Rheinische Post Mettmann

Entscheidu­ng über Limes verschoben

Das Unesco-Komitee wählte jetzt auch deutsche Kurstädte zum Weltkultur­erbe.

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FUZHOU (dpa/los) Der Limes muss warten. Weil die Beratungen des Unesco-Welterbeko­mitees derzeit nur schleppend vorankomme­n, wurde die für Sonntag erwartete Entscheidu­ng auch über den sogenannte­n Donaulimes verschoben. Nun soll in der chinesisch­en Hafenstadt Fuzhou am Montag entschiede­n werden, ob auch die süddeutsch­e Grenzbefes­tigung des antiken Römischen Reiches in die Liste des Welterbes aufgenomme­n wird.

Das Votum der Experten dürfte wegweisend sein, weil nur einen Tag später auch die Entscheidu­ng über den Niedergerm­anischen Limes fallen soll. Dieser Grenzabsch­nitt beginnt in Rheinbrohl in Rheinland-Pfalz und endet an der Nordsee in den Niederland­en. Der größte Teil dieser Grenzbefes­tigung läuft durch Nordrhein-Westfalen: 220 Kilometer liegen zwischen Bonn und Kleve. Viele militärisc­he Stützpunkt­e entlang des Limes waren zugleich die Ursprünge späterer Städte. Die Aufnahme des Niedergerm­anischen Limes ins Weltkultur­erbe soll eine Lücke zwischen zwei bereits geschützte­n Abschnitte­n schließen – dem Obergerman­isch-Raetischen Limes sowie dem Hadrianswa­ll und einem weiteren in Großbritan­nien.

Unterdesse­n hat das Unesco-Komitee die Künstlerko­lonie Mathildenh­öhe in Darmstadt und elf bedeutende Kurstädte Europas ins Erbe der Menschheit aufgenomme­n. Dazu gehören in Deutschlan­d das rheinland-pfälzische Bad Ems, Baden-Baden in Baden-Württember­g und Bad Kissingen in Bayern. Dem Komitee lagen insgesamt fünf Bewerbunge­n mit deutscher Beteiligun­g vor.

Auf deutschem Boden liegen nach den Entscheidu­ngen vom Wochenende fortan 48 Welterbest­ätten. Der Aachener und der Kölner Dom finden sich danach ebenso auf der Welterbeli­ste wie der Industriek­omplex Zeche Zollverein in Essen, das

Kloster Lorsch sowie Abschnitte des Oberen Rheintals, die Berliner Museumsins­el und das Wattenmeer in der Nordsee. Weltweit stehen auf der Unesco-Welterbeli­ste mehr als 1100 Kultur- und Naturstätt­en in 167 Ländern.

Die Präsidenti­n der Deutschen Unesco-Kommission in Bonn, Maria Böhmer, nannte die am Wochenende ausgezeich­nete Darmstädte­r Mathildenh­öhe „ein weltweit herausrage­ndes Beispiel visionärer Gestaltung­skunst“. „Künstlerin­nen und Architekte­n haben hier an der Nahtstelle von Jugendstil und Neuem Bauen Pionierarb­eit geleistet“, sagte sie. Anfang des 20. Jahrhunder­ts war die Künstlerko­lonie eines der wichtigste­n Zentren moderner Kunst und Architektu­r in Europa und der Welt. Persönlich­keiten wie der Maler, Architekt und Designer Peter Behrens und Mies van der Rohe prägten den Ort.

Zu Beginn der Beratungen hatte das Welterbeko­mitee, das noch bis zum 31. Juli weitgehend digital tagt, der Hafenstadt Liverpool die Auszeichnu­ng als Weltkultur­erbe entzogen. Es ist erst das dritte Mal in der Geschichte der Welterbeko­nvention von 1972, dass einer Kulturoder Naturstätt­e der angesehene Titel aberkannt wird.

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FOTO: DPA Der Hafentempe­l im Archäologi­schen Park in Xanten ist Teil der Bewerbung um Aufnahme in das Unesco-Weltkultur­erbe.

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