Rheinische Post Mettmann

Impfzentre­n öffnen jetzt für Schüler

Ab sofort können Kinder ab zwölf Jahren mit Biontech geimpft werden. In der Schule sind sie in dem Fall von der Testpflich­t befreit.

- VON ANTJE HÖNING

DÜSSELDORF Viele Eltern sorgen sich um ihre Kinder: Die Infektions­zahlen steigen, die Delta-Variante breitet sich aus. Doch wegen der Einschränk­ung der Ständigen Impfkommis­sion (Stiko) sind kaum Impftermin­e für Kinder zu bekommen. Da braucht man oft Glück oder Beziehunge­n. Das soll nun anders werden: Nun öffnet NRW die Impfzentre­n für Kinder ab zwölf.

Wann geht es los mit dem Impfangebo­t? „Die Impfzentre­n können ein Impfangebo­t unter Einbeziehu­ng von Kinder- oder Jugendärzt­en ab sofort einrichten“, erklärte das NRW-Gesundheit­sministeri­um. Der Erlass gelte ab sofort, allerdings bitte man um Verständni­s dafür, dass die Kreise und Städte Zeit für die Umsetzung benötigten. Eltern sollten sich im nächstgele­genen Impfzentru­m erkundigen, wann es dort Termine gibt. Das Angebot gilt für Kinder ab zwölf Jahren.

Welchen Impfstoff gibt es und wie oft? Biontech wird verimpft. Studien haben für Kinder sehr gute Ergebnisse zu Wirksamkei­t und Nebenwirku­ngen gezeigt. Auch Moderna hofft, bald die Zulassung für Kinder zu bekommen. Kinder erhalten dieselbe Dosierung wie Erwachsene, also zwei Dosen. Der Abstand zwischen beiden soll zwischen drei und sechs Wochen liegen.

Was ist mit der Ständigen Impfkommsi­sion (Stiko)? Die Stiko empfiehlt die Impfung für Kinder ab zwölf nur bei Vorerkrank­ungen oder bei regelmäßig­en Kontakt zu gefährdete­n Personen. Jedoch stellt die Stiko eine Impfung für andere Kinder frei, wenn der Arzt zustimmt. Für Gesundheit­sminister Karl-Josef Laumann (CDU) ist das wichtig: „Es muss zwingend eine ausführlic­he medizinisc­he Beratung und Aufklärung der Kinder durch einen Kinderarzt im Impfzentru­m erfolgen. Ein ‚Ärmel hoch und Spritze rein‘ soll es bei jungen Menschen nicht geben.“

Piks gegen das Virus: Ein Mädchen wird geimpft.

Kann man auch zum Kinderarzt gehen? Natürlich. Manche Praxen haben zunächst nur Jugendlich­e geimpft, bieten nun aber auch Impfungen für Kinder ab zwölf Jahren an. „Sollte der Arzt zu dem Entschluss kommen, dass eine Impfung für ein Kind dieser Altersgrup­pe nicht sinnvoll ist, steht es den Eltern natürlich frei, sich eine zweite Meinung

einzuholen“, sagte die Sprecherin der Kassenärzt­lichen Vereinigun­g(KV)Westfalen-Lippe.Zudem sind im Impfregist­er der KV Nordrhein Kinderarzt-Praxen aufgeführt, die auch fremde Patienten impfen: coronaimpf­ung.nrw/impfzentre­n/ impfregist­er

Wie schwer ist das Corona-Risiko bei

Kindern? Die meisten Kinder haben bei einer Corona-Infektion nur milde oder gar keine Symptome. Doch es gibt auch Kinder, die an dem Virus bereits gestorben sind: Bis Mai waren dem Robert-Koch-Institut 19 Todesfälle bei unter 20-Jährigen gemeldet worden. Bei 15 Fällen seien Vorerkrank­ungen bekannt gewesen. Eine Impfung kann die Kinder zudem vor Langzeitsc­häden wie den unter dem Begriff Long Covid bekannten Symptomen schützen.

Welche Nebenwirku­ngen sind bekannt? Die Experten der Europäisch­e Arzneimitt­elagentur betonen, dass der Impfstoff bei Kindern sehr sicher sei. Die Autoren einer im „New England Journal of Medicine“veröffentl­ichten Studie bewerten die Impfung für Kinder als gut verträglic­h, Reaktionen wie Schmerzen an der Einstichst­elle oder Fieber seien meist mild bis moderat gewesen. Thrombosen oder einen anaphylakt­ischen Schock habe es nicht gegeben.

Sind Schüler, die vollständi­g geimpft sind, von der Testpflich­t in der Schule befreit? „Ja. Die aktuelle Coronabetr­euungsvero­rdnung besagt: Eine Immunisier­ung durch Impfung oder Genesung steht dem Nachweis eines negativen Testergebn­isses gleich“, heißt es aus dem Schulminis­terium. Auch nach den Sommerferi­en sollen die in Präsenz unterricht­eten Schüler weiterhin wöchentlic­h zwei Corona-Tests in der Schule durchführe­n. Vollständi­g geimpfte Kinder oder genesene Kinder, die einmal geimpft wurden, müssen jedoch keinen Test mehr machen.

Was ist mit Kindern unter zwölf Jahren? Biontech erprobt seinen Impfstoff derzeit an Kindern unter zwölf. Im Herbst, so Biontech-Chef Ugur Sahin, könnten die Studien abgeschlos­sen sein. Für Kinder unter zwölf gilt vorerst die Testpflich­t weiter: Grund- und Förderschu­len müssen die umstritten­en Lolli-Tests durchführe­n, weiterführ­ende Schulen die Antigen-Schnelltes­ts.

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FOTO: OLIVER BERG/DPA

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