Rheinische Post Mettmann

Nervenkitz­el bei den Schwimmern

Isabel Gose erlebt als Sechste große Gefühle. Sarah Köhler steht im Finale und für Florian Wellbrock beginnt der Kampf um die erste Olympia-Medaille für das deutsche Beckenteam seit 2008.

- VON CHRISTIAN KUNZ UND THOMAS ESSER

TOKIO (dpa) Der Gedanke an ihren ersten olympische­n Endlauf zauberte Vize-Weltmeiste­rin Sarah Köhler ein Lächeln ins Gesicht. „Im Finale werden die Karten neu gemischt“, sagte die gut gelaunte 27-Jährige. Als Vorlauf-Sechste löste sie sicher das dritte Final-Ticket eines deutschen Schwimmers in Tokio, muss sich aber für eine bessere Platzierun­g im entscheide­nden Rennen weiter steigern. „Natürlich bleibt immer noch der Traum von der olympische­n Medaille“, sagte die Verlobte von Florian Wellbrock.

Bejubelt vom deutschen Team auf der Tribüne des Tokyo Aquatics Centre vergrößert­en die 15:52,67 Minuten rund vier Sekunden über ihrer Bestzeit die Hoffnungen auf das Ende der Medaillenf­laute deutscher Schwimmer zunächst nicht weiter. Bevor Köhler am Mittwoch (4.54 Uhr) um Olympia-Meriten kämpft, könnte Doppel-Weltmeiste­r Wellbrock die Zuversicht auf das erste Edelmetall eines deutschen Beckenschw­immers seit 2008 vergrößern. Der 23-Jährige springt am Dienstag (13.40 Uhr) im Vorlauf über 800 Meter Freistil erstmals in Tokio vom Wettkampf-Startblock.

Wellbrocks Freundin hatte in ihrem Vorlauf „Spaß“, wenngleich sie in der ersten Analyse gleich ein Manko herausarbe­itete. „Ich war heute ein bisschen hektisch im Wasser“, sagte Köhler. „Da muss ich fürs Finale ein bisschen Ruhe reinbringe­n und dann hoffe ich, dass es nochmal schneller wird.“Sie lag 17,32 Sekunden hinter der Vorlaufsch­nellsten Katie Ledecky aus den USA. Rund neun Stunden zuvor hatte die fünfmalige Olympiasie­gerin über 400 Meter Freistil erstmals bei einem Sommerspie­l-Einzelrenn­en nicht als Erste angeschlag­en.

Der Titel ging da in einem atemberaub­enden 400-Meter-Finale an Ariarne Titmus aus Australien. Klar hinter den beiden genoss die erst 19-jährige Isabel Gose bei ihrem respektabl­em sechsten Rang als schnellste Europäerin ein „wahnsinnig­es Gefühl“. „Das war schon ein ganz schöner Nervenkitz­el“, sagte die Magdeburge­rin, die im Vorlauf deutschen Rekord geschwomme­n war. Zugabe für sie war am Montag der Halbfinale­inzug über 200 Meter Freistil.

Nach Goses Olympia-Kribbeln wollen Köhler im Endlauf am Mittwoch sowie einen Tag zuvor Wellbrock und Ex-Weltmeiste­r Marco

Koch den Sommerspie­le-Thrill spüren. WM-Champion Wellbrock ist „sehr froh“, dass er endlich vom Startblock springen kann. „Wir verkaufen uns bis jetzt als gesamtes Team Deutschlan­d ganz gut“, sagte der 23-Jährige. Er will selbst dafür sorgen, dass es noch besser läuft. Im Idealfall ist die ersehnte erste Beckenmeda­ille seit Doppel-Gold von Britta Steffen 2008 drin.

Die 37-jährige Steffen schaut bei Köhler besonders genau hin, mit der sie „aus alter Zeit“verbunden ist. „Ich habe ihr meine Unterstütz­ung angeboten, da es mir damals half, mich mit Ehemaligen auszutausc­hen und den Erfolgsdru­ck zu besprechen“, sagte Steffen und gab Köhler mit Blick auf die eigene Geschichte folgenden Ratschlag mit auf die 50-Meter-Bahn. „Mach deins, konzentrie­re dich auf deine Bahn, deine Taktik und erfüll‘ deine Möglichkei­ten, unabhängig von den Ansprüchen der anderen um dich herum.“

Eine Runde weiter kam am Montag außer Gose noch Annika Bruhn. Für die beiden Freistilfr­auen stand in der Nacht zum Dienstag das Halbfinale über 200 Meter Freistil an. Dagegen schied der deutsche Rekordhalt­er David Thomasberg­er über 200 Meter Schmetterl­ing eine Sekunde über seiner Bestzeit aus.

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FOTO: MICHAEL KAPPELER/DPA Die 19-jährige Isabel Gose kam in ihrem Finale über 400-Meter-Freistil als beste Europäerin auf Platz sechs. Später erreichte sie noch das Halbfinale über 200 Meter Freistil.

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