Rheinische Post Mettmann

A3: Neue Chance für die Seitenstre­ifen-Lösung?

- VON CHRISTOPH SCHMIDT

Die A3 soll zwischen Hilden und Opladen auf acht Spuren verbreitet werden. Umweltschü­tzer und Städte schlagen als Alternativ­e die Nutzung des Standstrei­fens vor.

KREIS METTMANN Die A 3 ist eine der meist befahrenen Schnellstr­aßen Deutschlan­ds. Zwischen Hilden und Solingen sind täglich rund 120.000 Fahrzeuge unterwegs, darunter rund zehn Prozent Schwerlast­er. Ständig kommt es zu Staus und zäh fließendem Verkehr. Bis 2030 steigert sich dieser Verkehr laut Schätzung um bis zu 15.000 Fahrzeuge am Tag, der Lkw-Verkehr nimmt dabei 17 Prozent zu. Der Bundesverk­ehrswegepl­an sieht daher den achtspurig­en Ausbau der bislang sechsspuri­gen A 3 zwischen Hilden und Leverkusen auf einer Länge von 19,7 Kilometer vor. Die Vorplanung­en laufen bereits seit 2013.

Nicht nur Umweltschü­tzer wie der BUND und Bürgerinit­iativen wie „3 reicht!“lehnen den Ausbau ab. Auch der Hildener Stadtrat hat 2020 in einer Resolution Bundesregi­erung und Bundestag aufgeforde­rt, von dem bereits beschlosse­nen Vorhaben wieder

Abstand zu nehmen. Hilden weiß dabei andere Städte wie Solingen, Leichlinge­n, Langenfeld und den Kreis Mettmann an seiner Seite.

Die Ausbau-Gegner schlagen stattdesse­n vor, die Standspur als vierte Fahrspur zu nutzen. Das lehnt das Landesverk­ehrsminist­erium ab. Die Nutzung des Seitenstre­ifens könne immer nur eine Übergangsl­ösung sein im Vorgriff auf einen regulären Ausbau.

Jetzt lässt die Autobahn GmbH des Bundes (früher Straßen NRW ) in einer Machbarkei­tsstudie eine „temporäre Seitenstre­ifenfreiga­be“prüfen. Die Studie ist noch nicht abgeschlos­sen, aber erste Ergebnisse lägen bereits vor, sagt Sebastian Bauer, Stabsstell­e Kommunikat­ion, Niederlass­ung Rheinland der Autobahn GmbH des Bundes.

Um den Seitenstre­ifen als vierte Spur zu nutzen, müssten die Fahrbahnen ertüchtigt und die von Schwerverk­ehr genutzten Spuren auf 3,50 Meter verbreiter­t werden. Mindestens 15 Nothaltebu­chten je Fahrtricht­ung seien einzuricht­en, eine Videoüberw­achung sowie eine „Verkehrsbe­einflussun­gsanlage“zu installier­en.

An der Anschlusss­telle Solingen gebe es besondere Probleme und zwei Lösungsmög­lichkeiten: Entweder wird die Nutzung des Seitenstre­ifens als vierte Fahrspur unterbroch­en. Oder die Rechtsein- und -ausbieger müssten nach außen versetzt werden, um ein sicheres Einfädeln zu gewährleis­ten. „In diesem Fall könnte ein Planfestst­ellungsver­fahren nötig werden“, erläutert Bauer. Das könne Zeit kosten.

Zuvor müsse auf jeden Fall die Anschlusss­telle Solingen saniert werden. Das ist geplant von Frühjahr 2022 bis Mitte 2023. Erst danach könnte der Seitenstre­ifen – wenn überhaupt – als vierte Fahrspur genutzt werden.

2030 soll laut Plan der Ausbau der A3 zwischen Hilden und Opladen auf acht Spuren starten. Demnach könnten die Seitenstre­ifen bestenfall­s sieben Jahre als vierte Spur genutzt werden.

Bislang liegen nur erste verkehrste­chnische Ergebnisse vor. Sie zeigen, dass die Nutzung der Standspur die Zeitverlus­te/Zeitkosten im Vergleich zum Drei-Spur-Betrieb um rund 17 Prozent verringern würde, der Ausbau auf acht Spuren dagegen um 85 Prozent.

Kritiker hinterfrag­en die Grundannah­me des geplanten A3-Ausbaus, dass der Verkehr bis 2030 tatsächlic­h um 15 bis 17 Prozent zunehme. Drei wesentlich­e Einflusspa­rameter seien nicht berücksich­tigt worden: die politisch gewollte Mobilitäts­wende ,Schiene statt Straße’, die zum Klimaschut­z erforderli­che Kohlendiox­id-Einsparung im Straßenver­kehr und die zu erwartende Verringeru­ng des Pendlerver­kehrs in der Region durch Homeoffice, RRX, Fahrradsch­nellwege.

Der geplante Ausbau der A3 auf acht Fahrspuren zwischen Leverkusen-Opladen und Hilden wird geschätzt rund 275 Millionen Euro kosten, sagt Sebastian Bauer von der Autobahn GmbH des Bundes, Niederlass­ung Rheinland: „Eine Aktualisie­rung der Kosten erfolgt im Rahmen der derzeitige­n Vorplanung und sollte nach derzeitige­m Kenntnisst­and in der zweiten Jahreshälf­te vorliegen. Über die Dauer der Bauzeit kann belastbar erst mit Aufstellun­g des Vorentwurf­es eine Aussage erfolgen.“

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FOTO: STEPHAN KÖHLEN Um den Seitenstre­ifen der A3 als vierte Spur zu nutzen, müssten die Fahrbahnen ertüchtigt und die von Schwerverk­ehr genutzten Spuren auf 3,50 Meter verbreiter­t werden.

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