Was Fortuna von dieser Saison erwartet
Die Düsseldorfer starten am Sonntag in Sandhausen in die Zweite Liga und haben sich einiges vorgenommen.
DÜSSELDORF Es fängt immer mit großen Träumen an. Doch in der Natur des Spiels liegt es, dass es in den allermeisten Fällen bei Träumereien bleibt. Niemand nimmt sich zum Ziel, in der Saison endlich mal abzusteigen. Oder den Sprung nach oben zu verpassen. Und so wird es auch diesmal einige Überraschungen, viel Ernüchterung und auch Trauer, aber auch Glücksgefühle pur geben. Fortuna Düsseldorf hat sich vorgenommen, sich weiter viel vorzunehmen – aber nicht zu viel. Klingt schrecklich kompliziert, ist aber eigentlich ganz einfach. Auf das Wort „Aufstieg“soll im Sprachgebrauch verzichtet werden. Gleichwohl will man allerdings „oben mitspielen“.
Letztere Formulierung stammt von Cheftrainer Christian Preußer. Der ist neu in Düsseldorf und im Profigeschäft. Nach einer durchwachsenen Station in Erfurt hatte er sich in den vergangenen fünf Jahren durch allseits anerkannte Arbeit bei der Zweitvertretung des SC Freiburg die Meriten verdient, um als Hoffnungsträger seiner Zunft zu gelten. Preußer zeichnet aus, Dinge neu zu denken. Und es nicht nur bei theoretischen Gedanken zu belassen, sondern die auch in der Praxis umzusetzen. In Düsseldorf wurde in der Vergangenheit oft darüber geredet, einen offensiven Spielstil kultivieren zu wollen. Unter Preußer könnte die Chance bestehen, dass dies auch gelingt.
Die Hoffnung nährt sich aus der Akribie, mit der Preußer bislang in den Trainingseinheiten mit der Mannschaft gearbeitet hat. Immer und immer wieder hat er wiederholen lassen, wie er sich das Anlaufen
des Gegners im Gegenpressing vorstellt. Das ist nicht lästig, sondern entscheidend, denn nur, wenn das Timing stimmt, hat diese Art der Ausrichtung auch nur annähernd Chancen auf Erfolg. Zu früh oder zu spät kann schon dazuführen, dass die Balance im Team nicht mehr gegeben ist. Die Mannschaft saugt das Wissen bislang bereitwillig auf – wohl wissentlich, dass der beste Lehrmeister im Fußball der Erfolg ist. „Wenn man schnell Erfolgserlebnisse hat, kann man natürlich leichter vermitteln, warum man etwas genauso einfordert“, sagt Preußer.
Preußer ist 37 Jahre alt, er ist liiert, will aber sein Privatleben so gut es geht aus der Öffentlichkeit fernhalten. Sein persönlicher Kompass ist noch nicht in allen Bereichen austariert. Dementsprechend sind Fehler von Preußer vom Vorstand des Zweitligisten auch ausdrücklich einkalkuliert. Nur zu viele sollen es nicht sein, weil man ja dann doch schon davon überzeugt ist, ein ordentliches Wörtchen bei der Verteilung der ersten Plätze mitsprechen zu können. Preußer hat für seine Aufgabe einen Kader zur Verfügung, der nur punktuell verstärkt werden musste – und bei dem es nur noch zwei offene Planstellen gibt. Gesucht
werden noch ein Innenverteidiger und ein Mittelstürmer.
Was Fortuna erwartet von dieser Saison, dass man das große Ganze im Blick behält, ohne dabei viele Kleinigkeiten zu vernachlässigen, aus denen schnell größere Baustellen werden können. Also den Aufstieg auf der einen Seite, aber auch die Spielkultur und das Miteinander auf der anderen. Und deshalb soll Preußer auch mehr sein als der Mann, der an der Seitenlinie Kommandos gibt. „Er soll“, wie es Sportvorstand Uwe Klein formuliert, „nicht nur bei Fortuna das Training leiten, sondern Fortuna moderieren.“
„Wir werden unsere Ziele nur erreichen, wenn wir in diesem Verein Geschlossenheit haben“, mahnt Vorstandsmitglied Klaus Allofs in dem Wissen, dass es bei der selbsternannten „launischen Diva“vieles gibt, aber nie Ruhe. Allofs, der erst im vergangenen September nach jahrzehntelanger Wanderschaft wieder in Düsseldorf eine berufliche Heimat gefunden hat, will dem Verein Selbstbewusstsein einimpfen. Statistisch gesehen ist Fortuna nicht gerade ein Riese. In den vergangenen 25 Jahren war der Verein nur ganze fünf Spielzeiten Mitglied der höchsten deutschen Spielklasse. In dieser Zeit ging es sogar hinunter bis in die Oberliga.
Wie schafft man es, dass die Elefanten um einen herum möglichst lange vor der Maus Angst haben? „Wir wollen zeigen, dass wir ein großer Verein sind, was Anhängerschaft angeht, was die Tradition angeht“, sagt der 64-Jährige. „Wir wollen uns nicht größer machen als wir sind, wir wollen aber die Stärken, die wir haben, herausstreichen.“