Teamgeist macht dem DFB Hoffnung
Spielerisch läuft es noch lange nicht bei den deutschen Olympia-Fußballern. Aber die Einstellung stimmt. Das ist nicht nur wichtig für das nächste Spiel, sondern auch für den Deutschen Fußball-Bund und sein Image.
YOKOHAMA Ja, sie sind noch im Turnier, die deutschen Olympia-Fußballer. Das ist nach zwei Spielen vielleicht mehr, als man von diesem zusammengewürfelten, nicht eingespielten Haufen erwarten konnte, der in Japan Imagepflege für den Deutschen Fußball-Bund betreiben soll. Gegen Brasilien wurde daraus nichts, es gab eine im Ergebnis schmeichelhafte 2:4-Niederlage. Gegen die nicht gerade zur ersten internationalen Garnitur zählenden Männer aus Saudi-Arabien schaffte die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz in Unterzahl nach einem Platzverweis gegen Abwehrspieler Amos Pieper in Yokohama ein glückliches 3:2.
Immerhin bewies das Team großen Behauptungswillen, was schon mal einen möglicherweise entscheidenden Unterschied zum Auftritt der Nationalmannschaft bei der Europameisterschaft markiert. Daraus schöpfen Spieler und Trainer Hoffnung für das letzte Gruppenspiel gegen die Elfenbeinküste am Mittwoch. „Das Positive ist, dass die Mannschaft das letzte Korn hergibt, bevor sie aufgibt“, sagte Kuntz. Und Mittelfeldspieler Nadiem Amiri träumt bereits sehr ehrgeizige Träume. „Mit so einem Team kannst du eine Medaille gewinnen“, erklärte er.
Das ist eine mutige Ansage. Schließlich haben die Deutschen auf dem Platz nicht überspielen können, dass sie unter ungünstigsten Voraussetzungen ins Turnier starten mussten. Etliche Kandidaten verzichteten auf Olympia, weil ihnen das Fortkommen im eigenen Klub bedeutender erschien, manche bekamen keine Freigabe.
Der Mangel an Talent im Team ist nach ein paar dürren Trainingseinheiten natürlich nicht durch taktisch gut abgestimmte Vorstellungen auszugleichen. Auch die Saudis deckten mit schnellen Doppelpässen die Schwächen im brüchigen deutschen Gefüge auf.
So bleibt dem DFB die verwegene Erwartung, dass die Kämpfer von Yokohama zu jenem verschworenen Haufen zusammenwachsen, den Kuntz auch aus der U21 machte, die als funktionierendes Kollektiv im frühen Sommer Europameister wurde. Das würde ein bisschen von dem dringend notwendigen Auftrieb in den DFB bringen. Und es wäre eine monumentale Leistung des Trainers.
Dass die Bundesliga ihn im Regen stehen lässt, hat viel mit professioneller Kälte zu tun. Im harten Verdrängungswettbewerb der Liga scheinen die großen Ideale nicht zu zählen. Weil es keine Abstellungspflicht
fürs olympische Turnier gibt, beharrt der deutsche Profifußball auf der Maxime: Wir bezahlen die Spieler, also bestimmen wir, was die tun müssen. Da bleibt sogar den DFB-Funktionären nicht mehr als hilfloses Achselzucken. „Ich hätte mir mehr Unterstützung für Stefan Kuntz und sein Team gewünscht“, stellte der Verbands-Direktor Oliver Bierhoff fest, dem wirtschaftliche Erwägungen nun mal gar nicht fremd sind, „wir vertreten bei Olympia unser Land und den deutschen Fußball.“Das ist dem Wirtschaftsbetrieb Profifußball offenbar herzlich gleichgültig. Ihm reicht es aus, in den eigenen Wettbewerben Imagepflege zu betreiben. Das ist auf jeden Fall kaltherzig.
Kuntz und sein Team können das Ansehen der DFB-Auswahlmannschaften dennoch aufwerten. Der Kampfgeist hat der Mannschaft bereits Sympathien eingetragen. Und die Tatsache, dass es auch in der Außendarstellung einige auffällig gute Typen gibt – nicht nur den Öffentlichkeitsarbeiter Max Kruse – lässt das Team D weitere Punkte sammeln.
Ob die Olympia-Fußballer das auch auf dem Rasen im Gruppen(end)spiel gegen die Elfenbeinküste können, ist eine ganz andere Frage. Da muss schon einiges besser werden. Vielleicht versetzt ja der Teamgeist Berge.