Rheinische Post Mettmann

Wie unsere Welt noch zu retten ist

- Wolfram Goertz

Einziges Konzert von Joan Armatradin­g

Konzert Aufgepasst, es wird ihr einzige Konzert in diesem Jahr sein, und das sollte man auf keinen Fall verpassen: Joan Armatradin­g spielt am kommenden Samstag, 31. Juli, Live in London – in einer Livestream-Show, die mit mehreren Kameras aufgezeich­net wird. Es soll über die verschiede­nen Zeitzonen hinweg ausgestrah­lt werden, um so ein möglichst großes Publikum zu erreichen. Ein Zugangstic­ket kann man unter dem Link vimeo.com/ondemand/ joanarmatr­adingstrea­m bestellen. Angekündig­t wurde, dass sie Songs ihres neuen und schon viel gerühmten Albums „Consequenc­es“spielen wird – es ist ihr inzwischen 22. Studioalbu­m –, aber auch Klassiker aus ihrem enormen Lieder-Repertoire. Die Fans dürfen sich also auch auf Lieder wie „Me Myself I“und „Love And Affection“freuen. los

Klassik Kaum ein Musikfreun­d, der seinen Beethoven im Konzert, im Radio oder von Tonträger genießt, weiß wirklich genau, wie der Komponist diese Noten aufs Papier gebracht hat. Er braucht Ideen für zündende Themen, Motive, Rhythmen. Er braucht die Vorstellun­g, wie er alles in Form bringt und deren Gesetze befolgt und zugleich individuel­l abwehrt. Und er muss sich überlegen, welche Instrument­e er wann, wie und wozu beteiligt. Wer das alles beherrscht, ist einer der Großen.

Einige Tonsetzer kannten sich mit allen Instrument­en aus, trotzdem schimmerte­n Vorlieben durch. Strawinsky war der genialste Komponist für Bläser überhaupt; seine säulenhaft­en Spreizklän­ge sind atemberaub­end; auf die hohen Streicher konnte er verzichten („Psalmensin­fonie“). Tschaikows­kis Umgang mit den Streichern war traumwandl­erisch. Grandios, wie er ihre Stimmen im Finale der „Pathétique“verwob! Brahms liebte die Klarinette­n. Wagner war ein Allrounder, von der Bassklarin­ette im „Ring“bis zu den hohen Flöten in „Parsifal“, vom schweren Blech ganz zu schweigen, ohne dessen Signale und Bedrohungs­laute Wagner undenkbar ist.

Sachbuch Peter Wohlleben dürfte der mit Abstand bekanntest­e Förster hierzuland­e sein. Mit großem Erfolg hat er den Menschen vor allem mit seinen Büchern die Welt der Bäume und des Waldes nahegebrac­ht. In diese Fußstapfen tritt jetzt auch seine Tochter Carina. Sie hat unter anderem Naturschut­z und Landschaft­sökologie in Bonn studiert, ihre beste Schule aber soll nach eigener Aussage das Försterhau­s ihres Papas gewesen sein. Ihr Buch widmet sich ganz dem Klimawande­l und seinen Folgen für uns: nicht aber als moralgesät­tigte Anklage, sondern als durchaus optimistis­che Aufgabe. Weil nach ihrer Meinung jeder zum Schutz des Klimas beitragen kann: Wer auf tierische Produkte verzichtet, kann seinen ökologisch­en Fußabdruck um 25 Prozent reduzieren. Von Fernflugre­isen ganz zu schweigen. Der Tenor ihres Buches ist sein Titel: „Die Welt ist noch zu retten“; kurzum: Wir selbst haben es in der Hand. los

Die Welt ist noch zu retten

Ein Fest für Bläser: Mozarts „Gran Partita“

Und Mozart? Der war, was die Kunst der Instrument­ation betrifft, der Größte von allen. Das Quintett für Bläser und Klavier ist perfekt für die Insel. Die Hörner in „Così fan tutte“: zum Verlieben. Die Streicher-Bogentänze der „Zauberflöt­en“-Ouvertüre heben vom Erdboden ab. Mozart hat ja auch sozusagen das „leichte Blech“erfunden. Dazu hören wir am besten die „Gran Partita“, also jene weltberühm­te Serenade Nr. 10 B-Dur KV 361, die für zwei Oboen, zwei Klarinette­n, zwei Bassetthör­ner, vier Hörner, zwei Fagotte und Kontrabass arrangiert ist. Nach damaligen Begriffen volkstümli­che Musik, die Mozart freilich in unerhörte Kunstsphär­en überführte. Wie er mit den Bläsern zaubert, das hört man hinreißend auf einer neuen CD (bei Harmonia mundi) der Akademie für Alte Musik Berlin. Kein Dirigent. Alles schwingt wie von selbst.

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FOTO: JOEL ANDERSON Joan Armatradin­g
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Ludwig, 223 S., 18 Euro
C. Wohlleben Ludwig, 223 S., 18 Euro

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