So lief Preußers Premiere
Der Trainervon Fortuna Düsseldorf feierte in Sandhausen sein Debüt in der Zweiten Fußball-Bundesliga. Wie er sich an der Seitenlinie präsentiert hat.
DÜSSELDORF Für Fortunas Trainer Christian Preußer war es das Pflichtspiel-Debüt in der Zweiten Liga. Da kann ein Mann, der noch nicht allzu viel Profiluft geschnuppert hat, auch mal nervös werden. Wie hat sich Fortunas Trainer verhalten?
Wie Preußer bei der TV-Übertragung gewirkt hat Sein Auftreten war sehr zurückgenommen. In den Szenen, in denen er im Mittelpunkt stand, hat er extrem konzentriert gewirkt, wenngleich man ihm seine Nervosität bis über die Ohrläppchen anfänglich angemerkt hat. Er brauchte eine Weile, bis er sich an alles gewöhnt hatte, seine Komfortzone eingerichtet hatte. Er suchte immer wieder das Gespräch mit um sich Stehenden. Man sieht ihm schon an, dass er die 90 Minuten lebt, je nach Spielweise blickt er auch drein.
An der Seitenlinie stand er, wie bei den allermeisten Spielen zuvor auch, in einem sportlich eleganten Outfit. Hört sich nach einer total oberflächlichen Beobachtung an. Doch wenig geschieht in diesem Geschäft zufällig. Für Trainer gibt es ja nur zwei Varianten: Trainingsanzug oder was mehr oder weniger Schickes.
Irgendwann während dieses Spiels ist er bei der Kamera dabei eingefangen worden, wie er ein Schluck Wasser aus einer Flasche getrunken hat. In der Fernsehbranche gibt es wohl einen weit verbreiteten Fetisch, Trainer beim Trinken zu beobachten. Preußer hat auch diese Aufgabe staatsmännisch bewältigt.
Wie Preußer im Stadion gewirkt hat Vor der Partie wirkte der Coach recht locker. Während sich die Spieler aufwärmten, unterhielt er sich mehrere Minuten lang mit dem Sandhäuser Trainer Stefan Kulovits. Während des Spiels ist das anders. Preußer ist ein Steher. Er sitzt so gut wie nie auf der Trainerbank. Ab und an sprang Kleine auf, um Preußer seine Eindrücke mitzuteilen. Ansonsten ist schon qua Körpersprache klar, wer bei Fortuna das Sagen hat. Das Gespräch mit dem vierten Offiziellen sucht er jedoch selten. Preußer konzentriert sich lieber auf seine Mannschaft, als unnötig zu reklamieren.
Dabei ist er aber kein Lautsprecher. Fortunas Trainer kann zwar auch laut werden, zumeist leidet er bei schwachen Aktionen seiner
Mannschaft aber eher still mit. Ab und an platzt es aber auch aus ihm heraus – sowohl positiv als auch negativ. Am Ende der ersten Hälfte drehte er sich in Richtung der Trainerbank und zeigte recht deutlich seine Unzufriedenheit über Fortunas Zweikampfschwäche. In der zweiten Hälfte jubelte er vor allem nach dem 1:0 durch Rouwen Hennings nahezu ekstatisch. In dieser Szene war gut zu sehen, wie viel Ballast von seinen Schultern abfiel.
Die Szene, die Preußer als Trainer aber wohl am besten beschreibt, fand während der Behandlungsunterbrechung von Felix Klaus statt. Nahezu ein halbes Dutzend Fortuna-Spieler suchten den Weg zum Trainer, um sich seinen Rat einzuholen. Preußer reagierte so, wie man es von einem guten Trainer erwartet: Er erklärte den Spielern ruhig und besonnen, wie sie sich in gewissen Dingen besser verhalten können.
In der Halbzeitpause ging die Analyse weiter. Es kommt also nicht von ungefähr, wenn Hennings nach dem Spiel sagt, dass der Sieg auch deshalb zustande kam, weil in der Pause an einigen wenigen Stellschrauben gedreht wurde.
Ob der Trainer dabei laut oder leise am Spielfeldrand agiert, ist dafür komplett irrelevant. Das Entscheidende: Er dringt anscheinend zu den Spielern durch und kann ihnen in kürzester Zeit vermitteln, wie sie sich in Spielsituationen besser verhalten können. Das macht einen guten Trainer aus. Und gegen Sandhausen war Preußer genau das.