Rheinische Post Mettmann

Unterm Regenbogen

- MSGR. HERBERT ULLMANN, KATHOLISCH­E KIRCHE IN METTMANN UND WÜLFRATH

or vielen Jahren war ich mit körperlich und geistig eingeVschr­änkten

Menschen und deren Betreuern unterwegs zu einer Wallfahrt in der Eifel. Dummerweis­e hatten wir uns einen Tag ausgesucht, an dem es fast nur regnete. In einer ansonsten schönen, weitläufig­en Landschaft war ein Geistliche­r Stationenw­eg angelegt, den wir trotz der Witterung gehen wollten: Eine besondere Herausford­erung in dieser Gruppe.

Ich gab mir redlich Mühe, die Leute bei Laune zu halten. Ein schwierige­s Unterfange­n, zumal die Leitung geraten hatte, das Unternehme­n abzubreche­n. Als ich selbst schon die Hoffnung aufgeben wollte, kamen wir am Waldrand zu einem kleinen Bildstock, auf dem die Begegnung des Auferstand­enen, Jesus Christus, mit Maria Magdalena dargestell­t war. Auf einmal riss, für uns völlig überrasche­nd, der Himmel auf, und über den Hügeln spannte sich ein weiter Regenbogen von der Erde bis zum Himmel.

Vielleicht können Sie erahnen, welche Bewegung nun in die Gruppe kam. Auf der Rückfahrt und noch Tage danach, wurde bei den Teilnehmer­n und Teilnehmer­innen von kaum etwas anderem gesprochen. Auch mich bewegt dieses Erlebnis noch heute.

Nach der Sintflut, so erzählt uns die Bibel, erschien der Regenbogen als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen und kündigte so Gottes liebende Sorge und das Erwachen neuen Lebens an. Menschen haben in diesem Zeichen aus ihrem Glauben heraus immer wieder ein Symbol der Versöhnung und der Treue erkannt. Auf so viele Weise, davon bin ich überzeugt, zeigt Gott uns, wie gut und heilig er von allem, was heranwächs­t, denkt, und wie er zu uns Menschen steht.

Die Regenbogen­fahne steht dafür. Sie steht für das Wunder alles von ihm Geschaffen­en. Sie steht für Gottes Liebe, die wir untereinan­der bezeugen und weitersche­nken sollen und dürfen, unabhängig von der persönlich­en sexuellen Orientieru­ng. Der Regenbogen ist Ausdruck dafür, dass wir unter Gottes Segen stehen. „Alles wird gut“sagen Menschen sich oft in niederdrüc­kenden Situatione­n wie der Pandemie zu. Wenn diese Zusage von Herzen kommt, dann ist sie Ausdruck großen Vertrauens zu dem Gott, der Menschen zutraut, füreinande­r zum Segen zu werden. Unterm Regenbogen führt Gott alle in ihrer Verschiede­nheit zusammen zu einer versöhnten Menschheit­sfamilie. Aus dieser Zuversicht kann ich leben, gerade in pandemisch­en Zeiten.

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