Unterm Regenbogen
or vielen Jahren war ich mit körperlich und geistig eingeVschränkten
Menschen und deren Betreuern unterwegs zu einer Wallfahrt in der Eifel. Dummerweise hatten wir uns einen Tag ausgesucht, an dem es fast nur regnete. In einer ansonsten schönen, weitläufigen Landschaft war ein Geistlicher Stationenweg angelegt, den wir trotz der Witterung gehen wollten: Eine besondere Herausforderung in dieser Gruppe.
Ich gab mir redlich Mühe, die Leute bei Laune zu halten. Ein schwieriges Unterfangen, zumal die Leitung geraten hatte, das Unternehmen abzubrechen. Als ich selbst schon die Hoffnung aufgeben wollte, kamen wir am Waldrand zu einem kleinen Bildstock, auf dem die Begegnung des Auferstandenen, Jesus Christus, mit Maria Magdalena dargestellt war. Auf einmal riss, für uns völlig überraschend, der Himmel auf, und über den Hügeln spannte sich ein weiter Regenbogen von der Erde bis zum Himmel.
Vielleicht können Sie erahnen, welche Bewegung nun in die Gruppe kam. Auf der Rückfahrt und noch Tage danach, wurde bei den Teilnehmern und Teilnehmerinnen von kaum etwas anderem gesprochen. Auch mich bewegt dieses Erlebnis noch heute.
Nach der Sintflut, so erzählt uns die Bibel, erschien der Regenbogen als Zeichen des Bundes Gottes mit den Menschen und kündigte so Gottes liebende Sorge und das Erwachen neuen Lebens an. Menschen haben in diesem Zeichen aus ihrem Glauben heraus immer wieder ein Symbol der Versöhnung und der Treue erkannt. Auf so viele Weise, davon bin ich überzeugt, zeigt Gott uns, wie gut und heilig er von allem, was heranwächst, denkt, und wie er zu uns Menschen steht.
Die Regenbogenfahne steht dafür. Sie steht für das Wunder alles von ihm Geschaffenen. Sie steht für Gottes Liebe, die wir untereinander bezeugen und weiterschenken sollen und dürfen, unabhängig von der persönlichen sexuellen Orientierung. Der Regenbogen ist Ausdruck dafür, dass wir unter Gottes Segen stehen. „Alles wird gut“sagen Menschen sich oft in niederdrückenden Situationen wie der Pandemie zu. Wenn diese Zusage von Herzen kommt, dann ist sie Ausdruck großen Vertrauens zu dem Gott, der Menschen zutraut, füreinander zum Segen zu werden. Unterm Regenbogen führt Gott alle in ihrer Verschiedenheit zusammen zu einer versöhnten Menschheitsfamilie. Aus dieser Zuversicht kann ich leben, gerade in pandemischen Zeiten.