Reichste Haushalte werden reicher
Fünf Prozent besitzen die Hälfte des Privatvermögens. Corona dürfte das verstärken.
BERLIN Der Anteil der reichsten zehn Prozent der Haushalte in Deutschland am gesamten privaten Nettovermögen ist in den 20 Jahren zwischen 1998 und 2018 von 44,7 auf rund 50 Prozent gestiegen. Dagegen stagnierte der Vermögensanteil des ärmsten Zehntels der Haushalte. Sein Anteil lag 1998 wie 2018 bei minus 0,4 Prozent – das heißt, sie mussten sich verschulden. Das geht aus der Antwort der Bundesregierung auf eine Anfrage der Linken-Fraktion hervor, die unserer Redaktion vorliegt. Demnach konnten auch die mittleren Vermögensklassen ihre Anteile nicht erhöhen.
Die Regierung beruft sich in der Antwort auf die letzte Einkommens
und Verbrauchsstichprobe der amtlichen Statistik von Bund und Ländern. 2018 – also vor der Corona-Krise; das sind die neuesten verfügbaren Daten – besaßen die obersten zehn Prozent gut fünf Prozentpunkte mehr vom Gesamtvermögen als noch 1998. Während die Ungleichheit der Einkommen im konjunkturell starken Jahrzehnt nach der Finanzkrise weniger deutlich wuchs, ging die Schere bei den Vermögen stark auseinander. Reichere Haushalte profitierten besonders von den Wertsteigerungen bei Immobilien und Aktien.
Der Antwort zufolge lag der Anteil der Haushalte ohne ein Nettovermögen 2018 bei 16 Prozent. Sechs Prozent verloren sogar Netto-Vermögen. Die Corona-Krise dürfte die materiellen Sorgen bei vielen noch verschärft haben: Die Kurzarbeit führte zu geringeren Einkünften, während die Mieten weiter stiegen. Zudem verlor in der Krise eine halbe Million Menschen ihre Jobs.
„Seit Jahren geht die Schere weiter auseinander. Gerade das Vermögen konzentriert sich sehr stark in der Spitze. Die Hälfte der Bevölkerung hingegen besitzt unter dem Strich fast nichts“, sagte Linken-Fraktionsvize Fabio de Masi. Das sei eine Gefahr für den gesellschaftlichen Zusammenhalt: „Nach der Pandemie werden die Zahlen noch viel drastischer aussehen. Denn die Krise ist ein Brandbeschleuniger für die Ungleichheit.“Er forderte eine einmalige Vermögensabgabe nach Vorbild des Lastenausgleichs nach 1945.