Weniger Verkehrstote wegen Corona
Auf den Straßen ist aufgrund des Lockdowns weniger los. Seit 1953 kamen deshalb nicht mehr so wenige Menschen im Verkehr ums Leben wie 2020. Ein Plus gab es aber bei der Zahl der Unfälle mit Pedelecs und auf Autobahnen.
DÜSSELDORF Die Pandemie wirkt sich positiv auf den Straßenverkehr aus. Die Zahl der Verkehrstoten ist NRW-weit im Jahr 2020 auf ein Rekordtief gesunken. Insgesamt kamen im vergangenen Jahr 430 Menschen bei Unfällen ums Leben – 26 weniger als 2019 (minus 5,7 Prozent). So wenige Menschen sind noch nie seit Beginn der statistischen Erfassung der Zahlen im Jahr 1953 auf den Straßen bei Unfällen gestorben. „Aufgrund der Pandemie sank die Mobilität deutlich und in der Folge auch die Unfälle“, sagte NRW-Innenminister Herbert Reul (CDU) bei der Vorstellung der Vekehrsunfallstatistik 2020 am Mittwoch. Auch die Zahl der Schwerverletzten ist gesunken auf 12.110 (2019: 13.531). Leicht verletzt wurden 54.492 Menschen – das waren 15,2 Prozent weniger. Landesweit gab es insgesamt auch weniger Unfälle (minus 16,4 Prozent). Demnach nahm die Polizei in NRW 556.161 Unfälle auf.
Schulweg Im vergangenen Jahr hat es in NRW 377 Unfälle auf Schulwegen gegeben. Das entspricht einem Rückgang von 63 Prozent. Besonders erfreulich: Kein Kind starb auf dem Schulweg; im Jahr davor waren es zwei gewesen. Mit Blick auf das nächste Jahr merkte Reul aber an: „Die Präventionsarbeit ist wegen Corona schwieriger geworden. Wir dürfen nicht wie gewohnt in die Kitas für die Verkehrserziehung, Das ist einfach Mist.“
Pedelec 2020 verunglückten 3897 Pedelec-Fahrer in NRW – das sind 44 Prozent mehr als 2019, mehr als die Hälfte der Verunglückten war 65 Jahre und älter. Insgesamt starben 30 Pedelec-Fahrer. „Der sprunghafte Anstieg der Unfallzahlen ist die Schattenseite des Pedelec-Booms“, sagte der stellvertretende Landes-Chef der Gewerkschaft der Polizei, Heiko Müller. Die GdP forderte verstärkte Investitionen in sichere Radwege.
Fahrrad/Motorrad Während die Zahl der Pedelec-Unfälle stieg, sank die Zahl der tödlichen Fahrradunfälle um vier Prozent von 48 auf 46. „Obwohl das Fahrrad während der Pandemie mehr genutzt wird“, so der Innenminister. Auch tödliche Motorradunfälle sind zurückgegangen – von 72 auf 65.
Autobahn Während insgesamt die tödlichen Unfälle zurückgegangen sind, sind sie auf der Autobahn gestiegen. 2019 kamen dort 50 Menschen
ums Leben, 2020 waren es 63. Die Verkehrsexperten der Polizei führen die tödlichen Unfälle auf der Autobahn auch auf freiere Straßen infolge er Pandemie zurück. „Während der Pandemie waren Straßen zwar leerer. Das schützt aber nicht davor, ordentlich Gas zu geben und sich tot zu rasen“, kritsierte Reul. Von einem Tempolimit auf Autobahnen hält Reul zum jetzigen Zeitpunkt aber nach wie vor nicht viel. „Es gibt derzeit schon viele Beschränkungen auf den Autobahnen – unter anderem durch die vielen Baustellen“, so Reul.
Lkw-Kontrollen In dem Bereich führte die Polizei 78.000 Maßnahmen durch – ein Plus von zehn Prozent. Zudem fanden auch erstmals nachts Lkw-Kontrollen in NRW statt. Reul unterstich die Bedeutung der Kontrollen und verwies auf einen schweren Lkw-Unfall am Dienstag. Auf der A44 hatte es drei Toten gegeben. „Da wird die Statistik auf einmal sehr real“, so Reul.
Raserszene Die Polizei zählte im vergangenen Jahr 1515 verbotene Rennen – ein plus von 97,8 Prozent. Fünf Tote gab es durch illegale Rennen in NRW; ein Fahrer, drei Beifahrer und ein Kind kamen ums Leben. Im Corona-Jahr ist wegen geschlossener Bars und Clubs die Raserszene zur neuen Kontaktbörse geworden. „Auf die Romanze kann in der nächsten Kurve der Tod warten“, warnte Reul.
Unfallursachen Bei tödlichen Unfällen war die Hauptursache zu hohe Geschwindigkeit; gefolgt von mangelndem Abstandhalten. Zudem spielten Alkohol und Drogen eine Rolle. Häufig seien die Unglücksursachen auf individuelle Fahrfehler zurückzuführen, so die Verkehrsexperten der Polizei.
Unfalluhr Alle 57 Sekunden nahm die Polizei im abgelaufenen Jahr in NRW einen Unfall auf; alle 105 Minuten verunglückte ein Kind; alle 58 Minuten verunglückte ein Senior ab 65 Jahren; alle zwei Stunden verunglückte ein Pedelec-Fahrer. Und alle 20 Stunden wurde ein Mensch im Straßenverkehr getötet.