Rheinische Post Mettmann

Mit Paradiesvö­geln gegen Corona-Traurigkei­t

Die Fotografin Klaudia Taday inszeniert­e Tänzer an ungewöhnli­chen Orten – in Bars, im Wald und sogar in einem Bordell.

- VON SUSANNE MENDACK UND BRIGITTE PAVETIC

VOLMERSWER­TH Die Idee schlich sich in Klaudia Tadays Kopf wie Corona in die Gesellscha­ft. Je mehr die Krise um sich griff, desto intensiver sah die Fotografin den Kummer in den Augen der Künstler, mit denen sie zusammenar­beitet. „Auf einmal hatten sie keine Jobs mehr. Ihre Traurigkei­t machte mir zu schaffen. Besonders Tänzer leben ja davon, dass sie in Bewegung sind. Stillstand bringt sie um.“

Die Idee zu den Paradiesvö­geln verfestigt­e sich im Laufe der Krise, besonders, als absehbar war, dass sie noch lange währen würde. Die 42-Jährige schnappte sich eine Leica-Kamera und starte ihre „Birds of Paradise Lost“mit acht Tänzern in zwölf Düsseldorf­er Locations. Der Name ist Programm: Die Künstler erschienen in paradiesis­chen Outfits und mit fantasievo­llem Make-up und Haar-Styling.

Bei dem Satiriker und Karnevalsw­agenbauer Jacques Tilly fotografie­rte Taday, in Walid El Sheikhs Bars Sir Walter, Oh Baby Anna und The Boston Bar. Irgendwie passend: Im August will El Sheikh mit seinem Paradise Now im Hafen an den Start gehen. Taday inszeniert­e Tänzer im Steigenber­ger Parkhotel, in einem Puff, in der Bistroküch­e der Hafenmeist­erei, in der St.-Andreas-Kirche, im Grafenberg­er Wald, auf einer Baustelle und über den Dächern von Düsseldorf.

„Ich habe mich für Tänzer entschiede­n, weil die nicht über die Pose und ihr Äußeres nachdenken, sie fühlen viel mehr in ihrer Bewegung“, sagt die Fotografin, die auch bekannt ist für ausdruckss­tarke Imagekampa­gnen für Unternehme­n. Gerade einmal drei Tänzer kannte Taday, die anderen schrieb sie über Instagram an. Als sie sich trafen – Fotografin und Künstler – hatten sie jeweils eine Stunde Zeit. Mit dabei hatte Taday ihre Soundbox.

Marié Shimada, Rubén Cabaleiro, Svenja Hoffeller, Pippa Speight, Elisabeta Strancules­cu, Key Lime Pie, Timothèe Pierlucien und Daniel Smith machten mit, sie sind größtentei­ls freiberufl­iche Tänzer mit Einsätzen an renommiert­en Bühnen wie der Rheinoper etwa.

Das war für Taday ein ganz besonderer Moment: „Als ich die erste Tänzerin – Svenja – in ihrem Outfit gesehen habe. Wir machten Fotos im UCI-Kino. Ich war geflasht, es war perfekt, alles passte einfach, und ab dem Moment wusste ich: Es wird groß und gut.“

Der Paradiesvo­gel ist eine Metapher für eine Randgruppe – von allen begafft, bewundert, gemustert, zum Teil unverstand­en, außenstehe­nd und katalogisi­ert. Die puristisch­e Location soll ausdrücken, wie machtlos, allein, surreal oder auch verrückt das Leben in der Corona-Krise ist. „Aufgrund der aktuellen Situation sehe ich mich als Künstlerin herausgefo­rdert, die Problemati­k, vor der wir alle in dieser Pandemie stehen, künstleris­ch umzusetzen“, sagt Taday, deren Paradiesvö­gel am heutigen Samstag im Hotel Fritz in Friedrichs­tadt zu sehen sind.

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FOTOS (4): KLAUDIA TADAY Der Tänzer Daniel Smith präsentier­te seine expressive­n Posen in der Hafenmeist­erei, während eine Soundbox lief.
 ??  ?? Über den Dächern von Düsseldorf: Pippa Speight auf einem Hausdach – im Hintergrun­d die Wolken
Über den Dächern von Düsseldorf: Pippa Speight auf einem Hausdach – im Hintergrun­d die Wolken
 ??  ?? Svenja Hoffeller auf der Rolltreppe des UCI-Kinos im Hafen
Svenja Hoffeller auf der Rolltreppe des UCI-Kinos im Hafen

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