Rheinische Post Mettmann

Als Fortuna endlich den Pokal holte

Fortuna Düsseldorf brauchte fünf Anläufe, bis die Rheinlände­r im Jahr 1979 den DFBPokal gewannen. Ohne die Fußballer des 1.FC Köln wäre die Finalteiln­ahme aber nicht möglich gewesen.

- VON BERND JOLITZ

Eine leichte Geburt war es wirklich nicht. Fünf vergeblich­e Anläufe hatte es gebraucht, sage und schreibe fünf verlorene Endspiele im Wettbewerb um den DFB-Pokal, bevor die Spieler von Fortuna Düsseldorf endlich beim Schlusspfi­ff jubeln und anschließe­n den „Pott“in die Luft stemmen durften. Dabei hatte alles doch im Jahr 1935 so verheißung­svoll begonnen: Das allererste Endspiel im damals neu geschaffen­en Wettbewerb fand im Düsseldorf­er Rheinstadi­on statt. Vielleicht auch, weil Fortuna zwei Jahre zuvor den deutschen Meistertit­el errungen hatte und im Bereich des Deutschen Fußball-Bundes eine richtig große Nummer war.

Doch ein guter Gastgeber zu sein, macht einen noch nicht zwingend zum Partykönig. Zumal in den ersten 50 Jahren des DFB- (oder ganz früher: Tschammer-)Pokals der Austragung­sort jährlich wechselte. Die inzwischen so liebgewonn­ene Tradition, das Finale im Berliner Olympiasta­dion

stattfinde­n zu lassen, wurde erst 1985 begründet. Man lasse es sich also auf der Zunge zergehen: Mit dem berühmten Sprechchor „Berlin, Berlin, wir fahren nach Berlin“hätte vor dem Jahr 1985 niemand etwas anzufangen gewusst.

Und so verteilten sich Fortunas Finalpleit­en auch schön auf fünf verschiede­ne Stadien. 1938 das Müngersdor­fer Stadion in Köln – 1:2 gegen Schalke 04. 1957 das Rosenau-Stadion in Augsburg – 0:1 gegen den FC Bayern München. 1958 das Auestadion in Kassel – 3:4 nach Verlängeru­ng gegen den VfB Stuttgart. 1962 das Niedersach­senstadion in Hannover – 1:2 nach Verlängeru­ng gegen den 1. FC Nürnberg. Schließlic­h 1978 das Parkstadio­n in Gelsenkirc­hen – 0:2 gegen den 1. FC Köln. Eine Rekordbila­nz, denn bis heute benötigte kein anderer deutscher Verein so viele Final-Anläufe vor seinem ersten Pokalgewin­n.

Entspreche­nd gemischt waren bei vielen Düsseldorf­er Anhängern die Gefühle, als es am 23. Juni 1979 erneut nach Hannover ging, um ein Finale im DFB-Pokal zu sehen. Schließlic­h hatte Fortuna nur fünf Wochen zuvor schon wieder ein Endspiel verloren: zwar diesmal im Europapoka­l der Pokalsiege­r und erst nach großartige­m Kampf mit 3:4 nach Verlängeru­ng gegen den schillernd­en FC Barcelona, aber eben doch wieder verloren. Erreicht hatte Fortuna den Pokalsiege­r-Wettbewerb übrigens nur, weil ihr Gegner im DFB-Pokalfinal­e von 1978, eben der 1. FC Köln, im selben Jahr auch deutscher Meister geworden war.

Doch an jenem 23. Juni 1979 streiften die Düsseldorf­er das Verlierer-Image ab. Wie viel Druck auf ihnen lastete, war im Endspiel von Hannover jedoch deutlich zu spüren. Nicht einmal ansatzweis­e vermochten die Fortunen den erfrischen­den Offensivge­ist der großen

Endspiele gegen Köln und Barcelona zu versprühen; ihr Gegner Hertha BSC allerdings auch nicht. Und so entwickelt­e sich im Niedersach­senstadion eine zähe Angelegenh­eit, bei der die Fans beider Klubs in den letzten Minuten der Verlängeru­ng beim Stande von 0:0 bereits die Kalender wälzten, ob sie denn am Termin des Wiederholu­ngsspiels – ein Elfmetersc­hießen gab es damals noch nicht

– auch Zeit hätten.

Wolfgang Seel sorgte dafür, dass die Taschenkal­ender doch noch durch die Gegend flogen. In der 116. Minute erlief der Linksaußen eine zu kurze Rückgabe des Berliner Kapitäns Uwe Kliemann und schoss den Ball aus unmögliche­m Winkel fast von der Torausline aus vorbei an Torhüter Norbert Nigbur zum 1:0-Siegtreffe­r ins Netz. Vergessen war das Pokaltraum­a, endlich durfte Kapitän Gerd Zewe den Pokal in die Luft heben.

Doch so wohlschmec­kend dieser Sieg und die anschließe­nde Feier mit den Fans auf dem Marktplatz am Rathaus auch war: Es war doch kein Vergleich zu dem, was knapp ein Jahr später passieren sollte. Denn am 4. Juni 1980 verteidigt­e Fortuna nicht nur den Pokal – nein, sie gewann das Finale zudem gegen den Erzrivalen 1. FC Köln und nahm damit süße Revanche für die Endspielni­ederlage zwei Jahre zuvor.

Nationalsp­ieler Bernd Cullmann brachte den FC in der 26. Minute in Führung, doch nach dem Seitenwech­sel drehten Rüdiger Wenzel (59.) und Thomas Allofs (65.) innerhalb von 350 Sekunden die Partie. Wieder erhielt Zewe den Pokal, viele Spieler waren noch dieselben, nur der Trainer hatte gewechselt: 1979 saß Hans-Dieter Tippenhaue­r beim Pokalsieg auf der Bank, 1980 Otto Rehhagel.

Die beiden Finalsiege sind bis heute im Verbund mit dem Europapoka­lfinale von Basel die Höhepunkte der Vereinsges­chichte geblieben. Und Fortuna hat einen denkwürdig­en deutschen Rekord durch die Zeit transporti­ert: Da sie in der Folgesaiso­n 1980/81 immerhin noch das Viertelfin­ale erreichte, gewann sie zwischen dem 5. August 1978 und dem 31. Januar 1981 stolze 18 DFB-Pokalspiel­e in Folge. Selbst der große FC Bayern läuft dieser Bestmarke bis heute ohne Erfolg hinterher

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 ?? FOTO: HORSTMÜLLE­R ?? Rudi Bommer (v.l.), Egon Köhnen und der heutige Vorstand Klaus Allofs erhielten 1979 vom damaligen Bundestrai­ner Jupp Derwall den Pokal.
FOTO: HORSTMÜLLE­R Rudi Bommer (v.l.), Egon Köhnen und der heutige Vorstand Klaus Allofs erhielten 1979 vom damaligen Bundestrai­ner Jupp Derwall den Pokal.

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