Rheinische Post Mettmann

Wie die Coolness in die Welt kam

Das „Kollektiv Schwarzes Haus“hat die neue Reihe „Black Culture“im Online-Format gestartet. Im ersten Vortrag ging es um Popkultur.

- VON MARION MEYER

DÜSSELDORF Das „Kollektiv Schwarzes Haus“organisier­t regelmäßig­e Kulturreih­en und nutzt das Düsseldorf­er Schauspiel­haus als Plattform, um mit anderen schwarzen Menschen ins Gespräch zu kommen. Nun startete das „Schwarze Haus“die neue Reihe „Black Culture“mit einer Lesung zum Thema „Birth Of The Cool“von Feven Keleta. Die Bloggerin und Journalist­in nahm die Zuschauer per Zoom mit auf eine (Zeit-)Reise, um die Entstehung des Begriffs „cool“und seine Bedeutung zu erklären.

Karen Peprah-Gyamfi, die gemeinsam mit Miriam Owuso und Mbingo Itondo das „Kollektiv Schwarzes Haus“bildet, begrüßte die zugeschalt­eten Zuschauer. Das Kollektiv plant eine regelmäßig­e Reihe mit schwarzen Referentin­nen, um schwarze Kultur zu fördern. Während der Vortrag offen für alle war, schloss sich im zweiten Teil des Abends ein „Safe Space“an, in dem nur schwarze Menschen teilnehmen konnten, um ihre kreativen Arbeiten in einem geschützte­n Raum vorstellen zu können.

Feven Keleta war aus Berlin zugeschalt­et. Ihr anschaulic­her Vortrag erhob keinen Anspruch auf Vollständi­gkeit: „Man kann Black Cool nicht in einer Stunde abdecken“, sagte die Expertin für schwarze Musik und Popkultur.

„Itutu“– so lautet der ursprüngli­che Begriff für Coolness. Er stammt aus dem mittelalte­rlichen Yoruba, einer Sprache aus Westafrika. Der Begriff kam durch den transatlan­tischen Sklavenhan­del nach Südund Nordamerik­a sowie in die Karibik. Der Begriff „Itutu“wurde häufig in Verbindung mit Wasser gebracht. Und auch heute noch gibt es im amerikanis­chen Englisch erstaunlic­h viele Synonyme von „cool“, die mit Wasser zu tun haben: „slick“, „juice“oder „dip“.

Zwölf verschiede­ne Bedeutunge­n des Begriffs listet das Online-Wörterbuch Merriam-Webster zu dem Begriff „cool“auf. Coolness als Zustand wird in gegenwärti­gen Kulturen mit Kontrolle, aber auch Gelassenhe­it gleichgese­tzt. Keleta zitiert den Musikkriti­ker Carl Wilson, der die Coolness als Schutzschi­ld bezeichnet, „um in einer rassistisc­hen Gesellscha­ft zu überleben“. Coolness als Ausdruck von Kultur und Ästhetik zeigt sich in Sprache, Kleidung, Bewegung und natürlich in der Musik. Nicht zufällig heißt Miles Davis’ berühmtes Album „Birth of the Cool“. In den 1920er-Jahren, in der Great Migration, als die ehemaligen Sklaven in den Norden der

USA zogen, entwickelt­en sich in den Großstädte­n Blues und Jazz. Vorläufer gab es bereits in New Orleans. Die Schwarzen spielten die Musik, auch um Weiße zu unterhalte­n.

Die Wissenscha­ftlerin folgt der Entwicklun­g bis in die heutige Zeit zu Hip-Hop und Funk und zur „Mainstream­isierung“und Globalisie­rung des Begriffs „cool“. Keleta spickt ihren unterhalts­amen Vortrag immer wieder mit Bildern und Filmen der Ikonen der schwarzen Kultur. Dabei sind etwa Dizzy Gillespie, Cab Calloway, Bob Marley oder James Brown – der Godfather of Soul. Er ist bis heute sicher einer der coolsten Künstler.

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FOTO: ANNIKA POSTPISCHI­L Popkultur-Expertin und Bloggerin Feven Keleta.

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