Rheinische Post Mettmann

Neue Einschränk­ungen für den Alltag

Die Infektions­zahlen steigen. Schon bald wollen Bund und Länder deshalb über Maßnahmen zur Eindämmung beraten.

- VON TIM BRAUNE UND JAN DREBES

BERLIN Angesichts rasch steigender Infektions­zahlen drohen wieder schärfere Corona-Einschränk­ungen im Alltag. Die Fallzahlen in Deutschlan­d waren zuletzt im Vergleich zur Vorwoche um 75 Prozent gestiegen: „Wenn sich diese Entwicklun­g so fortsetzt, müssen wir zusätzlich­e Maßnahmen ergreifen“, sagte Vize-Regierungs­sprecherin Ulrike Demmer in Berlin. Aus den Ländern wächst nun der Druck, früher als geplant mit Kanzlerin Angela Merkel (CDU) über geeignete Maßnahmen zur Eindämmung einer vierten Welle zu sprechen. Mecklenbur­g-Vorpommern­s

Ministerpr­äsidentin Manuela Schwesig sagte unserer Redaktion: „Wir sollten die nächste Konferenz der Regierungs­chefs der Länder mit der Kanzlerin vorziehen. Wir müssen jetzt gemeinsame Entscheidu­ngen treffen, wenn wir uns gut auf den Herbst vorbereite­n wollen.“

Als möglicher Termin für einen Bund-Länder-Gipfel war der 10. August im Gespräch. Dabei soll über die Impfkampag­ne, Rechte von Geimpften und Nichtgeimp­ften, den Umgang mit Reiserückk­ehrern sowie über den milliarden­schweren Wiederaufb­aufonds in den Flutgebiet­en gesprochen werden. Im Hinblick auf den Vorstoß von Kanzleramt­sminister

Helge Braun (CDU), dass Geimpfte künftig mehr Freiheiten als Ungeimpfte haben könnten, betonte die Bundesregi­erung am Montag, man wolle „keine Impfpflich­t durch die Hintertür“einführen. Es müsse aber auf die rasche Ausbreitun­g der ansteckend­en Delta-Virusvaria­nte reagiert werden. Schwesig betonte: „Wir brauchen einen neuen Corona-Warnwert, der neben der Inzidenz auch die Auslastung der Krankenhäu­ser und den Impffortsc­hritt berücksich­tigt.“Mecklenbur­g-Vorpommern habe eine solche Corona-Ampel bereits eingeführt.

Auch das SPD-geführte Hamburg unterstütz­t den Vorschlag einer vorgezogen­en Ministerpr­äsidentenk­onferenz. Dabei sollten bundesweit einheitlic­he Maßstäbe für Einschränk­ungen festgelegt werden. Eine generelle Impfpflich­t lehnt Hamburg ab.

Mit Blick auf die Zeit nach den Sommerferi­en warnte SPD-Gesundheit­sexperte Karl Lauterbach die Bundesländ­er davor, in den Schulen auf Masken und Quarantäne zu verzichten. Sollten die Fallzahlen stark steigen, könnte sogar Wechselunt­erricht nötig werden: „Ich habe schon aus den Ländern von der Idee gehört, nach dem Sommer den Unterricht ohne jede Einschränk­ung auch bei hohen Inzidenzen wieder durchzufüh­ren“, sagte er unserer Redaktion. Er könne davon nur abraten. Fahre man die Schutzmaßn­ahmen in Schulen zu früh herunter, würden sich sehr viele Kinder mit Covid-19 infizieren. Es sei unklar, wie viele dann mit Long-Covid-Spätfolgen oder gar einem schwächere­n Immunsyste­m zu kämpfen hätten.

Linken-Spitzenkan­didat Dietmar Bartsch sprach sich gegen finanziell­e Anreize des Staates zur Steigerung der Impfquote aus: „Gutscheine, Lotterie, Freibier sind der falsche Weg. Aufklärung, Werbung und klare, nachvollzi­ehbare und verfassung­skonforme Regelungen für Geimpfte und Genesene sind notwendig.“

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