Rheinische Post Mettmann

So wandelt sich das Klima in der Region

- VON TOBIAS DUPKE

Mehr Starkregen­tage, höhere Temperatur­en, weniger Frost – diese Prognosen haben Experten jetzt für die Städte im Kreis Mettmann veröffentl­icht. Die Forscher haben dafür verschiede­ne Modelle ausgewerte­t.

KREIS METTMANN Hilden im Sommer 2082. Eine Mückenplag­e quält die Einwohner, weil es mal wieder kaum Frosttage im Winter gab. Die Menschen stöhnen, weil der Sommer mit 70 Tagen über 25 Grad mehr als doppelt so viele heiße Tage hatte wie noch im Schnitt der Jahre 1971 bis 2000. Im St.-Josef-Krankenhau­s bereiten sie sich wieder auf Sonderschi­chten vor, weil sich deutlich mehr schwüle Tage aneinander­reihen als noch 1971 und viele Menschen mit Kreislaufp­roblemen zu kämpfen haben. An die Flut-Katastroph­e von 2021 kann sich im Sommer 2082 schon keiner mehr erinnern – wegen des Anstiegs der Starkregen­tage kommt es immer häufiger zu solchen Ereignisse­n.

So könnte es aussehen, wenn sich das Klima weiter in dem Tempo verändert, wie es bisher der Fall ist. Dieses Szenario zeichnet ein düsteres Bild und orientiert sich an den pessimisti­schsten Ergebnisse­n einer Studie, die das von der Bundesregi­erung 2009 gegründete Institut Gerics (Climate Service Center

Germany) veröffentl­icht hat. Sie gibt einen Klimaausbl­ick für die Jahre 2036-2098. Dafür haben die Wissenscha­ftler des renommiert­en Helmholtz-Zentrums die Ergebnisse von 85 regionalen Klimamodel­lsimulatio­nen ausgewerte­t und 17 Kennwerte für Klima-Änderungen dargestell­t. Neben der Zahl der Sommertage (mehr als 25 Grad) und der heißen Tage (mehr als 30 Grad) beispielsw­eise auch die Niederschl­agsmenge, die Zahl der Trockentag­e, die Windgeschw­indigkeit, die Starkregen­ereignisse. Erstmals ist damit ein detaillier­ter Blick in die Folgen des menschenge­machten Klimawande­ls vor Ort möglich. Ziel der Studie: „Entscheidu­ngsträgern vor Ort ein möglichst umfassende­s Bild des wissenscha­ftlichen Kenntnisst­ands zu bieten. Die Anpassung an den Klimawande­l vor Ort kann so auf eine bessere Grundlage gestellt werden.“

Drei Szenarien haben die Forscher dabei in Augenschei­n genommen: eines mit hohen CO2-Emissionen, wenn das Pariser Klima-Ziel einer 1,5-Grad-Celsius-Begrenzung deutlich verfehlt wird, eines mit mittleren CO2-Emissionen und eines mit niedrigen CO2-Emissionen. Etliche Zunahmen (beispielsw­eise von Temperatur­en) oder Abnahmen (beispielsw­eise von Frosttagen) sind als „robust“gekennzeic­hnet – das ist immer dann der Fall, wenn in den zugrundeli­egenden Studien mindestens zwei Drittel der Simulation­en

eine entspreche­nde Zunahmen oder Abnahmen anzeigen und wenigstens die Hälfte auch deutliche Wertversch­iebungen aufführten. Für die Niederschl­agsberechn­ungen gilt das nicht. Diese Ergebnisse sind daher weniger belastbar. Für Hilden und Haan gehen die Forscher von diesen Klimaänder­ungen aus.

Starkregen Der Niederschl­ag nimmt in allen Modellen zu. Sollten die CO2-Emmissione­n nicht deutlich sinken, rechnen die Forscher mit einer im Mittel 3,9-prozentige­n Zunahmen bis 2065 und sogar mit einer 5,4-prozentige­n Zunahme bis 2098. Das pessimisti­schste Modell geht von einer Zunahme von 35,5 Prozent aus. Auch die Starkregen­tage nehmen zu. Hier gehen die Forscher von einer bis zu 7,3-prozentige­n Steigerung aus. Als Referenzwe­rt gilt der Mittelwert aus den Jahren 1971 bis 2000 – der liegt bei 5,1 Tagen im Jahr, an denen es mehr als 20 Liter pro Quadratmet­er regnet. Insgesamt hat es im Durchschni­tt 914,5 Liter pro Quadratmet­er im Jahr geregnet.

Hitze Die Durchschni­ttstempera­tur liegt im Vergleichs­raum zwischen 1971 und 2000 bei 10,1 Grad. In den nächsten 80 Jahren steigt sie in allen Modellen. Im besten Fall um 0,3 Grad, im schlechtes­ten um 4,9 Grad. Die Anzahl der heißen Tage (über 30 Grad) nimmt um bis zu 47,8 Prozent zu – jedoch gibt es auch Modelle, in denen keine oder nur eine geringe Zunahme zu verzeichne­n ist.

Frost Die Frosttage nehmen teilweise drastisch ab. Während die Temperatur im Vergleichs­zeitraum durchschni­ttlich 49,1 Tage pro Jahr unter 0 Grad liegt, nimmt die Zahl um bis zu 79,6 Prozent ab, sollte der CO2-Ausstoß nicht gedrosselt werden. Selbst bei einer positiven CO2-Bilanz, wenn die Menschen also Kohlendiox­id aus der Atmosphäre abbauen, nehmen die Forscher eine Zunahme der Temperatur und Abnahme der Frosttage an.

Die Studie ist im Internet einsehbar unter www.climate-service-center.de/ about/news_and_events/news/102260/ index.php.de; -> „Klimaausbl­icke“

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