Bäcker rettet Schoko-Nikoläuse
600 fair produzierte Schoko-Figuren der Gepa erhalten als Bio-Osterhasen bei der Bäckerei Schüren eine zweite Chance. Was gut ist, soll nicht in den Müll, findet der Chef.
HILDEN/HAAN Für den umweltbewussten Bäckermeister Roland Schüren ist es ein Unding, Lebensmittel, die noch gut und haltbar sind, in den Müll zu werfen. Tatsächlich ist das aber ein Schicksal, das jedes Jahr den unzähligen Schokofiguren nach Weihnachten und Ostern ereilt, die im Einzelhandel nicht verkauft wurden oder in übersättigten Privathaushalten liegen bleiben.
Auch bei der Gepa, größter europäischer Importeur fair gehandelter Lebensmittel mit Sitz in Wuppertal, blieb im vergangenen Jahr aufgrund der Corona-Pandemie einiges im Lager liegen. „Die größten Abnehmer von Schokonikoläusen waren bislang immer die Kirchengemeinden, wo sie auf Weihnachtsmärkten und Basare verkauft wurden. „Weil diese im letzten Jahr aber nicht stattfinden konnten, sind außergewöhnlich viele Schokonikoläuse bei der Gepa übrig geblieben, die sie uns nun als Spende zur Verfügung gestellt hat“, erklärt Ulrich T. Christenn, Leiter des Zentrums für Drittmittel und Fundraising der Diakonie Rheinland Westfalen Lippe und als solcher zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit des Hilfswerks „Brot für die Welt“.
In den Kirchengemeinden und Jugendgruppen wurden mit einem Großteil der 2500 fair produzierten Schokofiguren (insgesamt 190 Kilogramm Schokolade) Mitmachaktionen unter dem Motto „Süß statt bitter“organisiert und mit Ehrenamtlichen Schokobrötchen gebacken. Das hatte zweierlei Ziele, erklärt Christenn weiter: „Die Schokolade hat eine neue Verwendung gefunden, und gleichzeitig machen wir damit auf die Situation von Kinder-Sklaven in Kakaoplantagen aufmerksam.“ Oftmals sind es nämlich Kinder aus Westafrika, die für wenig Geld auf den Plantagen arbeiten, statt zur Schule zu gehen. Nur so kann Schokolade zu Dumpingpreisen in deutschen Supermarktregalen angeboten werden.
Kinderrechte zu stärken und auf Lebensmittelverschwendung aufmerksam zu machen, ist auch die Motivation, die Bäckermeister Roland Schüren dazu antrieb, bei dieser Verwertungsaktion mitzumachen. Doch statt ebenfalls Schokobrötchen zu backen, „was wesentlich einfacher für uns gewesen wäre“, erklärt Schüren, habe er sich dazu entschieden, ein sich hartnäckig haltendes Gerücht nun doch in die Tat umzusetzen. „Dass übrig gebliebene Schokonikoläuse eingeschmolzen werden und zu Osterhasen gegossen werden, kann ich mir in Anbetracht des Aufwandes nicht vorstellen.“
Tatsächlich ist es für große Unternehmen auch nicht wirtschaftlich.
Im Übrigen auch nicht für Schüren, der für diese Aktion 25 alte Osterhasen-Gießformen aus seinem Lager geholt hat. Seit Tagen schmilzt eine Mitarbeiterin die Schokolade und füllt sie händisch in die Form, mehrmals und mit langen Trocknungszeiten. 20 Kilogramm Schokolade hat die Bäckerei in Form von Nikoläusen erhalten und macht daraus nun zwischen 100 und 120 Schokohasen in Handarbeit, die ab diesem Montag in allen Schüren-Filialen der Region für 6,95 Euro zum Kauf angeboten werden – solange der Vorrat hält.
Übrigens: Für die Produktion von Schokolade wird sehr viel Wasser gebraucht. Nahezu 1000 Liter der immer knapper werdenden Ressource werden benötigt, um ein Kilogramm Schokolade herzustellen. Die von der Gepa bereitgestellten 2500 Nikoläuse zu je 75 Gramm und einem Gesamtgewicht von 190 Kilo haben in der Herstellung 1900 Hektoliter Wasser, also über 1260 volle Standardbadewannen benötigt.