Verband sieht 10.000-Jahre-Flut
Die Wasserplaner an der Erft fordern zügige Konsequenzen und schnellere Verfahren.
BERGHEIM (maxi) Der Chef des Erftverbands, Bernd Bucher, hat Vorkehrungen für künftige Hochwässer gefordert. Der Vorstand des Wasserwirtschaftsverbands sagte unserer Redaktion: „Bei den jüngsten Ereignissen handelt es sich nicht um ein Jahrhunderthochwasser. Die Dimension ist viel gewaltiger. Das hat die Größenordnung eines über 10.000-jahrlichen Ereignisses.“Allerdings steige durch den Klimawandel die Wahrscheinlichkeit großer Hochwässer vermutlich. „Der technische Hochwasserschutz stößt in diesen Fällen an seine Grenzen. Dennoch müssen jetzt noch einmal alle Schutzmaßnahmen überprüft werden“, sagte Bucher.
Allein in NRW waren beim jüngsten Hochwasser vor knapp zwei
Wochen 47 Menschen gestorben; insgesamt kamen mindestens 179 Personen um. In Erftstadt hatte das Unwetter einen riesigen Graben gerissen und Häuser zerstört.
Deiche, Dämme oder Rückhaltebecken könne man „allerdings nicht beliebig hinzubauen“, fügte Bucher hinzu: „Und auch jedes technische Gebäude kann versagen.“Wenn ein Damm breche, verschlimmere das die Lage womöglich. Bucher kritisierte, dass die Umsetzung zu lange dauere: „Zumal die Widerstände in der Regel drei Jahre nach einem Hochwasser deutlich größer werden.“Die Erinnerung an die schweren Folgen verblassten, die Nachteile wie geänderte Verkehrsführungen und Eingriffe in die Landschaft lösten dann große Vorbehalte aus.
Die zweite Säule des Hochwasserschutzes sei die Renaturierung von Gewässern. Bucher: „Wir müssen dem Fluss wieder mehr Raum geben, in den er sich im Hochwasserfall schadlos ausbreiten kann. Das bedeutet aber auch, dass wir diese Räume noch konsequenter von Siedlungen freihalten müssen.“Die dritte Säule schließlich sei die Verhaltensvorsorge. „Eine bundeseinheitliche Information wäre schon wünschenswert, aber vieles muss dann im Katastrophenfall vor Ort entschieden werden. Zudem sollten die Menschen besser informiert werden, wie sie Eigenvorsorge und Eigenschutz leisten können. Nicht alles an Vorkehrungen kann der Staat leisten“, sagte Bucher.