A3: Neue Chance für die Seitenstreifen-Lösung?
Die A3 soll zwischen Hilden und Opladen auf acht Spuren verbreitet werden. Umweltschützer und Städte schlagen als Alternative die Nutzung des Standstreifens vor.
KREIS METTMANN Die A 3 ist eine der meist befahrenen Schnellstraßen Deutschlands. Zwischen Hilden und Solingen sind täglich rund 120.000 Fahrzeuge unterwegs, darunter rund zehn Prozent Schwerlaster. Ständig kommt es zu Staus und zäh fließendem Verkehr. Bis 2030 steigert sich dieser Verkehr laut Schätzung um bis zu 15.000 Fahrzeuge am Tag, der Lkw-Verkehr nimmt dabei 17 Prozent zu. Der Bundesverkehrswegeplan sieht daher den achtspurigen Ausbau der bislang sechsspurigen A 3 zwischen Hilden und Leverkusen auf einer Länge von 19,7 Kilometer vor. Die Vorplanungen laufen bereits seit 2013.
Nicht nur Umweltschützer wie der BUND und Bürgerinitiativen wie „3 reicht!“lehnen den Ausbau ab. Auch der Hildener Stadtrat hat 2020 in einer Resolution Bundesregierung und Bundestag aufgefordert, von dem bereits beschlossenen Vorhaben wieder
Abstand zu nehmen. Hilden weiß dabei andere Städte wie Solingen, Leichlingen, Langenfeld und den Kreis Mettmann an seiner Seite.
Die Ausbau-Gegner schlagen stattdessen vor, die Standspur als vierte Fahrspur zu nutzen. Das lehnt das Landesverkehrsministerium ab. Die Nutzung des Seitenstreifens könne immer nur eine Übergangslösung sein im Vorgriff auf einen regulären Ausbau.
Jetzt lässt die Autobahn GmbH des Bundes (früher Straßen NRW ) in einer Machbarkeitsstudie eine „temporäre Seitenstreifenfreigabe“prüfen. Die Studie ist noch nicht abgeschlossen, aber erste Ergebnisse lägen bereits vor, sagt Sebastian Bauer, Stabsstelle Kommunikation, Niederlassung Rheinland der Autobahn GmbH des Bundes.
Um den Seitenstreifen als vierte Spur zu nutzen, müssten die Fahrbahnen ertüchtigt und die von Schwerverkehr genutzten Spuren auf 3,50 Meter verbreitert werden. Mindestens 15 Nothaltebuchten je Fahrtrichtung seien einzurichten, eine Videoüberwachung sowie eine „Verkehrsbeeinflussungsanlage“zu installieren.
An der Anschlussstelle Solingen gebe es besondere Probleme und zwei Lösungsmöglichkeiten: Entweder wird die Nutzung des Seitenstreifens als vierte Fahrspur unterbrochen. Oder die Rechtsein- und -ausbieger müssten nach außen versetzt werden, um ein sicheres Einfädeln zu gewährleisten. „In diesem Fall könnte ein Planfeststellungsverfahren nötig werden“, erläutert Bauer. Das könne Zeit kosten.
Zuvor müsse auf jeden Fall die Anschlussstelle Solingen saniert werden. Das ist geplant von Frühjahr 2022 bis Mitte 2023. Erst danach könnte der Seitenstreifen – wenn überhaupt – als vierte Fahrspur genutzt werden.
2030 soll laut Plan der Ausbau der A3 zwischen Hilden und Opladen auf acht Spuren starten. Demnach könnten die Seitenstreifen bestenfalls sieben Jahre als vierte Spur genutzt werden.
Bislang liegen nur erste verkehrstechnische Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass die Nutzung der Standspur die Zeitverluste/Zeitkosten im Vergleich zum Drei-Spur-Betrieb um rund 17 Prozent verringern würde, der Ausbau auf acht Spuren dagegen um 85 Prozent.
Kritiker hinterfragen die Grundannahme des geplanten A3-Ausbaus, dass der Verkehr bis 2030 tatsächlich um 15 bis 17 Prozent zunehme. Drei wesentliche Einflussparameter seien nicht berücksichtigt worden: die politisch gewollte Mobilitätswende ,Schiene statt Straße’, die zum Klimaschutz erforderliche Kohlendioxid-Einsparung im Straßenverkehr und die zu erwartende Verringerung des Pendlerverkehrs in der Region durch Homeoffice, RRX, Fahrradschnellwege.
Der geplante Ausbau der A3 auf acht Fahrspuren zwischen Leverkusen-Opladen und Hilden wird geschätzt rund 275 Millionen Euro kosten, sagt Sebastian Bauer von der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlassung Rheinland: „Eine Aktualisierung der Kosten erfolgt im Rahmen der derzeitigen Vorplanung und sollte nach derzeitigem Kenntnisstand in der zweiten Jahreshälfte vorliegen. Über die Dauer der Bauzeit kann belastbar erst mit Aufstellung des Vorentwurfes eine Aussage erfolgen.“