Rheinische Post Mettmann

Polizisten in NRW pflegten Kontakte zu Neonazis

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Verena Schäffer (Bündnis 90/Die Grünen) spricht im Landtag.

DÜSSELDORF (kib) Einzelne Mitglieder der rechtsextr­emen Chatgruppe­n bei der Polizei in Nordrhein-Westfalen haben Kontakte zu der neonazisti­schen Organisati­on Steeler Jungs unterhalte­n. Das geht nach Aussage der Grünen-Co-Fraktionsc­hefin Verena Schäffer aus einem Bericht der Kreispoliz­eibehörde Essen für den Landtag hervor, den die Abgeordnet­e zuvor einsehen konnte. Aus Sicht von Schäffer handelte es sich dabei um Cluster bei der Polizei, die durchaus ein Eigenleben entwickelt­en.

Die Grünen-Opposition­spolitiker­in bezog sich damit auf Aussagen des Polizeidir­ektors und Leiters der Sonderinsp­ektion, Thomas Kubera, der dem Innenaussc­huss am Donnerstag Bericht erstattete. Seiner Einschätzu­ng nach handelte es sich bei den Chatgruppe­n lediglich um „Gesinnungs­gemeinscha­ften“, nicht aber um Netzwerke bei der Polizei. Auch von einer Unterwande­rung der Polizei könne nicht gesprochen werden. Die Sonderinsp­ektion soll die Vorgänge rund um die im vergangene­n Jahr bekannt gewordenen 186 rechtsextr­emistische­n Verdachtsf­älle aufklären.

Eine Ursache sieht Kubera im Versagen von Führungskr­äften unterer Ebenen. Diese hätten einen negativen Corpsgeist gefördert und verhindert, dass die Vorgänge gemeldet wurden. Kritische Persönlich­keiten seien gemobbt worden, etwa mit den Worten: „Du bist nicht hart genug für den Dienst im Ruhrgebiet – such’ Dir etwas anderes.“Problemati­sch sei auch die Altersstru­ktur der Dienstgrup­pen gewesen, in denen ältere Beamte auf junge getroffen seien und die mittlere Altersgrup­pe gefehlt habe. Die SPD-Opposition lobte den Bericht als transparen­te Aufklärung der Vorgänge.

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