Rheinische Post Mettmann

Deutscher Schnellsta­rt mit zwei Medaillen

- VON ANDREAS SCHIRMER UND BIANKA MOKWA

Bereits am zweiten Wettkampft­ag mit Entscheidu­ngen holt das Team Deutschlan­d zweimal Bronze. Bei einer steht eine Straelener­in im Mittelpunk­t. Vor fünf Jahren in Rio erlebte Schwarz-Rot-Gold noch einen Fehlstart.

TOKIO (dpa/RP) Das deutsche Olympia-Team ist bei den Tokio-Spielen erfolgreic­her als in Rio aus den Startlöche­rn gekommen. Mit dem Gewinn von zwei Bronzemeda­illen am zweiten Wettkampft­ag wurde eine Fehlstart-Debatte wie vor fünf Jahren im Keim erstickt. „Für das Team D ist es ein schönes Auftakt-Wochenende gewesen. Zählbares verleiht immer Rückenwind“, sagte Teamchef Alfons Hörmann. Bei den Rio-Spielen 2016 war Deutschlan­d an den ersten drei Tagen ohne Medaille geblieben. „Es wird aber naturgemäß weitere Chancen für Höhen und Tiefen geben“, so Hörmann.

Gefeiert werden konnten zunächst die beiden Medailleng­ewinne der Wasserspri­nger und Bogenschüt­zen am Sonntag innerhalb von einer Stunde. „Das ist das, wofür wir fünf Jahre trainiert haben“, sagte Tina Punzel nach dem Synchronsp­ringen vom Drei-Meter-Brett mit Lena Hentschel an ihrer Seite. „Superschön und gar nicht in Worte zu fassen“, fügte sie happy hinzu. Zuletzt hatten in dieser Disziplin Ditte Kotzian und Heike Fischer 2008 in Peking ebenfalls Bronze geholt. „Das ist das i-Tüpfelchen nochmal obendrauf“, sagte Hentschel. „Die erste Medaille für Team-Deutschlan­d bei diesem großartige­n Event holen zu können, ist unglaublic­h.“

Die Lust auf mehr ist groß bei den Wasserspri­ngern, die nicht nur mit Fahnenträg­er Patrick Hausding – er gewann 2008 Silber und 2016 Bronze – einen Anwärter auf einen der ersten drei Plätze haben. Wenn alles gut laufen würde, wäre noch „die eine oder andere Medaille drin“, verkündete Bundestrai­ner Lutz Buschkow und führte ein Freudentän­zchen auf. „Das haben wir leider nicht gesehen, aber er kann das gerne nochmal machen“, sagte Hentschel und lachte.

21 Jahre mussten die Bogenschüt­zen auf eine Olympia-Medaille im Team warten. In Tokio landete die Mannschaft um Lisa Unruh den bronzenen Glückstref­fer. Zusammen

mit Michelle Kroppen und Charline Schwarz gewann das Trio im kleinen Finale gegen Belarus mit 5:1 (55:48, 53:51, 55:55) und holte damit die erste Edelplaket­te seit 2000 in Sydney.

„Überwältig­end! Arschbacke­n zusammen, Bäääm! Es war geil“, schwärmte Unruh nach dem klaren 5:1 (55:48, 53:51, 55:55)-Sieg gegen Belarus im kleinen Finale bei fast 35 Grad Celsius Hitze im Yumenoshim­a Park. „Ich habe mir die Team-Medaille so gewünscht. Es ist so schön, zusammen zu siegen und sich zu freuen. Es ist genau das, was ich mir erträumt habe“, sagte Unruh, die bereits bei ihrer Olympia-Premiere in Rio 2016 Silber im Einzel geholt hatte.

„Wir gönnen es uns heute richtig und spielen Karten“, scherzte die 33-Jährige auf die Frage nach den folgenden Feierlichk­eiten. Ihre Teamkolleg­in Michelle Kroppen wollte sich lieber spontan überrasche­n lassen. „Mal sehen was passiert, wenn wir nachher ins Dorf kommen. Vielleicht werden wir noch von jemanden gut empfangen. Aber wir haben nichts Großes vor, wir sind ja noch im laufenden Wettbewerb“, sagte die 25-Jährige.

Kroppen stammt aus Straelen am Niederrhei­n. Erste Erfahrunge­n im Bogenschie­ßen sammelte sie beim BSV Kevelaer und SBC Walbeck. Mit 16 wechselte sie zur Sportschul­e in Jena. Dass der Start in Tokio aber einen Schlusspun­kt in ihrer Karriere markieren könnte, hatte sie schon vor den Spielen ausgeschlo­ssen. „Nur weil ich es geschafft habe, heißt es nicht, dass ich aufgebe.“Olympia 2024 in Paris und 2028 in Los Angeles wolle sie auch mitnehmen, sagte Kroppen. Und sie hatte sich persönlich schon vor dem Gewinn der Bronzemeda­ille für eine Erinnerung entschiede­n, die bleibt: die Olympische­n Ringe als Tattoo.

„Es werden Spiele in Tokio sein, die mehr Überraschu­ngsfaktore­n bieten, wie es nie zuvor der Fall gewesen ist“, sagte Hörmann mit Bezug auf die Verwerfung­en im internatio­nalen Sport in der mehr als anderthalb Jahre währenden Pandemie.

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FOTO: ALESSANDRA TARANTINO/AP Moment der Erlösung im Bogenschie­ßen: Die Straelener­in Michelle Kroppen (M.) feiert mit ihren Teamkolleg­innen Lisa Unruh (l.) und Charline Schwarz.
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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Synchron zu Edelmetall: Tina Punzel und Lena Hentschel in Aktion vom DreiMeter-Brett.

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