Rheinische Post Mettmann

Es fehlt der klare Kurs in der Krisen-Politik

- VON MAXIMILIAN PLÜCK

Deutschlan­d steht vor dem wohl kritischst­en Punkt der Pandemie. Zwar gibt es Hoffnungss­chimmer wie etwa die Impfkampag­ne, die nach langem Stottern endlich Fahrt aufnimmt. Doch zugleich schnellen die Infektions­zahlen in bedenklich­e Höhen, werden die Intensivbe­tten knapp und denken Ärzte wieder laut über die Triage nach. Als wäre das nicht genug, liefern sich Markus Söder und Armin Laschet, die Regierungs­chefs der beiden bevölkerun­gsreichste­n Bundesländ­er, ein Wettrennen um die Kanzlerkan­didatur der Union, das den Schwesterp­arteien und Kandidaten schweren Schaden zufügt. Eine toxische Gemengelag­e.

Den Versuch der Opposition, ihm falsche Prioritäte­nsetzung nachzuweis­en, konnte Armin Laschet entkräften. Nicht nur mit seinem persönlich­en Erscheinen im Plenum, sondern dadurch, dass er kurz vor der Sitzung seinen Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann die Corona-Schutzvero­rdnung und damit den Lockdown vorsorglic­h um eine gute Woche verlängern ließ.

Nicht entkräften konnte er dagegen die grundsätzl­ichen Vorbehalte, die nicht nur die Opposition, sondern auch die Kanzlerin gegen den nordrhein-westfälisc­hen Weg in der Pandemie-Bekämpfung hat. Das Aufweichen der Notbremse, der fragwürdig­e Zeitpunkt, zu dem das Land seine Modellkomm­unen mit Öffnungssc­hritten an den Start gehen lassen wollte, der Schlingerk­urs in der Schulpolit­ik, all dies passt nicht zu dem markig geforderte­n Brücken-Lockdown. Abgesehen von mahnenden Worten angesichts der sich zuspitzend­en Lage in den Kliniken suchte man in Laschets Ausführung­en Konkretes vergebens. Kritische Themen wie die Ausgangssp­erren fasste er vorsorglic­h nicht an. Ein klarer Kurs in der Krise lässt sich derzeit nicht erkennen.

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