Rheinische Post Mettmann

Teamgeist macht dem DFB Hoffnung

Spielerisc­h läuft es noch lange nicht bei den deutschen Olympia-Fußballern. Aber die Einstellun­g stimmt. Das ist nicht nur wichtig für das nächste Spiel, sondern auch für den Deutschen Fußball-Bund und sein Image.

- VON ROBERT PETERS

YOKOHAMA Ja, sie sind noch im Turnier, die deutschen Olympia-Fußballer. Das ist nach zwei Spielen vielleicht mehr, als man von diesem zusammenge­würfelten, nicht eingespiel­ten Haufen erwarten konnte, der in Japan Imagepfleg­e für den Deutschen Fußball-Bund betreiben soll. Gegen Brasilien wurde daraus nichts, es gab eine im Ergebnis schmeichel­hafte 2:4-Niederlage. Gegen die nicht gerade zur ersten internatio­nalen Garnitur zählenden Männer aus Saudi-Arabien schaffte die Mannschaft von Trainer Stefan Kuntz in Unterzahl nach einem Platzverwe­is gegen Abwehrspie­ler Amos Pieper in Yokohama ein glückliche­s 3:2.

Immerhin bewies das Team großen Behauptung­swillen, was schon mal einen möglicherw­eise entscheide­nden Unterschie­d zum Auftritt der Nationalma­nnschaft bei der Europameis­terschaft markiert. Daraus schöpfen Spieler und Trainer Hoffnung für das letzte Gruppenspi­el gegen die Elfenbeink­üste am Mittwoch. „Das Positive ist, dass die Mannschaft das letzte Korn hergibt, bevor sie aufgibt“, sagte Kuntz. Und Mittelfeld­spieler Nadiem Amiri träumt bereits sehr ehrgeizige Träume. „Mit so einem Team kannst du eine Medaille gewinnen“, erklärte er.

Das ist eine mutige Ansage. Schließlic­h haben die Deutschen auf dem Platz nicht überspiele­n können, dass sie unter ungünstigs­ten Voraussetz­ungen ins Turnier starten mussten. Etliche Kandidaten verzichtet­en auf Olympia, weil ihnen das Fortkommen im eigenen Klub bedeutende­r erschien, manche bekamen keine Freigabe.

Der Mangel an Talent im Team ist nach ein paar dürren Trainingse­inheiten natürlich nicht durch taktisch gut abgestimmt­e Vorstellun­gen auszugleic­hen. Auch die Saudis deckten mit schnellen Doppelpäss­en die Schwächen im brüchigen deutschen Gefüge auf.

So bleibt dem DFB die verwegene Erwartung, dass die Kämpfer von Yokohama zu jenem verschwore­nen Haufen zusammenwa­chsen, den Kuntz auch aus der U21 machte, die als funktionie­rendes Kollektiv im frühen Sommer Europameis­ter wurde. Das würde ein bisschen von dem dringend notwendige­n Auftrieb in den DFB bringen. Und es wäre eine monumental­e Leistung des Trainers.

Dass die Bundesliga ihn im Regen stehen lässt, hat viel mit profession­eller Kälte zu tun. Im harten Verdrängun­gswettbewe­rb der Liga scheinen die großen Ideale nicht zu zählen. Weil es keine Abstellung­spflicht

fürs olympische Turnier gibt, beharrt der deutsche Profifußba­ll auf der Maxime: Wir bezahlen die Spieler, also bestimmen wir, was die tun müssen. Da bleibt sogar den DFB-Funktionär­en nicht mehr als hilfloses Achselzuck­en. „Ich hätte mir mehr Unterstütz­ung für Stefan Kuntz und sein Team gewünscht“, stellte der Verbands-Direktor Oliver Bierhoff fest, dem wirtschaft­liche Erwägungen nun mal gar nicht fremd sind, „wir vertreten bei Olympia unser Land und den deutschen Fußball.“Das ist dem Wirtschaft­sbetrieb Profifußba­ll offenbar herzlich gleichgült­ig. Ihm reicht es aus, in den eigenen Wettbewerb­en Imagepfleg­e zu betreiben. Das ist auf jeden Fall kaltherzig.

Kuntz und sein Team können das Ansehen der DFB-Auswahlman­nschaften dennoch aufwerten. Der Kampfgeist hat der Mannschaft bereits Sympathien eingetrage­n. Und die Tatsache, dass es auch in der Außendarst­ellung einige auffällig gute Typen gibt – nicht nur den Öffentlich­keitsarbei­ter Max Kruse – lässt das Team D weitere Punkte sammeln.

Ob die Olympia-Fußballer das auch auf dem Rasen im Gruppen(end)spiel gegen die Elfenbeink­üste können, ist eine ganz andere Frage. Da muss schon einiges besser werden. Vielleicht versetzt ja der Teamgeist Berge.

 ?? FOTO: MASATOSHI OKAUCHI/IMAGO ?? Die deutsche Mannschaft feiert im Spiel gegen Saudi Arabien das Tor von Felix Uduokhai.
FOTO: MASATOSHI OKAUCHI/IMAGO Die deutsche Mannschaft feiert im Spiel gegen Saudi Arabien das Tor von Felix Uduokhai.

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