Schlappe für Dormagener Fechter
Die Säbel-Herren scheitern im Einzel früh und hoffen nun auf den Team-Wettkampf.
TOKIO (dpa) Eine letzte Chance bleibt Max Hartung. Nachdem er den ersten Akt seiner Abschiedsvorstellung verpatzt hatte, richtete der 31-Jährige den Blick schnell wieder nach vorne. Im Teamwettkampf von Tokio am Mittwoch will er nochmal angreifen und mit den deutschen Säbel-Herren seine lang ersehnte erste Medaille bei Olympischen Spielen holen. Es wäre der krönende Abschluss seiner Karriere. Er fände es „total geil, wenn wir im Mannschaftswettkampf das zeigen können, was wir draufhaben“, sagte Hartung, der seine Laufbahn nach den Spielen in Japan beenden wird. Zum Auftakt des Events war das der Equipe des Deutschen Fechter-Bunds allerdings nicht gelungen.
Das frühe Aus des hochgehandelten deutschen Trios im Säbel-Einzel der Herren war ein Dämpfer. Mit 9:15 verlor Hartung im Achtelfinale gegen den in der Weltrangliste 19 Plätze hinter ihm liegenden Iraner Ali Pakdaman. Auch bei der dritten Olympia-Teilnahme blieb dem Ausnahmekönner aus Dormagen der Sprung aufs Podest damit verwehrt. Vorerst jedenfalls.
Es sei „schon schade“und die Enttäuschung groß, dass er so früh ausgeschieden ist, sagte Hartung hinterher. Insgesamt habe er aber „eine tolle Karriere gehabt. Da kommt es auf den einen Tag hier, bei dem im Vorfeld auch noch so viel schwierig und anders war, nicht an.“Je zwei EM-Titel im Einzel und mit dem Team gewann der gebürtige Aachener schon, dazu mit der Mannschaft die WM 2014. Doch nun in der Makuhari Messe-Halle B kam er nach seinem souveränen Auftaktsieg über den Ungarn Tamas Decsi nicht mehr wirklich zurecht.
Maßlos enttäuscht: Säbelfechter Matyas Szabo.
Als „frustrierend“und „sehr enttäuschend“bezeichnete Sportdirektor Ressel den Auftakt seiner männlichen Schützlinge. Womöglich fiel es doch ins Gewicht, dass sie in den vergangenen Monaten corona-bedingt so gut wie keine Wettkampfpraxis sammeln konnten. Kurz nach Hartung schied auch Matyas Szabo im Achtelfinale gegen den Russen Kamil Ibragimow aus. Und eine Runde zuvor hatte dieser schon den dritten deutschen Starter, Benedikt Wagner, besiegt.
Doch Hartung ließ sich nicht entmutigen. Mit einer Mischung aus „Wehmut und Vorfreude“habe er seine Abschiedstournee angetreten, berichtete er. Eigentlich hätte Hartung seine Karriere schon längst beendet, nach der Verlegung der Spiele machte er aber doch noch weiter. „Ganz bewusst genießen“will er sie nun. Er sei „sehr, sehr froh, dass ich hier nochmal fechten durfte“.
Im September wird der studierte Politologe, Soziologe und Wirtschaftsfachmann Geschäftsführer der Sportstiftung NRW. Zuvor würde er sich gerne mit olympischem Edelmetall von der Planche verabschieden. Eine Chance hat er noch.