„Olympia sollte etwas Besonderes sein“
Der Basketball-Profi spricht über die Erwartungen bei Olympia und das Team in Tokio.
Herr Bonga, Ihre ersten Olympischen Spiele sind gleichzeitig auch besondere. Keine Zuschauer, kaum Kontakt zu anderen Athleten. Trübt das die Eindrücke?
ISAAC BONGA Die Situation ist einfach schwierig. Das wissen wir seit über einem Jahr. Am Ende sind wir Sportler und aufgrund unserer eigenen Wettbewerbe in Japan. Darauf konzentriere ich mich. Wenngleich es natürlich auch schade ist, dass es wohl nicht möglich sein wird, sich andere Sportarten live anzugucken. Da müssen wir nun alle durch – und dennoch sind es Olympische Spiele. Der Fokus liegt eindeutig auf meinem Spiel.
Nicht für alle scheinen die Spiele so besonders zu sein. Die Fußballer etwa konnten nicht alle Kader-Plätze ausschöpfen, weil nicht genug Spieler zu Verfügung standen. Können Sie das nachvollziehen?
BONGA Olympia sollte für alle Sportler etwas ganz Besonderes sein. Für viele von uns ist es eine vielleicht einmalige Chance, daran teilzunehmen. Ich finde es schade, dass es nicht jeder so sieht.
Welches Gefühl überwiegt bei Ihnen vor den Olympischen Spielen?
BONGA Anspannung spüre ich überhaupt nicht, vielmehr ist es eine große Vorfreude. Ich bin ganz schön aufgeregt. Ich freue mich, dass wir in Tokio zeigen können, welch gutes Team wird sind.
Das hat schon beim Qualifikationsturnier gut funktioniert – ohne die großen Stars.
BONGA Es ist schade, dass Dennis Schröder und die anderen tollen Jungs nicht dabei sein können. Damit müssen wir leben und wir haben das als Team gut aufgefangen. Jeder von uns ist noch mehr gefragt, keiner kann sich verstecken. Dadurch haben wir in Split schon erfolgreich gespielt und wollen das nun in Tokio in ähnlicher Manier tun. Jeder Einzelne muss fürs Team einstehen.
Sie selbst spielen in der NBA, viele Ihrer Kollegen in Deutschland. Wie leicht fällt es Ihnen, sich anzupassen?
BONGA Ich war ja schon ein paar Mal dabei, deshalb fällt es mir inzwischen leicht. Abgesehen davon passen mir die Grundeigenschaften unserer Spielidee. Wir kommen über den Kampfgeist und die Leidenschaft, füreinander zu spielen. Natürlich fängt alles mit der Defense an. Das haben wir in Split sehr gut gemacht und das wird auch die Grundlage in Tokio sein.
Mit welchen Zielen starten Sie?
BONGA Wir wollen nicht nur dabei sein, das ist klar. Wir wollen auf jeden Fall die Gruppenphase überstehen, auch wenn wir gute Gegner haben. Wir haben Selbstvertrauen getankt und wissen, dass wir an guten Tagen jedes Team vor große Probleme stellen können. Dafür haben wir in Trier in der Vorbereitung intensiv gearbeitet. Wir wollen zeigen, wie gut Basketball in Deutschland ist.
Rund um das Qualifikationsturnier gab es Querelen um Joshiko Saibou, bei denen er selbst und der Verband nicht die glücklichsten Figuren abgaben. Ist das bei Ihnen noch ein Thema?
BONGA Nein. Wir konzentrieren uns aktuell voll auf den Basketball und wollen es auch gar nicht mehr thematisieren. Wir sind alle in diesem Team, um bei den Olympischen Spielen aufzutreten. Darum geht es – alles andere kann danach besprochen werden.
Was macht dieses Team für Sie aus?
BONGA Wir sind eine echte Einheit und eine wirklich lustige Truppe. Robin Benzing, Andreas Obst und Lukas Wank übernehmen gern die Rolle der Klassenclowns und bringen die nötige Lockerheit in die Runde. Alle sind aber absolut auf dem Boden geblieben und niemand nimmt sich selbst wichtiger als die anderen. Das macht uns einfach aus: Wir kämpfen und spielen füreinander, kommen auch abseits des Feldes gut miteinander klar. Wir stehen füreinander ein und wissen, was wir können – oder eben nicht. Jeder in dieser Gruppe ist ein wichtiges Teilchen.