Im Lokschuppen beginnt die Reisezeit
Das Eisenbahn- und Heimatmuseum hatte am Sonntag wieder geöffnet. Der Themenschwerpunkt in der Ausstellung heißt aktuell „Urlaub, Sonderzüge, Fahrkarten und Koffer“.
ERKRATH Nach acht Monaten Shutdown hatte auch das Eisenbahnund Heimatmuseum des gleichnamigen Vereins (EHEH) am Sonntag wieder geöffnet. Bei schönem Wetter nutzen viele Kulturinteressierte das Wochenende für einen Ausflug in die Region. Die Regelausstellung im Lokschuppen ist inzwischen auf eine saalfüllende Größe angewachsen, und seit zwei Jahren kommt noch ein monatlich wechselnder Themenschwerpunkt hinzu. Dieses Mal hieß das Thema „Urlaub, Sonderzüge, Fahrkarten und Koffer“, nachdem Kofferexperte Horst Gerngreif weitere historische Reisekoffer akquiriert und ihre Geschichte recherchiert hatte.
Bis zur Mitte des 20. Jahrhunderts reiste man auch über weite Strecken meist mit der Eisenbahn. Um das ganze Gepäck der reichen Leute (Damen) zu verstauen, hatten sich Zug-taugliche Koffer entwickelt, die zunächst aus Holz waren und innen teilweise wie Kleiderschränke aufgebaut waren. Das Verladen und der Transport der Koffer erfolgten nach einem Logistik-System, das wie das Gesamtsystem der Eisenbahn eine Wissenschaft für sich war, aber damals noch ganz ohne Computer funktionierte. Alte Koffer lassen sich oft auf einen wohlhabenden Besitzer zurückverfolgen: „Eine der Geschichten ist auf unserer Website nachzulesen, und hier vor Ort kann ‚Koffer-Horst‘ noch weitere erzählen“, sagte EHEH-Vorsitzender Ralf Fellenberg.
„Koffer-Horst“Gerngreif ist aber nicht der einzige wichtige Ansprechpartner im Museum. Armin Gärtner ist ein weiterer Experte für Zugreisen und hat 2020 sogar ein Buch mit dem Titel „Reisebüro Sonderzüge“unter dem Dach des Vereins veröffentlicht. Inzwischen seien 95 Prozent der Erstauflage online verkauft und verschickt worden, so dass der EHEH Nachschub drucken lassen musste. Die Bestellungen seien nicht nur aus Deutschland, sondern auch aus Österreich, der Schweiz und Luxemburg gekommen. Sogar in Spanien, Frankreich und Schweden seien je ein oder zwei Exemplare geordert worden, berichtet Ralf Fellenberg. „Es hat mich überrascht und gefreut, dass wir als kleines Museum so beachtet werden“.
Nach dem Motto „gemeinsam sind wir stärker“haben sich 22 kleine Museen der Region zu den „Bergischen Museen“zusammengeschlossen. „Wir stehen im Austausch und machen gegenseitig Werbung für uns“, erklärt Fellenberg; dazu sei Geld zusammengelegt worden und eine Förderung vom Land gebe es auch. Zusätzlich nimmt der Lokschuppen als Attraktion am Programm „Neanderland Quickies“teil, einem All-inclusive-Paket des Kreises für auswärtige Touristen.
Waltraut Seehause aus Hilden besuchte am Sonntag zum ersten Mal den Lokschuppen und hat eine enge Beziehung zur Eisenbahn: Sie besucht regelmäßig ihre Familie in Hannover und wäre nach dem Unwetter vorletzte Woche beinahe im Niemandsland gestrandet. Das Museum habe ihr gefallen: „Ich finde es interessant, mal die ganze Geschichte der Eisenbahn von den ersten Schienen aus Gusseisen bis heute zu sehen“.