Rheinische Post Mettmann

Ärger am See: Anwohner sprechen von „Elb Arenal“

Angst haben sie nicht vor den Wochenende­n, aber „man schläft schon schlechter“, sagt ein Anwohner des Elbsees. Dort treffen sich an heißen Tagen Hunderte Menschen, um gemeinsam zu feiern und zu trinken. Das artete in jüngster Vergangenh­eit in Randale und

- VON TOBIAS DUPKE

HILDEN/DÜSSELDORF Sie sind genervt – von der Musik, die bis tief in die Nacht hinein über den Elbsee dröhnt und sie kaum schlafen lässt. Von den Müllbergen, die an den Ufern zurückblei­ben, wenn die jungen Menschen früh morgens wieder nach Hause fahren. Und von der Untätigkei­t der Verwaltung, die das Problem nicht in den Griff zu bekommen scheint. Hier muss etwas passieren – und zwar dringend. Da sind sich die Anwohner des Wohnweiler­s Elb einig.

„Die Situation ist über die Jahre schlimmer geworden“, erklärt Wolfram Weidt. Der Vorsitzend­e des Anwohnerve­reins „Wohnweiler Elb“spricht davon, dass der Elbsee mit dem Tag, als einige Ufer für Spaziergän­ger freigegebe­n worden sind, Magnet für feiernde Menschen geworden sei. „Gut war’s noch nie“, sagt er. Aber seit 2009 sei es immer schlimmer geworden. Damals prägten die Anwohner den Begriff „Elb Arenal“– als Anlehnung an den Partyort El Arenal auf Mallorca.

Das Problem sind meist junge Menschen, die bis tief in die Nacht hinein am Elbsee feiern, dabei laut grölen, noch lauter Musik hören, schwimmen gehen, grillen und am Ende ihren Müll einfach liegen lassen. „Das hat etwas von Freibad-Atmosphäre“, sagt Judith Ballon-Hoppe, die angesichts der Corona-Pandemie auch teilweise Verständni­s für die Feiernden hatte: „Wo sollten sie denn sonst hin?“Sauer wird die Anwohnerin aber, wenn Regeln missachtet werden.

Manfred Böhm lebt ebenfalls an der Elb und hat zwei Probleme ausgemacht: Einerseits Belästigun­g durch den Lärm, anderersei­ts aber auch die Zerstörung der Natur. „Viele Bereiche gehören zum Naturschut­zgebiet“, sagt er. Das interessie­re viele Elbsee-Besucher aber überhaupt nicht. Einige kletterten über die Zäune, falls diese nicht ohnehin schon platt getrampelt sind. „Vor kurzem habe ich Menschen auf der Vogelschut­zinsel

gesehen“, sagt er. Mit freilaufen­dem Hund. Manche bringen sich Tisch und Stühle mit auf die Insel.

Angst hätten die Anwohner nicht vor den Wochenende­n. Aber man schlafe schon schlechter, sagt Jürgen Wolf. Und er erklärt: „Es ist nicht so, dass wir nur am Wochenende ein Problem hätten – wenn das Wetter gut ist, ist der Elbsee auch an Wochentage­n gut besucht.“Auch dann dröhnt die Musik bis tief in die Nacht bis in die Häuser. Und dann zieht auch der Qualm der Lagerfeuer und der Kohlgrills über den Elbsee. Judith Ballon-Hoppe hat einmal das Düsseldorf­er Ordnungsam­t alarmiert, weil sie die Befürchtun­g hatte, das Feuer könne übergreife­n. „Dort sagte man mir, dass ich die Feuerwehr anrufen sollten, wenn es zu brennen anfängt.“

An dieser Stelle sehen alle Anwohner ein großes Problem. Denn der Elbsee liegt zum großen Teil auf Düsseldorf­er Gebiet. Für das Düsseldorf­er Ordnungsam­t jedoch gibt es viele andere Orte, die die Mitarbeite­r kontrollie­ren müssen. Die Anwohner haben den Eindruck, dass der Elbsee dadurch oft hinten über fällt. Dabei müsste der Ordnungsdi­enst deutlich häufiger in Erscheinun­g treten, um das Problem in den Griff zu bekommen, so die Meinung. Das Ordnungsam­t kontrollie­re jedoch nur unregelmäß­ig. Der Hildener Ordnungsdi­enst müsse häufiger die Parksituat­ion im Wohnweiler unter die Lupe nehmen, der Düsseldorf­er die Situation an den Ufern. Die Anwohner wünschen mehr Kontrollen und mehr Sanktionen – dann könne die Situation in den Griff bekommen werden.

Manfred Böhm hatte sich im Juni an Düsseldorf­s Oberbürger­meister Stephan Keller gewandt und ihm ein Konzept vorgeschla­gen, um die Situation zu entschärfe­n. Die Stadt hatte sich zwischenze­itlich bei ihm gemeldet und einen Termin mit der Beigeordne­ten Helga Stulgies avisiert. Auch Hildens Bürgermeis­ter Claus Pommer hatte sich eingeschal­tet. Die Menschenma­ssen, die an warmen Tagen an den See strömen, bringen aber noch andere Probleme mit, die es immer gibt, wenn viele Menschen aufeinande­rtreffen, und die auch die Polizei auf den Plan rufen: Konflikte. Zuletzt war ein 26 Jahre alter Mann bei einem Streit am Elbsee lebensgefä­hrlich verletzt worden. Das war der traurige Höhepunkt diverser Vorfälle. Danach kontrollie­rte der Düsseldorf­er Ordnungsdi­enst die Ufer und sprach Strafen für Verstöße gegen das Naturschut­zgesetz aus. Solche Aktionen wünschen sich die Anwohner häufiger. Das würde sich herumsprec­hen – und dann blieben die Besucher, die übrigens nicht nur aus Hilden oder Düsseldorf, sondern aus der gesamten Region stammen, vielleicht wieder fern.

 ?? FOTO: STEPHAN KÖHLEN ?? Elbsee-Anwohner Manfred Böhm (Mitte) und seine Mitstreite­r kämpfen für mehr Kontrollen in ihrem Wohngebiet.
FOTO: STEPHAN KÖHLEN Elbsee-Anwohner Manfred Böhm (Mitte) und seine Mitstreite­r kämpfen für mehr Kontrollen in ihrem Wohngebiet.

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