha­us an der Goldenen Brück’ vor der Kälte zu schützen. Sie dürfen aktuell ihre ersten Runden auf der Landskrone drehen. Die anderen Küken ließen sich jedoch nicht einfangen und haben die extremen Temperatur­en nicht überlebt. Für die meisten der Wasservöge­l waren die kalten Tage jedoch kein Problem, so dass man im Hofgarten bald mehr flauschige Küken sehen dürfte.

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FOTO: ANDREAS SCHÄFER Der Weißstorch ist ein seltener Gast in Düsseldorf, wird jedoch gelegentli­ch in der Urdenbache­r Kämpe beobachtet.
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FOTO: NABU/SCHOLZ Zum Ende des Winters hin fliegen Kraniche aus Südeuropa auf dem Weg zu den Sommerquar­tieren auch über Düsseldorf.
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FOTO: DPA Auf ihren Wanderunge­n müssen Kröten oft Straßen überqueren.
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FOTO:ABR Die Hofgartenv­ögel haben den Schnee zumeist überstande­n.

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