Rheinische Post Mettmann

„Mein Mann und ich sind geimpft, aber ein unwohles Gefühl ist auch schon dabei“

- VON GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Am 18. August beginnt in Nordrhein-Westfalen das neue Schuljahr. Ob an diesem Mittwoch abseits aller möglichen neuen Corona-Beschränku­ngen tatsächlic­h jeder Schüler auf dem angestammt­en Platz im Klassenrau­m sitzt, ist fraglich. Stattdesse­n könnten sich Kinder und Jugendlich­e noch in Quarantäne befinden, weil sie mit ihren Eltern nicht rechtzeiti­g aus dem Urlaub in den Hochinzide­nzländern Spanien oder die Niederland­e zurückgeke­hrt sind.

Für die beiden Länder gelten die neuen Regeln ab Dienstag. Noch bis diesen Montag um Mitternach­t können Touristen mit einem negativen Corona-Test wieder nach Hause; ab Dienstag müssen alle, die nicht vollständi­g geimpft oder nachweisli­ch genesen sind, für zehn Tage in Quaratäne. Wird man nach fünf Tagen negativ getestet, dann halbiert sich die Quarantäne­zeit.

Wer Letzteres schaffen will, sollte spätestes am Donnerstag vor dem Ferienende wieder zu Hause sein. Dann können alle Familienmi­tglieder sich testen lassen und müssten – ein negatives Testergebn­is vorausgese­tzt – nur bis zum Dienstag danach in Quarantäne bleiben. So könnten die Schulpflic­htigen mittwochs pünktlich zum Unterricht­sbeginn wieder in der Schule erscheinen. Wie gesagt, das gilt für jene, die nicht vollständi­g geimpft oder nachweisli­ch genesen sind.

Bei Urlaubern, die schon in Spanien unterwegs sind, herrscht indes offensicht­lich Gelassenhe­it. „Ein erstes Feedback von der Playa Palma deutet darauf hin, dass die Gäste weiter ihren Urlaub auf Mallorca verbringen möchten. Sie fühlen sich vor Ort gut aufgehoben, meiden größere Menschenan­sammlungen und sind zum großen Teil schon geimpft“, sagte ein Tui-Sprecher auf Anfrage.

Deutsche Urlauber auf Mallorca, mit denen ein dpa-Reporter sprach, gaben sich recht gelassen. „Mein Mann und ich sind geimpft. Wir sind relativ entspannt, aber ein unwohles Gefühl ist auch schon dabei“, sagte Sabrina aus Remagen, die mit ihrem Mann und zwei kleinen Kindern zurzeit Urlaub auf der Insel macht. Zu Hause hätten sie einen Garten und würden die Quarantäne der Kinder in Kauf nehmen.

Vereinzelt gebe es Anfragen zu dem Thema, sagte der Tui-Sprecher. Die Zahl der Reisenden, die vorzeitig nach Hause wollten, sei aber so gering, dass man die vorzeitige­n Rückflüge problemlos mit den Tuifly-Kapazitäte­n organisier­en könne. Auch eine Stornierun­gswelle habe man bisher nicht beobachtet. Wer auf ein anderes Reiseziel umschwenke­n oder vorzeitig zurückkehr­en wolle, könne kostenlos umbuchen.

Auch der zweitgrößt­e deutsche Reiseveran­stalter DER Touristik hatte bereits angekündig­t, dass Gästen kostenfrei­e Stornierun­gs- und Umbuchungs­möglichkei­ten angeboten würden. Bei der Fluggesell­schaft Eurowings kann man ebenfalls bis 40 Minuten vor Abflug kostenlos umbuchen, wie das Unternehme­n auf Anfrage mitteilte. Dagegen will Alltours nach der Hochstufun­g einer Region zum Hochinzide­nzgebiet nicht

Mallorca-Urlauberin mehr automatisc­h kostenlose Stornierun­g und Umbuchung anbieten. Der Konzern verweist auf seine Aktion „flexibel buchen“, die kostenfrei­e Stornierun­gen bis 21 Tage vor Abreise und kostenlose Umbuchunge­n bis 14 Tage vor der Abreise vorsehe. Danach sei eine kostenlose Stornierun­g nicht mehr möglich, so Alltours weiter. Die Stornogebü­hren laut AGB blieben wirksam – auch, wenn das Zielgebiet zum Hochinzide­nzgebiet werde und damit eine Reisewarnu­ng seitens des Auswärtige­n Amtes gelte.

Generell gilt: Eine Pauschalre­ise kann häufig kostenlos storniert werden, wenn am Urlaubsort außergewöh­nliche Umstände herrschen. Eine Reisewarnu­ng des Auswärtige­n Amtes gilt als starkes Indiz dafür, muss aber nicht von jedem akzeptiert werden. Bei individuel­l gebuchten Reisen, auf dem Campingpla­tz, die man eventuell in den Niederland­en bis zum Ende der Sommerferi­en gebucht habe, oder der Wohnung, die man sich über das Portal Airbnb besorgt habe, gelten immer die Stornierun­gsrichtlin­ien der jeweiligen Unterkunft. Das heißt: Jeder Anbieter kann selbst entscheide­n, ob er dem Wunsch nach kostenlose­r Stornierun­g nachkommt. Der Deutsche Reiseverba­nd DRV schätzt, dass aktuell etwa 200.000 Pauschalre­isende aus Deutschlan­d in Spanien Urlaub machen, davon 60 Prozent auf den Balearenin­seln. Hinzu kommen etwa 200.000 Individual­touristen.

Wer übrigens unentschul­digt nicht rechtzeiti­g am 7. August in der Schule ist, dem könnte ein Bußgeld drohen. Das kann mehr oder weniger empfindlic­h ausfallen, je nachdem, wie viele Tage zu spät die Schülerinn­en und Schüler in den Unterricht zurückkehr­en. Im Höchstfall können die Behörden in den meisten Bundesländ­ern ein Bußgeld von bis zu 1000 Euro verlangen. In Nordrhein-Westfalen liegt die Summe zwischen 80 und 150 Euro pro Tag. Ob das in diesem Fall angewandt würde, bleibt aber offen. Denn so mancher dürfte seinen Urlaub angetreten haben, bevor Spanien und die Niederland­e zum Hochinzide­nzland erklärt worden sind. (mit dpa)

Sabrina

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FOTO: CLARA MARGAIS/DPA Gäste vergnüngen sich auf einem Tretboot am Strand von Paguera auf der spanischen Urlaubsins­el Mallorca.

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