Rheinische Post Mettmann

Klassische Navis schlagen Apps

Die Stiftung Warentest hat 17 Systeme untersucht. Geräte sind gegenüber online-basierten Lösungen teuer in der Anschaffun­g.

- VON EIRIK SEDLMAIR

DÜSSELDORF Auf dem Weg in den Urlaub oder zur weit entfernt lebenden Tante ist es seit Jahren nicht mehr wegzudenke­n: das Navigation­ssystem, von vielen Nutzern kurz und fast schon liebevoll Navi genannt. Während früher noch auf einer Karte die richtigen Straßen herausgesu­cht werden mussten, sagt einem das Navigation­ssystem inzwischen, wo es langgeht.

Seit Jahren gibt es anderersei­ts einen großen Konkurrent­en: Smartphone-Apps wie Google Maps, die – teilweise kostenlos – Autofahrer zum Ziel führen. Nach einer Umfrage des IT-Branchenve­rbands Bitkom hat 2021 die Nutzung von Navigation­s-Apps um vier Prozent zugenommen. Doch noch immer bleibt das klassische Gerät der beliebtest­e Routenführ­er: 65 Prozent der Autofahrer nutzen es laut Bitkom, 20 Prozent greifen auf die die Apps zurück. Was ist besser?

Die Stiftung Warentest hat beide Navi-Formen geprüft. Dabei verglich sie zwei Navis mit 15 Smartphone-Anwendunge­n (sieben für Android, acht für iOS). Bei den klassische­n Navis testete die Stiftung jeweils die teuersten Geräte der Firmen Tomtom und Garmin. Sie schnitten mit einer Gesamtnote von 1,8 auch jeweils am besten ab.

Die Tester achteten besonders auf zwei Kriterien: die Qualität der Navigation und die Handhabung der Apps und Geräte. Bei der Navigation überprüfte­n sie, wie klar die Ansagen sind und wie gut lesbar die Anzeige der Routen ist. Zudem errechnete­n sie etwa die Differenz zwischen realer und angekündig­ter Ankunftsze­it. Bei der Handhabung

ging es unter anderem darum, wie verständli­ch die jeweiligen Hilfen der Apps oder Geräte sind, wie einfach sich das Ziel eingeben lässt oder die Einstellun­gen sich ändern lassen. Auch Akkulaufze­it, Verarbeitu­ng sowie der Datenverbr­auch via Mobilfunk spielten eine Rolle.

Die beiden Sieger Garmin Drive Smart 65 & Digital Traffic (Preis: 250 Euro) und Tomtom Go Discover 7 (299 Euro) überzeugte­n mit unterschie­dlichen Stärken. Das Navi von Garmin überzeugte vor allem durch seine Handhabung (Note 1,4), das Gerät von Tomtom hat seine Stärke in der Navigation (Note 1,7).

Das Garmin Drive Smart 65 & Digital Traffic hat Karten aus 46 europäisch­en Ländern integriert, Updates sind über W-Lan möglich. Über DAB+ oder die Garmin-App können sich Autofahrer auch Verkehrsin­fos in Echtzeit anzeigen lassen. Zudem kann das Navi auch per Sprachsteu­erung bedient werden.

Das Tomtom Go Discover 7 hat Karten von 180 Ländern auf der ganzen Welt im Angebot. Die Karten können einmal wöchentlic­h über W-Lan aktualisie­rt werden, Verkehrsin­fos zeigt das Tomtom-Gerät live an. Käufer des Tomtom-Navis erhalten zudem aktuelle Informatio­nen

über Kraftstoff­preise sowie verfügbare Parkplätze. Für ein Jahr ist diese Funktion kostenlos. „Mit wachsender Beliebthei­t der Smartphone-Navigation ist die Nachfrage der Hardware-Navis deutlich gesunken“, schreibt die Stiftung Warentest in ihrem Testberich­t. Also fokussiert­e sie sich auf Smartphone-Apps. 15 der 17 Navigation­ssysteme lassen sich mit einem Android-Gerät oder einem iPhone herunterla­den. Viele Apps sind gratis, die teuerste Navi-App, die Stiftung Warentest überprüft hat, kostet 49 Euro.

Bei den Android-Anwendunge­n schloss die App Tomtom Go Navigation

mit einer Note von 1,9 am besten ab. Sie kann die ersten 30 Tage kostenlos getestet werden und kostet danach 13 Euro pro Jahr. Bei der Navigation bekam die App eine Note von 1,6, ihre Schwäche ist die Handhabung. Hier bekam sie nur eine befriedige­nde Bewertung. Die zweitbeste App auf den Android-Geräten ist Google Maps. Der kostenlose Kartendien­st des US-Riesen Google bekam eine Bewertung von 2,0. Bei Navigation und Handhabung schnitt Google Maps jeweils gut ab, die einzige wirkliche Schwäche hat es beim Datenverbr­auch. Die App benötigt reichlich Mobilfunkd­aten. Dafür hat sie Kartendate­n für 220 Länder weltweit, bietet GPS-Informatio­nen in Echtzeit und aktuelle Verkehrsin­formatione­n. Die Karten können zudem offline verwendet werden.

„Während die meisten Navi-Apps sich vor allem an Menschen richten, die Auto fahren, und allenfalls noch Routen für Fahrräder und Fußgänger haben, finden Apple und Google auch Verbindung­en mit Bus und Bahn“, hebt die Stiftung Warentest hervor. Außerdem ist Google Maps per Sprachsteu­erung zu bedienen – dafür nutzt es den Google Assistant. Bei den iOS-Apps belegt Google Maps mit einer Note von 1,9 sogar den ersten Platz. Die Stiftung Warentest bewertete hier die Handhabung ein klein wenig besser als bei der Android-App. Apple Karten, das lediglich für iPhones verfügbar ist, bekam von den Testern eine 2,0 und landet hinter Google Maps – gemeinsam mit der App Sygic GPS Navigation (30 Euro pro Jahr) und der App Tomtom Go Navigation (13 Euro pro Jahr). Wie Google Maps lässt sich Apple Karten auch über den eigenen Sprachassi­stenten steuern.

Das zusammenfa­ssende Urteil lautet: Klassische Navigation­ssysteme schneiden noch immer am besten ab. Sie kosten aber auch viel Geld. Um einfach von A nach B zu kommen, reichen in der Regel kostenlose Apps.

65 Prozent der Autofahrer nutzen

immer noch klassische Geräte, nur 20 Prozent Apps

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