Ärger am See: Anwohner sprechen von „Elb Arenal“
Angst haben sie nicht vor den Wochenenden, aber „man schläft schon schlechter“, sagt ein Anwohner des Elbsees. Dort treffen sich an heißen Tagen Hunderte Menschen, um gemeinsam zu feiern und zu trinken. Das artete in jüngster Vergangenheit in Randale und
HILDEN/DÜSSELDORF Sie sind genervt – von der Musik, die bis tief in die Nacht hinein über den Elbsee dröhnt und sie kaum schlafen lässt. Von den Müllbergen, die an den Ufern zurückbleiben, wenn die jungen Menschen früh morgens wieder nach Hause fahren. Und von der Untätigkeit der Verwaltung, die das Problem nicht in den Griff zu bekommen scheint. Hier muss etwas passieren – und zwar dringend. Da sind sich die Anwohner des Wohnweilers Elb einig.
„Die Situation ist über die Jahre schlimmer geworden“, erklärt Wolfram Weidt. Der Vorsitzende des Anwohnervereins „Wohnweiler Elb“spricht davon, dass der Elbsee mit dem Tag, als einige Ufer für Spaziergänger freigegeben worden sind, Magnet für feiernde Menschen geworden sei. „Gut war’s noch nie“, sagt er. Aber seit 2009 sei es immer schlimmer geworden. Damals prägten die Anwohner den Begriff „Elb Arenal“– als Anlehnung an den Partyort El Arenal auf Mallorca.
Das Problem sind meist junge Menschen, die bis tief in die Nacht hinein am Elbsee feiern, dabei laut grölen, noch lauter Musik hören, schwimmen gehen, grillen und am Ende ihren Müll einfach liegen lassen. „Das hat etwas von Freibad-Atmosphäre“, sagt Judith Ballon-Hoppe, die angesichts der Corona-Pandemie auch teilweise Verständnis für die Feiernden hatte: „Wo sollten sie denn sonst hin?“Sauer wird die Anwohnerin aber, wenn Regeln missachtet werden.
Manfred Böhm lebt ebenfalls an der Elb und hat zwei Probleme ausgemacht: Einerseits Belästigung durch den Lärm, andererseits aber auch die Zerstörung der Natur. „Viele Bereiche gehören zum Naturschutzgebiet“, sagt er. Das interessiere viele Elbsee-Besucher aber überhaupt nicht. Einige kletterten über die Zäune, falls diese nicht ohnehin schon platt getrampelt sind. „Vor kurzem habe ich Menschen auf der Vogelschutzinsel
gesehen“, sagt er. Mit freilaufendem Hund. Manche bringen sich Tisch und Stühle mit auf die Insel.
Angst hätten die Anwohner nicht vor den Wochenenden. Aber man schlafe schon schlechter, sagt Jürgen Wolf. Und er erklärt: „Es ist nicht so, dass wir nur am Wochenende ein Problem hätten – wenn das Wetter gut ist, ist der Elbsee auch an Wochentagen gut besucht.“Auch dann dröhnt die Musik bis tief in die Nacht bis in die Häuser. Und dann zieht auch der Qualm der Lagerfeuer und der Kohlgrills über den Elbsee. Judith Ballon-Hoppe hat einmal das Düsseldorfer Ordnungsamt alarmiert, weil sie die Befürchtung hatte, das Feuer könne übergreifen. „Dort sagte man mir, dass ich die Feuerwehr anrufen sollten, wenn es zu brennen anfängt.“
An dieser Stelle sehen alle Anwohner ein großes Problem. Denn der Elbsee liegt zum großen Teil auf Düsseldorfer Gebiet. Für das Düsseldorfer Ordnungsamt jedoch gibt es viele andere Orte, die die Mitarbeiter kontrollieren müssen. Die Anwohner haben den Eindruck, dass der Elbsee dadurch oft hinten über fällt. Dabei müsste der Ordnungsdienst deutlich häufiger in Erscheinung treten, um das Problem in den Griff zu bekommen, so die Meinung. Das Ordnungsamt kontrolliere jedoch nur unregelmäßig. Der Hildener Ordnungsdienst müsse häufiger die Parksituation im Wohnweiler unter die Lupe nehmen, der Düsseldorfer die Situation an den Ufern. Die Anwohner wünschen mehr Kontrollen und mehr Sanktionen – dann könne die Situation in den Griff bekommen werden.
Manfred Böhm hatte sich im Juni an Düsseldorfs Oberbürgermeister Stephan Keller gewandt und ihm ein Konzept vorgeschlagen, um die Situation zu entschärfen. Die Stadt hatte sich zwischenzeitlich bei ihm gemeldet und einen Termin mit der Beigeordneten Helga Stulgies avisiert. Auch Hildens Bürgermeister Claus Pommer hatte sich eingeschaltet. Die Menschenmassen, die an warmen Tagen an den See strömen, bringen aber noch andere Probleme mit, die es immer gibt, wenn viele Menschen aufeinandertreffen, und die auch die Polizei auf den Plan rufen: Konflikte. Zuletzt war ein 26 Jahre alter Mann bei einem Streit am Elbsee lebensgefährlich verletzt worden. Das war der traurige Höhepunkt diverser Vorfälle. Danach kontrollierte der Düsseldorfer Ordnungsdienst die Ufer und sprach Strafen für Verstöße gegen das Naturschutzgesetz aus. Solche Aktionen wünschen sich die Anwohner häufiger. Das würde sich herumsprechen – und dann blieben die Besucher, die übrigens nicht nur aus Hilden oder Düsseldorf, sondern aus der gesamten Region stammen, vielleicht wieder fern.