Rheinische Post Mettmann

Schützen bringen Hilfe an die Ahr

- VON KLAUS MÜLLER

Sebastiane­r lassen sich als offizielle Helfer registrier­en und sind mit 16 Freiwillig­en unterwegs. Zahlreiche Unternehme­n aus Mettmann unterstütz­en mit Geräten und Werkzeug. Das Ausmaß der Zerstörung­en sind gewaltig.

METTMANN Das Jungschütz­enprinzenp­aar Michele und Robin Bödeker der St. Sebastianu­s-Schützenbr­uderschaft wollte nach der Flutkatast­rophe in den vergangene­n Tagen nicht untätig sein und startete eine Aktion, die auf große Resonanz stieß. Zunächst appelliert­en sie gemeinsam mit dem Vorstand der Bruderscha­ft, dass die Mitglieder Sachspende­n tätigen sollten, die dann auch in großen Mengen erbracht wurden. Doch damit nicht genug: „Wir konnten uns einfach nicht damit abfinden, dass in den verschiede­nen Orten, die von der Flutkatast­rophe in Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz betroffen waren, die Menschen um ihr Hab und Gut und nicht zuletzt um ihr Leben kämpften und wir sitzen hier Däumchen drehend gemütlich zu Hause. Da beschlosse­n wir umgehend, selbst zu helfen“, sagt Robin Bödeker.

Kurzfristi­g setzten sie sich mit ihren Kameraden aus der Bruderscha­ft, Freunden und Bekannten zusammen. Sie waren sich einig, dass sie „vor Ort“helfen wollten und ließen sich als Hilfstrupp bei der zuständige­n Koordinati­onsstelle registrier­en. Das war der Unterschie­d zu der am Wochenende kritisiert­en unkoordini­erten Hilfe.

„Es dauerte nicht lange und wir erhielten die Informatio­n, dass wir in Bad Neuenahr Ahrweiler eingesetzt werden können“, berichtet Robin Bödeker. Er setzte sich mit seinem Vater in Verbindung, in dessen Mettmanner Firma die notwendige­n technische­n Gerätschaf­ten zur Verfügung standen. Zugleich boten andere Firmen ebenfalls Hilfe mit entspreche­ndem Werkzeugma­terial an. „Das Wichtigste war aber, dass sich schnell Freunde und Bekannte fanden, die sofort zusagten, mit nach Bad Neuenahr zu fahren und mit Muskelkraf­t zu helfen.“

Als der Mettmanner Hilfstrupp bereits vor einigen Tagen zum ersten Mal in Bad Neuenahr Ahrweiler ankam, waren die die Gruppenmit­glieder vom Ausmaß der Katastroph­e und den zahlreiche­n Zerstörung­en

erschrocke­n. „Ich habe in der Vergangenh­eit schon einiges erlebt. Das Bild, was uns jedoch dort bot, ist kaum zu beschreibe­n und machte machte mich und die anderen einfach fassungslo­s. Das ist Elend und Not. wie ich es in meinen schlimmste­n Träumen nicht erwartet hätte. Diese Massen von Schlamm und Geröll sowie Menschen, die hilflos zusehen mussten, wie ihr Hab und Gut in Schlamm und Wasser versanken und Häuser aufs schlimmste beschädigt wurden. Diese Ereignisse werden sich für immer bei mir festsetzen“, sagt Andreas Honke aus der Jägerkompa­nie, der mit zum Helfertrup­p gehört.

Robin Bödeker verweist darauf, dass es zunächst gar nicht so einfach war, eine Einsatzste­lle zu finden. Das örtliche Koordinati­onszentrum sei dermaßen beschäftig­t gewesen, dass die Verantwort­lichen den Helfern aus Mettmann nicht konkret sagen konnten, wo sie sinnvoller­weise helfen sollten. „Wir machten uns dann selbst auf dem Weg und es dauerte nicht lange, dass wir im Bad Neuenahrer Ortsteil Heppingen ein Ehepaar sahen, das vor dem Haus gegen die Geröllmass­en ankämpfte und versuchte, dem Hochwasser Herr zu werden.“Die Mettmanner Helfer überlegten nicht lange und unterstütz­ten das Ehepaar bei den Bemühungen, das zu retten, was zu retten war. „Zum Glück hatten wir die richtigen Gerätschaf­ten dabei, um mit großem körperlich­en und maschinell­em Einsatz die unteren Etagen des Hauses fast leer zu pumpen und von Schutt, Schlamm und Abfall zu befreien.“

Der Jungschütz­enprinz erzählt noch eine Anekdote: Der Ehemann des Paares hatte bei den Aufräumarb­eiten sein Portemonna­ie mit einigem Bargeld und wichtigen Papieren verloren. Es sei kaum nachvollzi­ehbar, aber die ehrenamtli­chen Mettmanner Helfer fanden in dem unvorstell­baren Durcheinan­der die Geldbörse wieder. „Das Ehepaar war darüber sehr glücklich und bot uns für unsere Hilfe bei den Flutaktivi­täten als Dank Bargeld an. Dies lehnten wir zunächst ab, doch die beiden wollten sich unbedingt dankbar zeigen.“Die Helfer beschlosse­n umgehend, das Geld zu spenden, damit den Flutopfern an der Ahr und an der Erft geholfen werden kann. „Wir sind schließlic­h nicht in das Katastroph­engebiet gefahren, um Geld um verdienen, sondern wollten als ehrenamtli­che Unterstütz­er den betroffene­n Menschen helfen“, betont Robin Bödeker.

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FOTOS (4): ST. SEBASTIANU­S SCHÜTZENBR­UDERSCHAFT METTMANN Wenn die Helfer aus der Kreisstadt wieder zuhause sind, wirken solche Bilder noch lange nach.
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Das Gruppenbil­d der Helfer entstand am Sonntag. Der Einsatz ist bei Opfern des Unwetter-Hochwasser­s hoch willkommen.
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Schaufel für Schaufel muss der Schlamm aus dem Wohnzimmer entfernt werden. Sobald er trocknet, wird er knochenhar­t.
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Die Straße zerstört, Trümmer säumen den Rand.

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