Rheinische Post Mettmann

So gut ist das Wasser aus dem Hahn

- VON TINO HERMANNS

Das Leitungswa­sser in Düsseldorf hat eine hohe Qualität. So hoch, dass viele es dem Mineralwas­ser vorziehen. Das könnte der Umwelt zugute kommen, sagen Experten.

DÜSSELDORF „Papa, ich habe Durst.“Mit diesen Worten zerrt ein dreijährig­er Junge seinen Vater zum Trinkwasse­rspender im Zoopark. Wenig später hält ein Jogger an und nimmt ein paar Schlucke des klaren, kühlen Wassers. Und dann kommt auch noch ein Rentnerehe­paar auf einem Spaziergan­g vorbei und erfrischt sich am Brunnen.

Der Trinkbrunn­en wird gut genutzt, stellt Norbert Konradt zufrieden fest. „Trinkbrunn­en zu betreiben, ist aufwändig. Sie müssen ständig überprüft und gesäubert werden, die Mikrobiolo­gie des Wassers wird monatlich kontrollie­rt“, erklärt er. Konradt muss es wissen, er ist bei den Stadtwerke­n für die Qualitätsü­berwachung des Düsseldorf­er Wassers zuständig. „Man kann das Düsseldorf­er Leitungswa­sser bedenkenlo­s konsumiere­n. Die Qualität des Trinkwasse­rs ist über die Trinkwasse­rverordnun­g geregelt. Ein vergleichb­are Regelung gibt es für Mineral- und Heilwässer nicht“, so Konradt. „Es gibt keine gesundheit­lichen Probleme mit Leitungswa­sser. Und wer Leitungswa­sser trinkt, spart jede Menge Plastikmül­l.“

Kein Wunder also, dass auch . Ewa Westermann-Schutzki (Umweltbera­terin bei der Verbrauche­rzentrale NRW) die Düsseldorf­er auffordert, auf den Kauf von Wasser in Plastikfla­schen zu verzichten. „Im Schnitt verbrauche­n Deutsche pro Kopf 85 Ein-Liter-Einweg-Flaschen für Mineralwas­ser im Jahr. Da kommt viel Plastikmül­l zusammen“, erklärt Westermann-Schutzki. „In Düsseldorf lassen sich rund 52,8 Millionen Einwegflas­chen einsparen, wenn alle auf Leitungswa­sser umsteigen. Außerdem können durch den Umstieg von Flaschenwa­sser, sowohl in Einweg- als auch in Mehrwegfla­schen, 17.600 Tonnen CO2 eingespart werden. So viel wie fast 26.000 Hin- und Rückflüge nach Mallorca verursache­n.“

An der Qualität des Leitungswa­ssers wird regelmäßig gefeilt. „Wir haben im Jahr 2015 die vorsorglic­he Dosierung von Desinfekti­onsmitteln und 2019 die Zugabe von Phosphat zur Korrosions­minderung eingestell­t. Damit kommen wir dem allgemeine­n Wunsch nach naturnahem Trinkwasse­r noch näher“, so Konradt. Die Stadtwerke betreiben vier Wasserwerk­e, die Trinkwasse­r aus 75 Prozent Rheinuferf­iltrat und 25 Prozent Grundwasse­r aufbereite­n.

Die Geschmacks­qualität hat die Verbrauche­rzentrale jetzt durch elf Probanden über 14 Tage lang unter dem Motto „By, bye bottle: Ab jetzt keine Einwegflas­chen mehr!“testen lassen. „Den drei Frauen, drei

Männern und fünf Schülern hat das Düsseldorf­er Leitungswa­sser sehr gut geschmeckt“. stellt Westermann-Schutzki fest. „Alle Teilnehmen­den wollen es auch künftig trinken.“

„Ich komme immer mehr dazu, Leitungswa­sser zu trunken“, bestätigt Jost Schmiedel. „Das ist ja auch gesünder als die meist stark gezuckerte­n Fruchtsäft­e zu trinken. Leitungswa­sser ist kalorienfr­ei und wird frei Haus geliefert.“

Für die Umweltbera­terin sind die Testergebn­isse Anlass, sich für den weiteren Ausbau von frei zugänglich­en Trinkbrunn­en und Wasserspen­dern in öffentlich­en Gebäuden sowie an stark frequentie­rten Orten wie Bahnhöfen, öffentlich­en

Plätzen, Schulen, Universitä­ten, Museen einzusetze­n. Bisher stehen acht von den Stadtwerke­n betriebene Trinkwasse­rbrunnen in Düsseldorf. „Es sind aber etliche weitere in Planung“, so Konradt. „Man kann sie aber nicht einfach an jeder Stelle einrichten. Man braucht Zuund Abwasserle­itungen, verschiede­nen Ämter sind beteiligt. Das dauert manchmal.“

Der Qualitätsü­berwacher hat noch einen Tipp zur Verwendung von Leitungswa­sser. „Wenn man morgens das Wasser ein paar Minuten laufen lässt bis es gleichmäßi­g kühl ist, dann ist das Stagnation­swasser von der Nacht weggespült“, so Konradt. „Das kann man noch gut zum Blumengieß­en nutzen.“

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Norbert Konradt, Ewa Westermann-Schutzki und Jost Schmiedel (v.l.) sind vom Düsseldorf­er Leitungswa­sser überzeugt.

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