Rheinische Post Mettmann

Im Lokschuppe­n beginnt die Reisezeit

- VON THOMAS PETER

Das Eisenbahn- und Heimatmuse­um hatte am Sonntag wieder geöffnet. Der Themenschw­erpunkt in der Ausstellun­g heißt aktuell „Urlaub, Sonderzüge, Fahrkarten und Koffer“.

ERKRATH Nach acht Monaten Shutdown hatte auch das Eisenbahnu­nd Heimatmuse­um des gleichnami­gen Vereins (EHEH) am Sonntag wieder geöffnet. Bei schönem Wetter nutzen viele Kulturinte­ressierte das Wochenende für einen Ausflug in die Region. Die Regelausst­ellung im Lokschuppe­n ist inzwischen auf eine saalfüllen­de Größe angewachse­n, und seit zwei Jahren kommt noch ein monatlich wechselnde­r Themenschw­erpunkt hinzu. Dieses Mal hieß das Thema „Urlaub, Sonderzüge, Fahrkarten und Koffer“, nachdem Kofferexpe­rte Horst Gerngreif weitere historisch­e Reisekoffe­r akquiriert und ihre Geschichte recherchie­rt hatte.

Bis zur Mitte des 20. Jahrhunder­ts reiste man auch über weite Strecken meist mit der Eisenbahn. Um das ganze Gepäck der reichen Leute (Damen) zu verstauen, hatten sich Zug-taugliche Koffer entwickelt, die zunächst aus Holz waren und innen teilweise wie Kleidersch­ränke aufgebaut waren. Das Verladen und der Transport der Koffer erfolgten nach einem Logistik-System, das wie das Gesamtsyst­em der Eisenbahn eine Wissenscha­ft für sich war, aber damals noch ganz ohne Computer funktionie­rte. Alte Koffer lassen sich oft auf einen wohlhabend­en Besitzer zurückverf­olgen: „Eine der Geschichte­n ist auf unserer Website nachzulese­n, und hier vor Ort kann ‚Koffer-Horst‘ noch weitere erzählen“, sagte EHEH-Vorsitzend­er Ralf Fellenberg.

„Koffer-Horst“Gerngreif ist aber nicht der einzige wichtige Ansprechpa­rtner im Museum. Armin Gärtner ist ein weiterer Experte für Zugreisen und hat 2020 sogar ein Buch mit dem Titel „Reisebüro Sonderzüge“unter dem Dach des Vereins veröffentl­icht. Inzwischen seien 95 Prozent der Erstauflag­e online verkauft und verschickt worden, so dass der EHEH Nachschub drucken lassen musste. Die Bestellung­en seien nicht nur aus Deutschlan­d, sondern auch aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg gekommen. Sogar in Spanien, Frankreich und Schweden seien je ein oder zwei Exemplare geordert worden, berichtet Ralf Fellenberg. „Es hat mich überrascht und gefreut, dass wir als kleines Museum so beachtet werden“.

Nach dem Motto „gemeinsam sind wir stärker“haben sich 22 kleine Museen der Region zu den „Bergischen Museen“zusammenge­schlossen. „Wir stehen im Austausch und machen gegenseiti­g Werbung für uns“, erklärt Fellenberg; dazu sei Geld zusammenge­legt worden und eine Förderung vom Land gebe es auch. Zusätzlich nimmt der Lokschuppe­n als Attraktion am Programm „Neanderlan­d Quickies“teil, einem All-inclusive-Paket des Kreises für auswärtige Touristen.

Waltraut Seehause aus Hilden besuchte am Sonntag zum ersten Mal den Lokschuppe­n und hat eine enge Beziehung zur Eisenbahn: Sie besucht regelmäßig ihre Familie in Hannover und wäre nach dem Unwetter vorletzte Woche beinahe im Niemandsla­nd gestrandet. Das Museum habe ihr gefallen: „Ich finde es interessan­t, mal die ganze Geschichte der Eisenbahn von den ersten Schienen aus Gusseisen bis heute zu sehen“.

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RP-FOTO: STEPHAN KÖHLEN Uli Schimschoc­k zeigt Besucherin Waltraut Seehause im Erkrather Lokschuppe­n, wie ein Stellwerk bedient wird.

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