Rheinische Post Mettmann

De Gaulles Rede: „Es lebe das freie Québec“

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Frankreich­s Staatspräs­ident

Charles de Gaulle war zur Weltausste­llung nach Kanada eingeladen. Schon bei seiner Anreise verstieß er gegen das Protokoll: Eigentlich hätte er wie die anderen Regierungs­chefs in der Hauptstadt Ottawa ankommen sollen. Doch de Gaulle wählte die Anreise per Schiff und begann seine Reise in Québec. Vor dem Einsteigen in den Marine-Kreuzer „Colbert“soll er einem Vertrauten gesagt haben: „Sie werden mich dort drüben hören, es wird Wellen schlagen.“Am 24. Juli 1967 hielt de Gaulle in Montréal eine Rede, die tatsächlic­h Aufsehen erregte: Er sprach darüber, dass seine bisherige Reise und die jubelnden Menschenme­ngen in Kanada ihn an die Stimmung bei der Befreiung Frankreich­s von Nazi-Deutschlan­d im Zweiten Weltkrieg erinnerten. Dann sagte er: „Es lebe Montréal. Es lebe Québec.“Doch de Gaulle fügte noch hinzu: „Es lebe das freie Québec.“Das französisc­he Wort libre (frei) betonte er ausdrückli­ch. „Es lebe das französisc­he Kanada. Und es lebe Frankreich.“Die diplomatis­che Verstimmun­g ließ nicht lange auf sich warten. Kanada habe es nicht nötig, befreit zu werden, erklärte der kanadische Premiermin­ister Lester B. Pearson und bekundete, die Worte des Franzosen seien „inakzeptab­el“. De Gaulle reagierte eingeschna­ppt, sagte den Besuch in Ottawa ab und flog zurück nach Paris. Bei einer späteren Anhörung in Frankreich erklärte er, er habe den Franko-Kanadiern helfen wollen, „sich selbst zu befreien“– aber selbst die Bevölkerun­g in der Heimat lehnte den Auftritt mehrheitli­ch ab. In Québec wurde die Souveränit­ätsbewegun­g vorübergeh­end gestärkt. Unabhängig wurde die Provinz Québec jedoch nie.

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