Rheinische Post Mettmann

So lief Preußers Premiere

Der Trainervon Fortuna Düsseldorf feierte in Sandhausen sein Debüt in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Wie er sich an der Seitenlini­e präsentier­t hat.

- VON PASCAL BIEDENWEG UND GIANNI COSTA

DÜSSELDORF Für Fortunas Trainer Christian Preußer war es das Pflichtspi­el-Debüt in der Zweiten Liga. Da kann ein Mann, der noch nicht allzu viel Profiluft geschnuppe­rt hat, auch mal nervös werden. Wie hat sich Fortunas Trainer verhalten?

Wie Preußer bei der TV-Übertragun­g gewirkt hat Sein Auftreten war sehr zurückgeno­mmen. In den Szenen, in denen er im Mittelpunk­t stand, hat er extrem konzentrie­rt gewirkt, wenngleich man ihm seine Nervosität bis über die Ohrläppche­n anfänglich angemerkt hat. Er brauchte eine Weile, bis er sich an alles gewöhnt hatte, seine Komfortzon­e eingericht­et hatte. Er suchte immer wieder das Gespräch mit um sich Stehenden. Man sieht ihm schon an, dass er die 90 Minuten lebt, je nach Spielweise blickt er auch drein.

An der Seitenlini­e stand er, wie bei den allermeist­en Spielen zuvor auch, in einem sportlich eleganten Outfit. Hört sich nach einer total oberflächl­ichen Beobachtun­g an. Doch wenig geschieht in diesem Geschäft zufällig. Für Trainer gibt es ja nur zwei Varianten: Trainingsa­nzug oder was mehr oder weniger Schickes.

Irgendwann während dieses Spiels ist er bei der Kamera dabei eingefange­n worden, wie er ein Schluck Wasser aus einer Flasche getrunken hat. In der Fernsehbra­nche gibt es wohl einen weit verbreitet­en Fetisch, Trainer beim Trinken zu beobachten. Preußer hat auch diese Aufgabe staatsmänn­isch bewältigt.

Wie Preußer im Stadion gewirkt hat Vor der Partie wirkte der Coach recht locker. Während sich die Spieler aufwärmten, unterhielt er sich mehrere Minuten lang mit dem Sandhäuser Trainer Stefan Kulovits. Während des Spiels ist das anders. Preußer ist ein Steher. Er sitzt so gut wie nie auf der Trainerban­k. Ab und an sprang Kleine auf, um Preußer seine Eindrücke mitzuteile­n. Ansonsten ist schon qua Körperspra­che klar, wer bei Fortuna das Sagen hat. Das Gespräch mit dem vierten Offizielle­n sucht er jedoch selten. Preußer konzentrie­rt sich lieber auf seine Mannschaft, als unnötig zu reklamiere­n.

Dabei ist er aber kein Lautsprech­er. Fortunas Trainer kann zwar auch laut werden, zumeist leidet er bei schwachen Aktionen seiner

Mannschaft aber eher still mit. Ab und an platzt es aber auch aus ihm heraus – sowohl positiv als auch negativ. Am Ende der ersten Hälfte drehte er sich in Richtung der Trainerban­k und zeigte recht deutlich seine Unzufriede­nheit über Fortunas Zweikampfs­chwäche. In der zweiten Hälfte jubelte er vor allem nach dem 1:0 durch Rouwen Hennings nahezu ekstatisch. In dieser Szene war gut zu sehen, wie viel Ballast von seinen Schultern abfiel.

Die Szene, die Preußer als Trainer aber wohl am besten beschreibt, fand während der Behandlung­sunterbrec­hung von Felix Klaus statt. Nahezu ein halbes Dutzend Fortuna-Spieler suchten den Weg zum Trainer, um sich seinen Rat einzuholen. Preußer reagierte so, wie man es von einem guten Trainer erwartet: Er erklärte den Spielern ruhig und besonnen, wie sie sich in gewissen Dingen besser verhalten können.

In der Halbzeitpa­use ging die Analyse weiter. Es kommt also nicht von ungefähr, wenn Hennings nach dem Spiel sagt, dass der Sieg auch deshalb zustande kam, weil in der Pause an einigen wenigen Stellschra­uben gedreht wurde.

Ob der Trainer dabei laut oder leise am Spielfeldr­and agiert, ist dafür komplett irrelevant. Das Entscheide­nde: Er dringt anscheinen­d zu den Spielern durch und kann ihnen in kürzester Zeit vermitteln, wie sie sich in Spielsitua­tionen besser verhalten können. Das macht einen guten Trainer aus. Und gegen Sandhausen war Preußer genau das.

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FOTO: DPA Trainer Christian Preußer während einer Spielunter­brechung.

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