Was man über Sputnik V wissen muss
Der russische Impfstoff gegen Covid-19 drängt nach Europa. Die Fachpresse bescheinigt dem Präparat im Vorfeld eine hohe Wirksamkeit. Auch eine Produktion in Deutschland ist im Gespräch.
DÜSSELDORF Der russische Corona-Impfstoff mit dem Kurznamen „Sputnik V“ist auf dem Weg auf den Weltmarkt. Als erstes Land in der EU hat nun Ungarn die Vakzine eingekauft – in Eigenverantwortung. Auf eine Zulassung der europäischen Arzneimittelbehörde Ema wollte man dort nicht länger warten. Auch die tschechische Regierung hat bereits Interesse an Sputnik V signalisiert. Wir beantworten die wichtigsten Fragen rund ums Vakzin.
Wer hat Sputnik V entwickelt? Entwickler von „Gam-Covid-Vac“, kurz Sputnik V, ist das staatliche Gamaleya-Forschungszentrum für Epidemiologie und Mikrobiologie in Moskau. Mit im Boot bei der Forschung war auch das russische Gesundheitsministerium. Präsident Wladimir Putin verkündete am 11. August 2020 medienwirksam die Zulassung des weltweit ersten Corona-Impfstoffs. Allerdings handelte es sich dabei eher um eine Art Notfallzulassung, denn da befand sich die Vakzine erst in der zweiten Studienphase.
Was ist Sputnik V für ein Impfstoff? Sputnik V ist ein Vektorimpfstoff. Das Prinzip: Ein harmloses Schnupfenvirus
(Adenovirus) dient hier als Träger für ein Stück Erbinformation von Sars-CoV-2. Es transportiert die Coronaviren-RNA in die Zellen. Diese werden dadurch zur Produktion von viralen Antigenen aktiviert und lösen so die gewünschte Immunantwort beim Geimpften aus. Sputnik V wird zweimal verabreicht, im Abstand von 21 Tagen und ist im Kühlschrank lagerbar.
Was unterscheidet Sputnik V von anderen Vektorimpfstoffen? Das gleiche Wirkprinzip haben etwa auch die Vektorimpfstoffe von Astrazeneca und von Johnson und Johnson. Das Besondere bei Sputnik V ist, dass hier in beiden Impfdosen jeweils ein anderes Schnupfenvirus als Vektor fungiert. Davon verspricht sich der Hersteller eine höhere Wirksamkeit.
Wie ist die Wirksamkeit? Laut aktueller Veröffentlichungen von Studiendaten im Fachmagazin Lancet von Anfang Februar 2021 ist die Effektivität von Sputnik V sehr gut: Die Zwischenergebnisse der Phase-III-Studie belegen demnach eine Wirksamkeit von 91,6 Prozent. Auch sei der Wirkstoff gut verträglich.
Warum war die internationale Akzeptanz zunächst zögerlich? Als
Russland den Impfstoff im Sommer zuließ, war die öffentliche Datenlage sehr dünn. An den klinischen Tests hatten damals erst wenige Menschen teilgenommen. Die entscheidende dritte Studienphase ist bis heute nicht beendet. Dieses Vorpreschen und die Missachtung internationaler Standards schürten damals Misstrauen.
Wo ist Sputnik V heute zugelassen? Sputnik V ist mittlerweile bereits in 38 Ländern im Einsatz (Stand Anfang März 2021), zuletzt registrierten ihn Ungarn, Ägypten, Kirgisistan,
Honduras und die Republik Moldau. Auch Mexiko und Serbien gehören zu den Abnehmern.
Wie verhält sich die EU? Seit der Veröffentlichung der positiven Studiendaten Anfang Februar zeigten sich Deutschland und auch andere EU-Länder offen für eine Nutzung des russischen Impfstoffs. Voraussetzung sei aber die Zulassung durch die europäische Arzneimittelbehörde Ema. Ein entsprechener Zulassungsantrag liegt vor.
Könnte Sputnik V bald in Deutschland oder der EU produziert werden? Der erste europäische Produktionsstandort für Sputnik V könnte Italien werden. Das italienisch-schweizerische Pharma-Unternehmen Adienne werde das Vakzin ab dem Sommer in der Lombardei herstellen, erklärte der Sprecher der italienisch-russischen Handelskammer, Stefano Maggi. Die italienischen Aufsichtsbehörden müssten dem Vorhaben allerdings noch zustimmen. Auch Deutschland war bereits im Gespräch: Der mdr und n-tv berichteten über eine mögliche Kooperation des russichen Herstellers mit dem Dessauer Unternehmen IDT Biologica. Erste „vertrauliche Gespräche“seien bereits geführt worden.