Rheinische Post Mettmann

Noch nie gab es so viele Übergriffe gegen das Ordnungsam­t

Im Zuge des Corona-Schutzes kommt es zu vielen Beleidigun­gen und Gewalt. Nach dem Brief von Mitarbeite­rn signalisie­rt die Stadtspitz­e Verständni­s.

- VON ARNE LIEB

DÜSSELDORF Der anonyme Brief von Ordnungsam­tsmitarbei­tern hat erneut die zunehmende Gewalt gegen die Außendiens­tkräfte in den Fokus gerückt. Ordnungsde­zernent Christian Zaum hat nach Informatio­nen unserer Redaktion die Dienstgrup­penleiter für Dienstag zu einem Gespräch eingeladen, in dem es auch um die Kritik daran gehen soll, dass die Stadt nicht jeden Vorfall öffentlich macht. „Ich habe immer gesagt, wie schwierig und herausford­ernd insbesonde­re während der noch immer andauernde­n Corona-Pandemie

die Tätigkeit der Außendiens­tkräfte ist“, sagt Zaum. Die Verbesseru­ng der Arbeitsbed­ingungen sowie der Schutz der Mitarbeite­r sei ihm ein „absolut wichtiges Anliegen“. Düsseldorf steuert auf einen Rekord bei den Übergriffe­n auf die beiden Außendiens­te OSD und Verkehrsüb­erwachung zu. In diesem Jahr hat die Stadt bereits 121 Fälle von Beleidigun­g oder körperlich­er Gewalt zur Anzeige gebracht, 95 davon gegen OSD-Kräfte. Im vergangene­n Jahr waren es insgesamt 151. Hauptgrund für den Anstieg sei „fehlende Akzeptanz“bei der Durchsetzu­ng der Corona-Schutzmaßn­ahmen.

In dem Brief beklagten Mitarbeite­r, dass die Stadt viele Vorfälle nicht bekannt macht – etwa Gewalt gegen OSD-Mitarbeite­r am Freitag vor einer Kneipe in Flingern. Der oder die Verfasser würden sich mehr Transparen­z als Zeichen der Wertschätz­ung wünschen. In der Tat vermeldet das Presseamt nur wenige Fälle und diese erst nach einer Verurteilu­ng. Wenn sie nicht auf andere Weise bekannt werden, etwa durch journalist­ische Recherche, geraten sie nicht in den Fokus der Öffentlich­keit.

Zaum verweist darauf, dass die

Stadt vieles tue und nennt etwa die Ausstattun­g mit Einsatzstö­cken, das konsequent­e Anzeigen aller Übergriffe oder finanziell­e Zulagen. „Mich hat es sehr überrascht, aus der Presse zu erfahren, dass sich Mitarbeite­r des OSD von der Stadt im Stich gelassen fühlen“, sagt er. Er werde das Gespräch suchen.

Die Chefin des Deutschen Gewerkscha­ftsbunds, Stephanie Peifer, beklagt eine „alarmieren­de gesellscha­ftliche Verrohung“, die alle angehe. Ob jeder Übergriff öffentlich gemacht wird, ist aus ihrer Sicht nicht die entscheide­nde Frage. Sie lobt die Bemühungen der Stadtspitz­e,

mehr Stellen zu schaffen und freie zu besetzen.

Mit der Maßgabe, nur Angriffe zu kommunizie­ren, wenn Täter belangt worden sind, ist die Stadt vergleichs­weise zurückhalt­end. Die Polizei informiert kurz nach Vorfällen, in denen Beamte schwer verletzt worden sind. Auch bei Ereignisse­n, die als „wichtiges Ereignis“eingestuft werden, erfolgt eine Mitteilung. Allerdings wird ebenfalls nicht jeder Fall öffentlich gemacht. Vom Presseamt heißt es, die seit 2010 verfolgte Strategie sei eine Entscheidu­ng des Ordnungsam­ts und solle die abschrecke­nde Wirkung erhöhen.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN OSD-Mitarbeite­r auf Streife vor den Kasematten

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