Die Rheinbahn hatte in ihrer langen Geschichte verschiedene Standorte für ihre Hauptverwaltung. Heute hat sie ihren Sitz im „Rheinbahnhaus“in Lierenfeld – und erinnert dort mit zwei Löwen-Skulpturen an einen Abschnitt der Unternehmenshistorie.
Wir schreiben das Jahr 1891. Der „Central-Personen-Bahnhof“wurde an der Stelle des heutigen Hauptbahnhofs in Betrieb genommen. Er ersetzte drei Bahnhöfe aus den Anfangszeiten der Eisenbahn, die mittlerweile mit ihren Gleisanlagen die Stadtentwicklung behinderten und zu klein geworden waren: am Graf-AdolfPlatz den Bergisch-Märkischen Bahnhof und den Cöln-Mindener-Bahnhof, in Flingern an der Rethelstraße den Bahnhof der Rheinischen Eisenbahn. An vier großzügigen Bahnsteigen halten in den 1930er-Jahren zehn Straßenbahnlinien auf dem Bahnhofsvorplatz, dem Wilhelmplatz.
Ein markantes Gebäude gegenüber des Bahnhofs ist das 1911 erbaute Ludwig-LoeweHaus, eine der ersten Stahlbetonbauten der Stadt. Es ist die Düsseldorfer Filiale des Berliner
Maschinenbaukonzerns Ludwig Loewe & Co. Insgesamt fünf steinerne Löwen-Skulpturen zieren die Fronten des imposanten Hauses.
Der Gründer des Konzerns ist der jüdische Unternehmer Ludwig Loewe (1837 bis 1886). Bis 1937 ist das Nachfolgeunternehmen
arisiert. Die jüdischen Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder müssen auf Druck der Nationalsozialisten ihre Ämter verlassen. Die Düsseldorfer Filiale wird geschlossen.
Die Rheinbahn suchte schon lange nach einer neuen Hauptverwaltung. 1921 ist sie von einigen kleineren Gebäuden im Stadtgebiet in ein ehemaliges Kaufhaus Am Wehrhahn umgezogen. Es ist mittlerweile wieder zu klein geworden.
1938 erwirbt die Rheinbahn das repräsentative Ludwig-Loewe-Haus. Das Gebäude wird umgebaut. Die Löwen passen nicht mehr und werden entfernt. 1939 ziehen die Rheinbahn-Mitarbeiter ein. Obwohl das Gebäude 1943 bei einem Bombenangriff beschädigt wird, kann es wieder instandgesetzt werden und bleibt bis 1971 Sitz des Unternehmens. Mit einem Neubau an der Hansaallee, der mit dem Verkauf des alten Grundstücks finanziert wird, kehrt die Rheinbahn wieder an ihren Gründungsort in Oberkassel an der Hansaallee zurück. Hier stand ihre erste Zentrale mit Werkstätten und Abstellanlagen und das Kraftwerk. Und auch die Löwen bekommen hier eine neue Heimat, nachdem sie durch einen Zufall in einer Schutthalde auf dem Gelände des Betriebshofs in Heerdt entdeckt worden waren.
Seit 2017 befindet sich die Hauptverwaltung in Lierenfeld, benachbart zum Bahnund Busbetriebshof. Endgültig hat die Rheinbahn Oberkassel verlassen. Die Haltestelle „Rheinbahnhaus“ist Vergangenheit. Die Linie U76, mit der die Unternehmensgeschichte seit 1898 verbunden ist, hält nun an der Haltestelle „Comenius-Gymnasium“.
Auch in Lierenfeld erinnern die beiden Löwen-Skulpturen vor dem Haupteingang wieder an das alte LudwigLoewe-Haus als ein sichtbares Zeichen, dass dieses düstere Kapitel der Unternehmensgeschichte nicht in Vergessenheit geraten wird.