Delta trübt den Geschäftsausblick
Das Konjunkturbarometer des Ifo-Instituts fällt das erste Mal seit Jahresbeginn.
BERLIN (dpa/rtr) Die nach Ansicht vieler Experten anrollende vierte Corona-Welle und wachsende Lieferengpässe haben dem Konjunkturoptimismus der Wirtschaft überraschend einen spürbaren Dämpfer verpasst. Der Geschäftsklimaindex des Münchner Ifo-Institus, der als wichtiges Konjunkturbarometer gilt und auf einer Umfrage unter etwa 9000 Unternehmen basiert, sank im Juli um 0,9 Punkte auf 100,8 Punkte, wie das Forschungsinstitut am Montag mitteilte. Es war der erste Rückgang des Barometers seit Januar. „Lieferengpässe bei Vorprodukten und Sorgen um wieder steigende Infektionszahlen belasten die deutsche Wirtschaft“, erläuterte Ifo-Präsident Clemens Fuest.
Ausschlaggebend für den Rückgang sei die Einschätzung der künftigen Geschäfte. Hier ging der Indexwert zurück, während die Bewertung der aktuellen Lage erneut besser war. Nach Einschätzung von Fuest hat der Optimismus in den Chefetagen deutscher Firmen merklich abgenommen. Im Dienstleistungssektor, der zuletzt stark von den Lockerungen der Restriktionen profitierte, habe sich das Geschäftsklima verschlechtert.
Insgesamt beurteilten die Manager ihre Lage zwar etwas besser als zuletzt. Die Geschäftsaussichten für die kommenden sechs Monate wurden jedoch weniger optimistisch bewertet. „Dass die Erwartungen nachgeben, dürfte mit den wieder zunehmenden Infektionszahlen in Deutschland zusammenhängen“, so Christoph Swonke, Konjunkturanalyst der DZ-Bank. „Nach einer kräftigen Erholung im Sommerhalbjahr dürfte die deutsche Wirtschaft im vierten Quartal leider wieder unter Corona leiden, auch wenn sie wohl kaum erneut schrumpfen wird“, sagte Commerzbank-Chefökonom Jörg Krämer. Chefvolkswirt Alexander Krüger vom Bankhaus Lampe pflichtet ihm bei. Die allseits erwartete geradlinige Erholung im zweiten Halbjahr sei keineswegs ausgemachte Sache: „Die Konjunktur wird noch viele Monate am Impffortschritt und der Reparatur von Pandemieschäden hängen.“
An der Börse drückte der schlechter als erwartet ausgefallene Index den Dax am Montag weiter ins Minus. Der Aktienindex fiel zunächst um 0,8 Prozent auf 15.550 Zähler, erholte sich aber wieder.