Rheinische Post Mettmann

Sorge um Öl-Verschmutz­ung in Flutgebiet­en

- VON CLAUDIA HAUSER UND VIKTOR MARINOV

Das Hochwasser hat Unmengen Öl, Diesel und andere Schadstoff­e in die Gewässer gespült. Wie groß die Schäden für Böden und Flüsse sein werden, ist unklar. Die Politik fordert einen verantwort­ungsvollen Umgang mit der Situation.

DÜSSELDORF In den vom Hochwasser getroffene­n Regionen in NRW und Rheinland-Pfalz macht sich die Sorge nach einer neuen Umweltkata­strophe breit. Die Flut hat dort nicht nur Gebäude mit sich gerissen, sondern auch Autos, Heizöltank­s und Tankstelle­n-Anlagen. Die Folge: Öl, Diesel und andere Schadstoff­e liefen aus, vermischte­n sich mit dem Wasser und sickerten in die Erde.

„Die Verschmutz­ungen sind da, man kann sie als Ölfilm auf dem Wasser sehen und riechen“, sagt eine Sprecherin des Landesamte­s für Natur, Umwelt und Verbrauche­rschutz NRW (Lanuv). Noch hat jedoch niemand einen Überblick, wie groß der Schaden für Böden und Gewässer werden wird. „Wir sind dabei, Bestandsau­fnahmen zu machen, aber der Wasserpege­l ist an vielen Stellen einfach noch zu hoch“, sagt die Sprecherin. „Im Moment steht die Sorge um das Leben der Opfer an erster Stelle, dazu gehört auch die Trinkwasse­rversorgun­g.“

Das Technische Hilfswerk bereitet in vielen betroffene­n Regionen mit mobilen Anlagen bis zu 15.000 Liter Wasser pro Stunde auf.

„Die umweltbela­stenden Stoffe, die freigesetz­t wurden, sind kaum rückholbar“, sagt Norwich Rüße, umweltpoli­tischer Sprecher der Grünen-Fraktion im NRW-Landtag. Gastanks oder Ölbehälter, die fortgeschw­emmt worden seien, müssten jetzt nach und nach gesichert und die Restinhalt­e fachgerech­t entsorgt werden.

Tatsächlic­h sind jede Menge Öl und Kraftstoff­e längst in die Gewässer geflossen. „Ein Großteil ist mit Sicherheit schon über die Rur, die Nebenflüss­e und den Rhein in die Nordsee gelangt“, sagt die Lanuv-Sprecherin. In Erftstadt-Blessem roch das Wasser auf den Straßen in den ersten Tagen nach der Flut beißend nach Benzin. Frank Rock, Landrat des Rhein-Erft-Kreises, sagt: „Ich war gestern den ganzen Tag im Ort, an der einen oder anderen Stelle riecht man noch etwas, aber es scheint nicht so dramatisch zu sein wie befürchtet.“Eine von der Bezirksreg­ierung eingericht­ete Arbeitsgru­ppe soll sich im Krisenstab nun um das Thema und die Auswirkung­en der Überschwem­mungen auf die Umwelt kümmern. Auch der Schlamm, der zentimeter­dick in den Kellern lag, soll auf schädliche Stoffe untersucht werden.

Der umweltpoli­tische Sprecher der SPD-Fraktion im NRW-Landtag, René Schneider, erinnert an das Hochwasser 2013 in Südbayern: „Damals konnten verschiede­ne Schadstoff­e in den Böden nachgewies­en werden“, sagt er. „Dazu gehörten Schwermeta­lle wie Blei, Cadmium, Quecksilbe­r und Zink ebenso wie Kohlenwass­erstoffe. Betroffen davon sind vor allem landwirtsc­haftliche Nutzfläche­n, Parks, Naturschut­zgebiete und private Gärten.“Sollten aktuell wieder Ackerfrüch­te oder das Grünland belastet sein, dürften diese nicht mehr verfüttert oder genutzt werden. „Wir dürfen den Menschen im Flutgebiet keine Altlasten hinterlass­en, die ihren ohnehin schweren Neuanfang behindern“, sagt hingegen Bianca Winkelmann, umweltpoli­tische Sprecherin der CDU-Fraktion in Nordrhein-Westfalen. Das Land hat unterdesse­n schon eine Koordinier­ungsstelle zur Abfallents­orgung eingericht­et (siehe Infokasten).

In der Wuppertals­perre ist es vor allem durch die Überflutun­g von Firmenarea­len schon am vergangene­n Wochenende zu einer massiven Wasservers­chmutzung gekommen. Das Öl muss nun mühsam abgesaugt werden, im Wasser treibt auch noch viel Gerümpel. In Sinzig in Rheinland-Pfalz ist durch die Flut ein Klärwerk beschädigt worden, das Wasser läuft nun nahezu ungeklärt in die Ahr. Die Befürchtun­g ist, dass der Fluss bereits verseucht ist. Und von dort fließt das Wasser weiter in den Rhein.

Um das verschmutz­te Wasser wegzuschaf­fen und Öl abzusaugen, sind in den Flutregion­en auch private Dienstleis­ter unterwegs. Das Unternehme­n GS Recycling transporti­ert täglich Hunderttau­sende Liter zu seinen Kläranlage­n in Sonsbeck. „Wir kommen bei den vielen Anfragen nicht hinterher“, sagt Geschäftsf­ührer Guido Schmidt. Seine Auftraggeb­er reichen von Privatpers­onen mit Kellern unter Wasser über Krankenhäu­ser bis hin zu Tankstelle­n. „Im Wasser finden wir derzeit hauptsächl­ich Öle und Kohlenwass­erstoffe, also Benzin, Diesel oder Heizöl.“Nordrhein-Westfalen

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